Deus Ex: Human Revolution
Drei Wege, ein Ziel, Eure Entscheidung
Jensen nähert sich dem auf dem GPS markierten Ort. Das leise Knacksen im Ohr verrät ihm, dass seinen Boss Ungeduld plagt. „Haben Sie das Zielgebäude erreicht?“ „Nein, noch nicht. Ich soll einen Einbruch in eine Polizeistation starten. Das dauert ein wenig länger.“ „Finden Sie einen Weg hinein. Leise, wenn es geht, ein Frontalangriff sollte die letzte Option sein.“
Das stumme Knacken, das die Verbindung abrupt kappt, signalisiert, dass der Konzern ihn erst einmal machen lässt, aber doch angesichts der Situation ein wenig mulmig zumute sein muss. Was zur Hölle macht jemand mit einem Chip im Kopf mitten in einer Terrorgruppe, die sich den Krieg gegen solche Modifikationen auf die Fahnen geschrieben hatte? Noch dazu einem Chip aus den eigenen Laboren. Was befindet sich auf dem Chip?
Zu viele Fragen. Nur der Tote in der Leichenhalle der Cops hat darauf die Antworten und solange der Konzern nicht weiß, was sich auf dem Chip befindet, darf er unter keinen Umständen von den Ordnungshütern gescannt werden.
Es ist ruhig auf den Straßen von New Detroit. Hier ein Penner auf der Bank, dort lehnt ein verdächtig harmlos wirkender Mann unbestimmter Profession, ein paar Passanten hasten durch das neblige Neon. Ein Abend wie jeder andere und wie an genau diesen stehen auch heute zwei Wachen am Eingang zur Polizeistation. Mit allen Mitteln… notfalls…
Das Setting ist gesetzt und in dieser Demo haben sich die Entwickler in den Kopf gesetzt, uns in die drei klassischen Spielweisen von Deus Ex: Human Revolution einzuführen. Nicht dass wir sie nicht kennen würden. Ballern, Reden, Schleichen. Alle drei sollen für Deus Ex: Human Revolution anhand des obigen Eindringens in die Polizeistation gezeigt werden. Und schnell wurde klar: Alles wie gehabt, wie bekannt und es wird ganz an euch liegen, zu entscheiden, wie ihr vorgeht und was ihr macht. Es ist ganz in der Tradition von Warren Spectors Idealen gehalten. Es gibt kein Gut und Böse. Nur Möglichkeiten, Entscheidungen und Konsequenzen.
Reden? Reden ist für Anfänger!
Die beiden Wachen können Jensen nach zig Jahren nicht mehr beeindrucken. Er war ein Cop. Er weiß, wie die funktionieren. Diese beiden sehen zwar jung und motiviert aus, aber das tun sie alle, die hier Wache schieben. Unerfahren und motiviert. Gefährliche Mischung. Jensen will bereits aus der Station entkommen sein, bevor sie wissen, was los ist. Er schreitet durch die Lobby. Dreckig, gesäumt vom üblichen Treibgut New Detroits.
Eine Mischung aus Alkohol, kaputten Familiengeschichten, Drogen und dem letzten guten Cop in dieser Stadt. Er sitzt hinter dem Tresen. War ein guter Mann, zu viel Pflichtbewusstsein, aber wer ohne Fehler, der werfe den ersten Stein. Jensen lächelte fast. Fast. Hinter der Brille hätte es wie ein Fletschen der Zähne gewirkt, wäre er so emotional geworden.
Eine Glastür, ein deutlich erfahrenerer Cop und ein unmissverständliches Schild weisen den Weg. „Hier nicht weiter. Hier tot hinter der Linie.“ Oder sowas. Die Wörter ändern sich, die Bedeutung ist immer die gleiche. Er hat nie viel darauf gegeben. Vielleicht war das ein Teil seines Werdegangs. Cop. So lange zuvor. Er schritt durch die Tür und die Sirenen spielten ihr eigenes Lied. Ob sein alter Bekannter sich in den Weg stellen würde? Ihn aufhalten? Für immer? Ein zweites Beinahe-Lächeln. So schnell hintereinander. Jensen merkt, dass er zu viel denkt. In der Zwischenzeit hat er die Heckler zucken lassen, eine weitere Cop-Karriere, die es nicht bis zur goldenen Uhr bringen würden.
Jensen ist aber auch Realist. Der Weg ist direkt, aber über diesen Flur, durch das Deckungsfeuer der Polizisten, würde er nicht weit kommen. Er schiebt den Kopierer zuerst, dann erinnert er sich an seinen neuen Körper. Seine neuen Arme. Die zentnerschwere Büromaschine scheint fast schwerelos. Wirkungslos graben sich die Kugeln in ihre Front, während er sich dahinter langsam vorarbeitet. Die Schussposition bessert sich mit jedem Zentimeter. Die Grenze ist erreicht, die beiden Cops haben keine Chance. In der Haupthalle mit ihrer Balustrade, wenige Meter weiter, würde es nicht so leicht werden.
Wie erwartet hatten sich die Polizisten bereits hinter Tischen und Trennwänden verschanzt. Nicht zu sehen, lauernd. Wissen sie denn nicht, dass heute jeder bessere Agent einen Röntgenblick-Scanner verbaut hat? Bald würden sie sich an die neue Welt gewöhnen müssen. Nun, zumindest die nächste Generation.