Minecraft - Test
Spiel des Lebens
Zu sagen, es fühlt sich ein bisschen komisch an, erst jetzt eine Kritik dazu zu schreiben, knapp zwei Jahre, nachdem man Minecraft das erste Mal spielen konnte, ist eine Untertreibung. Dieses Spiel ist schon so ewig fester Bestandteil des Spielelebens, dass man sich eine Welt ohne nur noch schwer vorstellen kann. Dabei: Wirklich offiziell erschienen ist es ja erst jetzt. Nichts mehr mit Classic, Alpha oder Beta mit steigenden Versionsnummern. Zeit für einen Test, denn das Spiel ist fertig. Gewissermaßen.
Denn ganz im Geiste dieses niemals enden wollenden Low-Fi-Sandkastens wird fleißig erweitert, gebaut und geforscht, um Minecraft auch in Zukunft noch besser und größer zu machen. "Größer"? Wie soll das noch gehen? Dieser Indie-Titel kam aus dem Nichts, startete als kubistisches Digital-LEGO und jetzt ist seine Welt je nach Rechenleistung des PCs, auf dem es gespielt wird, schon größer als die unseres Planeten, wenngleich meine schwere Zahlen-Allergie, die ich seit dem einen Punkt in der zehnten Klasse Mathe mit mir rumschleppe, dafür sorgt, dass ich Mojangs kurze Gleichung einfach für bare Münze nehmen muss.
Das Spiel wuchs seit seinen denkwürdigen Anfangstagen Ende 2009 aber auch in die Tiefe. Zwei weitere Spielmodi, ein Crafting-System sowie ungezählte Rohstoffe und noch viel mehr andere Kleinig- und Großigkeiten kamen hinzu. Und jede Änderung verschob die Art und Weise, wie man Minecraft erlebte. Der versprochene Adventure-Modus, für den bereits ein grundlegendes Erfahrungspunkte- und Leveling-System integriert wurde, ist dabei nur das konkreteste Beispiel für die unterschiedlichen Richtungen, in die sich das Spiel zukünftig noch tiefer ins Bewusstsein seiner Zielgruppe buddeln wird.
Und dazu gehört mittlerweile offenbar jeder. 17 Millionen Menschen sind auf der offiziellen Website registriert, weit über vier Millionen davon bereits dem Goldrausch dieser zufallsgenerierten Sphären erlegen. Sie bezahlten einen Betrag zwischen 9,99 Euro (Alpha) und 19,99 (Vollversion) und machten den findigen Schweden Markus "Notch" Persson nicht nur zum Fan-Millionär. Und das ist in diesem Fall zur Abwechslung mal nicht allein einem unerklärlichen Hype geschuldet, sondern vollkommen berechtigt. Dieser unter beispiellosem Einbezug der Öffentlichkeit entwickelte Abenteuerspielplatz vereint das Beste vieler Welten und nimmt für jeden einzelnen der Millionen an Spieler eine andere, ganz persönliche Form an.
Minecraft kitzelt auf unnachahmliche Art wahlweise den Jäger, den Sammler, den Camo-bekleideten Survival-Fanaten, den Architekten oder den Abenteurer in euch und ist dabei immer nur so simpel oder komplex wie ihr es wollt. Vollkommen mittellos setzt euch der zentrale Überlebensmodus inmitten einer Welt aus, über die man so gut wie gar nichts weiß. Nur zwei Dinge sind sicher: So gut wie jeder Block ist zerstör- und aufnehmbar - und nachts kommen Monster. Hat man erst einmal mit bloßen Händen einen Baum gefällt, aus dessen Holz eine Werkbank und an dieser seine erste, hölzerne Spitzhacke gebaut, legt man sich seinen Überlebensplan für die erste Nacht zurecht.
Nach einigen bitteren Bildschirmtoden merkt man, dass dieser Plan darin liegen sollte, sich in der Erde oder der Flanke eines Bergmassivs zu vergraben und den Eingang zuzumauern, um nicht von Skeletten mit Pfeilen gespickt, von Zombies gefressen oder einem Creeper gesprengt zu werden. Sobald das Licht aus ist, ist das hier eine feindselige Welt, die einem trotz oder gerade wegen des niedlich-pixeligen Quader-Looks und der wundervoll melancholischen Piano-Musik eine Heidenangst einjagt.