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Risen 2 (Xbox 360 und PS3) - Test

Man muss ja auch mal das Gute sehen: Es ist etwas hübscher als das erste Risen.

Man erkennt leicht, dass eine Konsolengeneration das Ende der Laufzeit erreicht hat, wenn es kleinen Teams nicht mehr gelingt, einen technisch nicht einmal so weit vorn liegenden PC-Titel ohne große Probleme umzusetzen. Entweder das, oder sie sind nicht kompetent genug. Im Zweifel für den Angeklagten - in diesem Falle das französische Studio Wizarbox -, die Xbox ist ja nun wirklich nicht mehr neu auf dem Markt und zumindest wurde es kein Konsolen-Risen-1. Nur so viel besser gelang Risen 2 der Sprung auf 360 und PS3 dann aber auch nicht.

Eure Toleranz gegenüber Rucklern - auf der PS3 besonders ausgeprägt - und massiven Tearing-Problemen - mit in Einzelfällen bis zu vier gut sichtbar wandernden Strichen auf der 360 - muss sehr hoch sein, um das sich durch die Ersatz-Karibik bewegende Bild noch schön zu nennen. Der Detailgrad blieb dabei ganz ordentlich erhalten, es sind kaum weniger Pflanzen oder Lichteffekte als auf dem PC unterwegs, aber sobald es alles loslaufen soll, geht es schon mal gerne in den unteren gerade noch zweistelligen Framebereich. Auf der PS3 lässt sich das permanente Nachladen dank der Blinkelampe an der Konsole gut erkennen und in direkten Zusammenhang mit den 1-sekündigen Zwangspausen alle hundert virtuellen Meter setzen. Einen sehr drolligen Effekt verursacht das Schnellreisen auf den einzelnen Karten. Es gibt hierbei keine Ladezeiten, was hoch anzurechnen ist, aber dafür dauert es ein bis zwei Sekunden, bis sich das Bild von leerer Fläche über untexturierte Objekte hin zur fertigen Welt aufbaut. Vielleicht zeigt dieser Effekt ja auch das wahre Geheimnis hinter Risen 2. Nichts davon passiert wirklich, es ist alles in der Matrix...

Das ist für ein Spiel, dessen positiver Eindruck am Ende zu einem guten Stück durch die atmosphärische, fast schon pittoreske Spielwelt begründet wurde - für manche mehr, für andere weniger, aber die Inseln fanden am Ende alle hübsch - schon ein mittleres Desaster. Nicht die richtige Beleuchtung (etwas zu hell), nicht die richtige Synchronität bei Soundeffekten (mal gar nicht, mal zu spät), das hier ist keine gelungene Umsetzung. Sie ist halt nur etwas besser als die des ersten Risen, aber ein großer Ritterschlag ist das jetzt nicht.

Es wird aber noch etwas schlimmer, vor allem, wenn ihr vorhabt, lange zu spielen. Mehr als zwei Stunden am Stück vielleicht. Der Test-TV ist ein ausgesprochen kontrastfreudiger Phillips der aktuellen Generation in 42 Zoll. Nicht gerade ein Produkt mit verwaschenem Billig-Panel. Aber selbst hier wurde die Schrift in den Menüs nach einer Weile einfach nur anstrengend. Es ist die gleiche Größe und Art wie am PC. Dort wird die Auflösung in echten 1080p dargestellt oder eben auf die gewählte Auflösung korrekt skaliert. Auf der Konsole wird bekanntlich selten echtes 1080p ausgegeben - man möchte sich Risen 2 nicht vorstellen, wenn dem so wäre - sondern eine niedrigere Auflösung für die Signalausgabe hochgezogen. Das ist kein Problem, wenn der Entwickler das bedenkt und seine Schriftart und -größe anpasst. Ist hier nicht passiert. Das Gefühl leichter Unschärfe, dass ihr hier permanent haben werdet, das seid nicht ihr.

Und trotzdem hätte ich es brav durchgespielt. Ja, technisch sind das alles ernsthafte Makel und ich würde jedem sofort zur PC-Version raten (deren Test und damit die Informationen zu Spiel und Kampf sind hier zu finden). Ohne Wenn und Aber. Seid ihr allerdings Nur-Konsolenspieler und auf der Suche nach einem sympathisch-veralteten, sehr deutschen Fast-schon-Retro-Rollenspiel, dann ist Risen 2 trotz dieser Macken immer noch ein paar Nachmittage eurer Zeit wert. Piranha Bytes hielt sich von neuen Wegen fern, die Spielwelt ist groß und offen, das Kampfsystem auf dem Stand der Jahrtausendwende stehengeblieben und Figuren, Story oder Bewegungen zu keinem Punkt wirklich der Stand der Künste. Und alle paar Jahre macht das für ein Weilchen Spaß. Nur halt sehr viel mehr, wenn einen die Technik in diesem Rollenspiele-von-Gestern-Vergnügungspark versinken lässt. Was uns zu "kauft die PC-Version" zurückbringt.

Vor allem, weil es mir dort nicht gelang, einen tödlichen Quest-Bug nachzustellen, der meine Piraten-Karriere auf der Xbox nach etwa 12 Stunden beendete. Ein bestimmter Gegenstand tauchte nicht auf, die eigentlich weiterführenden Aufgaben verschwanden plötzlich aus dem Logbuch - ohne bei den Erledigten aufzutauchen - und ich rannte sprichwörtlich gegen eine Wand. Sie war aus Feuer und man muss sie passieren, wenn man das Spiel beenden möchte. Was ich nun nicht mehr kann. Weil der Gegenstand, die Quest und der Questgeber verschollen sind. Für immer, wie es scheint. Nach einigen Stunden, in denen ich wirklich alles versuchte, fast egal, wie abwegig es war, gab ich auf, mein Spiel ließ sich nicht mehr beenden. Einen Spielstand, der alt genug aber nicht zu alt war, hatte ich auch nicht mehr, Game Over, fangen sie bitte von vorne an. Um fair zu sein, es handelt sich wohl nicht um ein häufig auftauchendes Problem, andere konnten das Spiel ohne solche Schwierigkeiten beenden. Trotzdem darf es nicht vorkommen.

Der Vollständigkeit halber: Auf 360 und PS3 ist der DLC "Der Lufttempel" mit enthalten, muss allerdings noch mit einem mitgelieferten Code freigeschaltet werden - nehmt dies, Gebrauchtkäufer... Ihr bekommt eine neue Insel, über die schwerer Nebel wabert. Die neuen Monster, die Gargoyles, sind beeindruckend groß und fallen enttäuschend schnell um. Lasst euch nicht zu Beginn der Quest täuschen, es wird viel Großartiges erzählt, am Ende ist es ein Pfad und ein Raum, der sich Tempel nennt. Eine Stunde, anderthalb vielleicht extra, danach erweitert sich das Ganze noch als MMO-Sammelquest. In den vorhandenen Bereichen tauchen weitere Gargoyles in definierten Zahlen auf. Go, kill, done. Öde, aber immerhin ein paar Extra-Erfahrungspunkte.

War Risen 2 auf dem PC eine Art letztes, sympathisches und stellenweise sehr unterhaltsames Aufglimmen einer inzwischen ziemlich weit zurückliegenden und kurzen Hochphase deutscher Rollenspiele, scheitert es auf der Konsole wieder einmal. Die hübschen Sonnenuntergänge, der satte Dschungel, die kitschigen Dörfchen und der damit verbundene Spaß an der Erkundung leiden massiv auf 360 und PS3. So sehr, dass sich das dahinterliegende, alles andere als perfekte oder auch nur zeitgemäße Spielsystem viel deutlicher bemerkbar macht. Nehmt noch einen vielleicht nicht generellen oder alltäglichen, aber doch existenten Killer-Quest-Bug dazu und das Urteil kann nur lauten, dass ihr Risen 2 entweder auf dem PC oder gar nicht spielt.

4 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
In diesem artikel

Risen 2: Dark Waters

PS3, Xbox 360, PC

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