L.A. Noire
Mord und Totschlag
Hinweis: Schaut in unsere Komplettlösung zu L.A. Noire, wenn ihr Hilfe bei der Lösung der Fälle braucht oder Filmrollen und Zeitungsartikel sucht.
Die junge Frau ist nackt. Ihr Körper misshandelt, geschlagen und mit rotem Lippenstift bemalt. Würgemale ziehen sich über den zarten Hals, ihre Arme sind verdreht, ihr Kopf eingeschlagen und überall ist Blut. Die Worte auf dem Bauch klingen wie blanker Hohn: „Kiss the Blood. BD". Ein Markenzeichen, das an den Black Dahlia Mörder erinnert – der damals wirklich sein Unwesen trieb. Auch er misshandelte die Leichen der Frauen, zerstückelte sie und hinterließ Lippenstift-Nachrichten. Doch war er es wirklich oder ist es nur ein Nachahmungs-Täter?
1947. Cole Phelps, Kriegsveteran, gerade erst von seinem ersten Lippenstift-Fall zurück und noch frisch im Morddezernat, wird von Captain Donnelly in einem Diner aufgespürt und auf den Fall angesetzt. Zusammen mit seinem neuen Partner, dem verstockten Galloway, muss er den furchtbaren Tatort durchsuchen. Ohne DNA und Blutuntersuchungen geht es hier um detektivisches Gespür und einen starken Magen. Phelps beugt sich herunter, untersucht die Leiche. Die blutigen Hämatome und die furchterregende Schrift. Er greift selbst zu, dreht die Extremitäten der Toten und findet in der Hand mit den abgebrochenen Fingernägeln – was würde Phelps wohl für einen DNA-Test geben – ein Fetzen Papier. Ein erster Hinweis. Ein halber Name auf einem Bücherei-Ausleihzettel. Maldonado steht darauf. Will der Täter die Polizei zu seinem Opfer führen?
Die Aufgabe am Ort des Schreckens ist noch nicht vorbei. Gemeinsam mit Galloway folgt Phelps einer Blutspur. Er findet eine blutverschmierte Bierflasche, dann eine zerrupfte Seidenstrumpfhose, eine Halskette und am Ende die Handtasche. Dort dann der finale Hinweis. Die Frau heißt Antonia Maldonado eine junge Mexikanerin, die in Los Angeles ihr Glück gesucht und den Tod gefunden hat. Auf ihrem Bücherreiausweis steht auch ihre Adresse. Das nächste Ziel steht fest und die beiden ziehen los, um einen Mörder zu fangen.
Gleich die ersten Minuten dieses ungewöhnlichen Falls begeistern durch die dichte Atmosphäre. Musik, Charaktere und Grafik gehen dabei eine perfekte Symbiose ein. Die genialen Gesichtsanimationen sorgen dafür, dass man den Figuren ihre Aufregung und ihr Entsetzen abnimmt. Satter Blues verstärkt das Gefühl, mitten in einem Film gelandet zu sein. Die Steuerung entspricht dem Genre-Standard, bei der Untersuchung der Leiche kann man mit den Analog-Sticks jeden Hinweis herumdrehen. Seid ihr auf der falschen Spur, gibt das Spiel kleine Hinweise. Euer Partner ruft euch herbei, die Musik wird lauter und das Pad vibriert. Eine kriminalistische Schnitzeljagd, die positiv an alte Adventures erinnert.
Auch die Fahrt mit dem Oldtimer zur nächsten Adresse, Antonias Wohnung, überzeugt durch ein gelungenes Fahrgefühl. Nicht zu simpel, nicht zu viel Simulation. Gerade die späteren Autos liegen satt in der Kurve und machen auch bei Verfolgungsjagden keine Probleme. Alternativ zum Selbstfahren könnt ihr euch auch von der KI herumkutschieren lassen. Die Stadt ist dabei mehr Staffage als lebender Schauplatz. Es gibt zwar Dutzende Lokalitäten, überall Fußgänger und Fahrzeuge, aber L.A. Noire ist kein Grand Theft Auto, sondern zumindest in diesem Punkt eher Mafia 2. Es soll vor allem eine Geschichte transportiert werden. Nebenaufgaben oder Ähnliches gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Wieso man dafür gleich halb Los Angeles nachbauen musste? Keine Ahnung.
Das Opfer hat nicht in einem normalen Apartment gewohnt. Sie ist im Bed & Breakfast Hotel von Miss Lapenti untergekommen. Keine Küche, keine Toilette. Morgens und abends wird gemeinsam gegessen. Das Zimmer ist durchwühlt. Auf dem Schreibtisch liegt ein Brief von einem Anwalt. Scheidungsunterlagen. Antonia wollte sich scheinbar von ihrem Mann Angel trennen. Dazu passend die Adresse der ehemaligen Wohnung, wo er noch lebt. An der Wand ein Bild von der Hochzeit. Antonia mit ihrem Mann im Brautkleid, ihrer Kette und einem auffälligen Armband. Seltsam, am Tatort wurde nur die Kette gefunden. Ein weiterer Hinweis auf ein Verbrechen: Das Fenster ist eingeschlagen, draußen liegt eine Metallstange. Etwas stimmt hier nicht. Die Musik hat aufgehört, hier gibt es nichts mehr zu finden.