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New Super Mario Bros. 2 - Test

Wie ist das eigentlich gemeint, "Mario ist immer eine sichere Bank"?

Man ist kein wirklicher Videospieler, wenn man sich in den vergangenen 20 Jahren nicht regelmäßig gefragt hat, wie oft Nintendo wohl noch Mario-Spiele nach erprobter, aber im Groben und Ganzen kaum veränderter Formel auf den Markt bringen kann. Selten war dann ein neuer Teil allzu weit, der einen die Frage wieder vergessen ließ, Mushroom-, Eis- und Wüstenwelt einen frischen Dreh verpasste und hinter jeder Röhre überraschte. Wie albern man sich manchmal vorkam, jemals an Nintendo gezweifelt zu haben.

Bis vor neun Monaten, als das rundum überzeugende Super Mario 3D Land herauskam, trafen sie immer wieder, mit chirurgischer Präzision geradezu, einen Nerv, von dem man dachte, er wäre mit zunehmendem Alter schon längst verkümmert. Jedes neue Spiel ließ einen wieder die Sorte Innigkeit spüren, die man nur für Spiele übrig hat, die einen ein halbes Leben lang begleiten und zugleich, und das ist wichtig, granitartig dem Zahn der Zeit trotzten. New Super Mario Bros. 2 gibt nun sein Bestes, wirkt konzentriert und puristisch und fühlt sich trotzdem irgendwie abgegriffen an. Ihr habt euch gefragt, wie lange Mario in der Form noch funktioniert? Bis hierhin und danach hoffentlich wieder. Aber nicht heute.

Wem schon damals Marios eShop-Animation nach getätigten Internet-Einkäufen ein zynischer, bildsprachlicher Schlag ins Gesicht der eigenen Kindheitserinnerungen war, der muss bei der Prämisse von NSMB 2 wirklich tapfer sein. Angesichts des schweren Standes des Handhelds im Westen und des zweiten Mario-Spiels auf der Plattform binnen eines Dreivierteljahres wirkt die Symbolik des neuen Titels wie ein frecher Scherz. Zwar wird eingangs mal weder Peach geraubt, rein spielerisch dreht sich in Marios jüngstem Rettungseinsatz aber alles eher um das Anhäufen einer Münzen-Million.

New Super Mario Bros. 2 - Trailer

Natürlich ist das sicherlich, hoffentlich, ganz anders gemeint. Der erste Game-Design-Pitch ging zweifellos darauf zurück, sich für den neuen Teil auf die grundlegenden Dinge zu konzentrieren, die die Fans an einem Mario so befriedigend finden. Und das Aufspüren und Sammeln - pling, pling, pling - der formschönen, massiven Taler erzeugt im Spielerhirn unter Garantie mit die stärksten chemischen Reaktionen. Trotzdem ist des Klempners ebenso unerklärliche wie unerklärte Geldgeilheit mehr als nur ein wenig befremdlich.

Das kann man allerdings nicht für die Umsetzung der Spielmechaniken sagen kann. Die sind bekannt makellos. Zwischen Power-Up-Pils (Anmerkung des Korrektors: Es ist nicht so, dass ich diesen Fehler nicht sah, aber meine infantile Natur erfreute sich ein paar Sekunden daran. Seid frei, das auch zu tun, wenn ihr möchtet.), Feuerblume, und Tanooki-Schwanz fühlt sich das Spiel durch die gewohnten Themenwelten nach wie vor einfach ziemlich gut an. Ein Goldblock, den ihr euch als Kopf aufsetzt und der bei schneller Bewegung andauernd Münzen spuckt oder ein goldener Feuerball, der bei Kontakt Gegner und Blöcke in Taler verwandelt, stellen für Sekundenbruchteile eure Prioritäten auf den Kopf und animieren dazu, sich größerer Gefahr auszusetzen, was wegen des allgemein recht leichten Basis-Ablaufs eine nette Art ist, seinen Schwierigkeitsgrad selbst zu skalieren. Ansonsten ist NSMB 2 'Business as usual', kompetentes Handwerk - ein Spiel, das man auf rein mechanischer Ebene immer noch zu schätzen weiß. Auch das Leveldesign ist folglich nach wie vor durchaus gelungen. Zwar hat man bei diesem Teil das Gefühl, dass er nicht so sehr den Drang verspürt, sich wie in Galaxy oder auch 3D Land in jedem Abschnitt ein bisschen neu zu erfinden. Trotzdem sind auch gut konditionierte Mario-Spieler hier und da immer mal wieder überrascht darüber, wie gut gewisse Bereiche versteckt sind.

Rein spielerisch gibt der neue Münzen-Fokus recht patent die Marschrichtung vor und ändert sogar leicht das Pacing dieses speziellen Ablegers, wenn ihr euch überlegt, wie ihr wohl diese oder jene Stelle erreicht. Letzten Endes kann man es aber auch niemandem verübeln, wenn er sich wenig um diese optionalen Herausforderungen schert und ob ihm im letzten Level jetzt zehn, fünfzehn oder fünfzig Münzen auf dem Weg zur Million fehlen. Ich habe nach meinem ersten Durchlauf durch die sechs Welten (zwei sind als Bonus versteckt) etwa zehntausend Zähler auf dem Konto gehabt und werde den Teufel tun, diesen Vorgang 99 Mal zu wiederholen. Der Schlag der Mario-Apostel, der sich in jede Todesgrube wirft, nur um zu sehen, ob sich dort nicht vielleicht doch ein verstecktes Power-Up findet, sieht das vielleicht anders. Mir erschien das gesamte Unterfangen aber irgendwie hohl.

Der separate Münzrausch-Modus füllt die Prämisse mit wenig mehr Leben. Hier hat man es mit eine Art Highscore-Modus zu tun, bei dem man seine Punkte mit anderen Street-Pass-Usern austauschen kann. Leider krankt er an dem kleinen Problem, dass die drei Level, die ihr hier mit nur einem Leben nach möglichst vielen Talern durchforsten müsst, zufällig ausgewählt werden. Vergleichbarkeit mit anderen oder gar mit eurer eigenen Bestmarke ist damit nicht gegeben. Immerhin treibt man so den ständig eingeblendeten Taler-Zähler ein wenig schneller in die Höhe.

Nichts an diesem Spiel ist für sich genommen schlecht. Es ist überaus kompetent in all den Disziplinen, in denen eine Reihe mit dieser langen Tradition überaus kompetent sein muss, fühlt sich in Sachen Handhabung nach wie vor wie der König dieses selbst geschaffenen Genres an. Immer wieder schimmert sogar matt die Genialität durch, für die man Nintendo-Spiele, insbesondere diese hier, immer so vergötterte. Und trotzdem ist das hier das erste Mario, bei dem mich eher 20 Jahre alte Automatismen durch die Level ziehen, als die Freude an dieser Welt der irren Einfälle und der gemein-motivierenden Herausforderungen.

Es ist zeitlich näher am deutlich frischeren 3D Land als ihm gut tut, zu weit weg vom direkten Vorgänger, um - in dieser Form - die "2" im Titel zu rechtfertigen und wird überdies in Sachen Ideenreichtum von Rayman: Origins in die Tasche gesteckt. Und so ist der bekannte Zauber dieser Reihe auf der Überholspur ins spätsommerliche Ladenregal auf halber Strecke liegen geblieben.

7 / 10

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