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Ein Hauch von Schicksal: Warum Bungies Destiny kein echtes MMO ist

Das erste Projekt nach Halo ist vielmehr eine Weiterentwicklung von Borderlands.

Wenn man Bungie die Frage stellt, ob Destiny ein MMO ist, also das, was man sich unter einem klassischen MMO vorstellt, dann lautet die Antwort: nein. Sicher, Destiny nutzt wohl das eine oder andere MMO-Element. Allerdings gehört es eher zu einer neuen Art von Online-Spiel: Es teilen sich zwar viele Spieler eine große Welt, dennoch ist man mit einer eher übersichtlichen Zahl von Mitstreitern unterwegs. Ähnlich verhält es sich etwa mit den auf der E3 vorgestellten Ubisoft-Titeln The Crew oder The Division.

Destiny ist mehr eine Art Borderlands oder Diablo in größerem Stil, auch wenn hier im Vergleich mit den genannten Spielen kein echtes Offline-Singleplayer-Spiel mit drin steckt. Rein theoretisch könnt ihr euch durchaus alleine auf den Weg machen, um eine Mission zu bestreiten. Das bedeutet aber nicht, dass euch nicht doch irgendwann ein weiterer menschlicher Mitspieler begegnet - selbst wenn ihr nicht gemeinsam mit ihm in einer Gruppe unterwegs seid. Was wiederum im Umkehrschluss bedeutet: Ihr braucht eine Internetverbindung für Destiny, denn genau dafür ist dieses Spiel konzipiert worden.

Loot me if you can

Aber warum sollte man eigentlich zusammen spielen? Nun, da gibt es zum Beispiel die Aussicht auf tollen Loot. Ein Argument, das doch irgendwie immer ein wenig oder je nach Spieler auch ziemlich stark zieht. Dementsprechend ähnelt auch der spielerische Ablauf dem beliebten Shooter aus dem Hause Gearbox und dem klicklastigen Action-Rollenspiel von Blizzard. Neben ganz gewöhnlichen Gegnern in verschiedenen Variationen - sozusagen das Kanonenfutter - werdet ihr immer wieder auch auf Bossgegner stoßen.

Und wie es sich für einen zünftigen Bossgegner gehört, ist dieser natürlich ganz besonders schwer zu knacken. Sonst wäre es schließlich kein Boss, nicht wahr? Erst recht, wenn ihr alleine unterwegs seid. Hier kommt dann das Zusammenspiel mit anderen Mitstreitern zum Zuge, zumal die Bosse auch unterschiedliche Taktiken anwenden und man wiederum erst einmal herausfinden muss, wie man die Schwachstellen besagten Feindes nun effektiv ausnutzt. Sollte mal einer eurer Begleiter aus den Schuhen kippen, könnt ihr ihn oder sie bequem vor Ort wiederbeleben.

Nach getaner Arbeit folgt dann die Belohnung in Form des Loots. Dazu zählen unter anderem verschiedene Waffen, mal mehr, mal weniger gut. Ein wenig Glücksspiel ist schließlich immer dabei. Im Gegensatz zur Konkurrenz bietet euch Bungie in Destiny allerdings die Möglichkeit, ein besonders begehrtes Schießeisen weiterzuentwickeln, indem ihr entsprechend viele Feinde damit um die Ecke bringt und dann die Waffe in verschiedenen Bereichen verbessert. Anders gesagt: Eure Kanone levelt mit, ihr müsst euch also nicht zwingend um regelmäßigen Ersatz eures Inventars kümmern. Aber ihr kennt das ja: Hier stößt man dann auf etwas, das schicker aussieht, dort wiederum fällt einem eine Waffe in die Hände, die vielleicht ein paar tolle Boni bietet. Ihr werdet es trotz allem wohl nicht leicht haben, euch hier für eine einzige Lieblingswaffe zu entscheiden.

Geteilte Welt

Wie bereits erwähnt, betrachtet Bungie Destiny nicht als MMO im eigentlichen Sinn, spricht vielmehr von einem „Shared World Shooter", in dem ihr zwar theoretisch schon die Welt mit tausenden anderen Spielern teilt. Doch im Gegensatz zu einem MMO seht ihr nicht immer jeden einzelnen dieser anderen menschlichen Mitspieler um euch herum. Jeder Spieler bewegt sich demnach in einer Art Instanz, in der sich einerseits auch eure Mitstreiter aufhalten, wenn ihr in einer Gruppe mit ihnen spielt. Andererseits findet sich darin jedoch nur eine begrenzte Zahl weiterer Spieler.

“Es ist mehr eine Art Borderlands oder Diablo in größerem Stil, auch wenn hier im Vergleich mit den genannten kein echtes Offline-Singleplayer-Spiel mit drin steckt.“

Wie viele das sind, darüber schweigt sich Bungie derzeit noch aus. Man werde jedoch durchaus regelmäßig auf andere menschliche Spieler treffen, heißt es. Und was ihr dann daraus macht, liegt wiederum an euch. Schließt euch zusammen, fordert oder bietet Hilfe an oder ignoriert sie schlicht und ergreifend und macht euer eigenes Ding. Ihr müsst dabei übrigens nicht befürchten, dass plötzlich irgendjemand um die Ecke kommt und euch eiskalt ohne Vorwarnung in den Rücken schießt, denn der Fokus von Destiny liegt klar auf dem kooperativen Aspekt. PvP wird es vermutlich geben, aber Details dazu verrät man nicht. Sollte sich dennoch jemand - in welcher Form auch immer - daneben benehmen, kann Bungie auch nicht näher benannte Strafen aussprechen. Auch müsst ihr euch keine Sorgen darüber machen, mit Mitspielern zusammengeworfen zu werden, die im Level weit über oder unter euch stehen - dafür werde das Matchmaking schon sorgen.

Immer wieder werdet ihr auf euren Reisen auch auf zufällige öffentliche Events stoßen, die eben nicht nur in eurer eigenen Instanz stattfinden, sondern überall. Dementsprechend können dort schon mal recht viele Spieler oder Gruppen auftauchen, die es dann gemeinsam mit den dortigen Feinden aufnehmen. Auch hier gilt: Ihr müsst euch nicht unbedingt ins Getümmel stürzen, aber ihr könnt. Und eine schicke Belohnung gibt es für solche Events sicherlich ebenfalls.

Anpassungsfähig

Die KI eurer Widersacher scheint unterdessen ein wenig anpassungsfähig zu sein und nicht nur stur irgendwelchen Regeln zu folgen. Es kommt zum Beispiel vor, dass der letzte Gegner aus einer ganzen Gruppe kurzerhand die Beine in die Hand nimmt, wenn er der Ansicht ist, gegen euch oder ein kleines Team keine Chance mehr zu haben. Ob ihr ihn dann entkommen lasst oder doch noch versucht, ihm den Gnadenschuss zu verpassen, liegt alleine an euch. Inwiefern sich das alles dann auf das Zusammenspiel von KI-Feinden auswirkt, bleibt abzuwarten.

Was das Gameplay an sich anbelangt, werdet ihr euch diesbezüglich vermutlich wenig Sorgen machen müssen - genügend FPS-Erfahrung hat das Team dank diverser Halo-Titel allemal. Und nicht umsonst wird die Shooter-Reihe immer wieder aufgrund ihres Gameplays auf den Konsolen gelobt. Daher dürfte davon auszugehen sein, dass man für Destiny wieder eine ähnliche Sorgfalt walten lässt. Endgültig kann man das aber natürlich erst sagen, wenn man erst einmal selbst Hand angelegt hat.

Destiny wirkt in gewisser Weise wie die nächste Evolutionsstufe von Gearbox Softwares Borderlands. Unterhaltsames Koop-Geballer, jede Menge Loot, eine spannende Geschichte, doch mit weitaus mehr potenziellen Mitspielern, auf die ihr direkt in der Welt treffen werdet und mit denen ihr euch an Ort und Stelle kurzschließen könnt. Keine Wartezeiten, keine Verabredungen mit Mitspielern, alles geschieht spontan - oder auch nicht, wie ihr wollt. Ganz so abgedreht wie das Leben auf Pandora wird sich das Universum in Destiny wohl eher nicht präsentieren, aber wir wollen ja auch keinen simplen Klon haben. In irgendeiner Weise Sorgen machen müsst ihr euch hier wohl eher nicht: Mit Activision hat Bungie einen finanzstarken Publisher im Hintergrund, der vollstes Vertrauen in die Entwickler hat. Und wenn jemand das Borderlands-Spielprinzip auf die nächste Stufe bringen kann, dann sind es sicherlich die Shooter-Experten von Bungie. Was soll da schon großartig schiefgehen?

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