Warren Spectors Appell an Carmack und Sweeney: "Hört auf zu rendern, erschafft glaubwürdige Charaktere"
Man stelle sich nur die Möglichkeiten vor.
Design-Legende Warren Spector hat im Gespräch mit Eurogamer.de die Technik-Genies John Carmack (id Software) and Tim Sweeney (Epic) dazu aufgerufen, ihre "Talente und Intelligenz" lieber für Spiel-Elemente einzusetzen, die nichts mit Gewalt und Kampf zu tun haben.
Angesprochen darauf, warum Spiele so gut darin sind, Gewalt dazustellen, bei Emotionen und Sexualität aber regelmäßig auf die Nase fallen, holte Spector weit aus und machte auch vor anderen Größen der Branche nicht halt:
"Ich sollte das vermutlich nicht machen, denn das wird mich irgendwann in Schwierigkeiten bringen", schickt er nachdenklich vorweg. "Aber ich habe in der Vergangenheit aktiv versucht, einige meiner Entwicklerkollegen zu beschämen. Besonders John Carmack und Tim Sweeney."
"Kannst du dir vorstellen, wie Spiele heute aussehen würden, wenn die beiden genau so viel Zeit in Non-Combat-KI stecken würden, wie in das Rendering ihrer Spiele? Kannst du dir vorstellen, was für Spiele wir hätten, wenn John Carmack sich entscheiden würde, einen glaubwürdigen Charakter zu kreieren, anstatt einer glaubwürdigen Waffe?"
"Oh mein Gott. Ich meine, diese Leute sind viel schlauer als ich. Ich weiß nicht, wie das Problem zu lösen ist, aber sie könnten das möglich machen. Wenn sie ihre Talente und ihre Intelligenz nur darin investieren würden."
"Ich will, dass ihr das schreibt: 'Tim Sweeney und John Carmack: Hört auf zu rendern, fangt an Menschen zu erschaffen - oder Mäuse. Mir egal, welches von beiden", so der Epic-Mickey-Macher.
Dass Spiele diesen Weg eingeschlagen haben, komme jedoch nicht von ungefähr und sei auf die Ursprünge der Videospiele - und ihrer Erschaffer - zurückzuführen.
"Ich glaube, wir konzentrieren und ein wenig zu sehr auf Gewalt, weil wir einfach wissen, wie es geht. Es ist leicht, einfach. Und viele Spieler scheinen es zu mögen", so Spector. "Es ist aber nicht alles, was wir sein können und auch nicht alles, was wir sein sollten.
"Wir haben nun Mal einen Controller mit einer Menge Buttons drauf und das lässt sich wirklich gut darauf übertragen, in einer bestimmten Millisekunde einen Knopf zu drücken, der darin resultiert, einen Pixel über den Bildschirm zu bewegen und einen anderen Pixel zu erschaffen. Und das machen wir ziemlich gut, weil es sich dazu passt, den Abzug einer virtuellen Waffe zu ziehen. Das ist einfach für uns."
"Dann muss man berücksichtigen, wo wir herkommen", erklärt er. "Wir alle sind irgendwie als Dungeons-&-Dragons-Nerds angefangen, kommen alle aus einer Welt der Fantasy, haben das Bestreben, diese Fantasy-Welten zum Leben zu erwecken. Und diese Welten sind nun mal gefüllt mit Schwertern und Waffen. Was den Story-Standpunkt angeht, kommen wir alle aus dieser Richtung, wir alle finden es cool. Das ist nun einmal, was wir machen."
"Das gleiche für eine Konversation zu machen, ist extrem schwierig", so sein Urteil. "Wir machen so etwas einfach nicht. Es lässt sich nicht einfach auf das Drücken der Knöpfe mappen. Und es nervt mich auch, dass nicht mehr Leute versuchen, dieses Problem zu lösen. Ich verstehe zwar, warum. Es ist ein sehr, sehr schwieriges Problem, aber auch eines, dass es wert ist, gelöst zu werden."
In Disney scheint er hingegen voll und ganz aufzugehen.
"Ein Grund dafür, dass ich Spiele wie [Epic Mickey] als Entwickler für Disney so ansprechend finde … die meisten anderen Firmen wollen nicht, dass man ein Spiel wie dieses macht. Und von dort aus, wo ich mich gerade in meinem Leben und meiner Karriere befinde, will ich aber Dinge ergründen, wie etwa, wie es ist, einen Bruder zu haben, wie man mit Verbitterung umgeht, wie man eine Familie gründet. Es ist einfach toll für Disney zu arbeiten, wenn man über Themen wie die Wiedergutmachung sprechen will und darüber, wie wichtig Familie und Freunde sind. Die meisten Firmen interessieren sich nicht dafür."
Disney Mickey Epic 2 - Die Macht der zwei erscheint im 17. November auf PS3, Xbox 360 und Wii. Unsere Vorschau klärt euch über das Spiel auf.