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State of Decay (PC) - Test

Die Überraschung des Jahres gibt's nun auch für den PC. Eine kleine Auffrischung, warum das gut ist.

Im letzten Juni machte State of Decay einem alten Vorurteil nachhaltig den Prozess: Mit großer Spielwelt, Permadeath und zahllosen interessanten Survival-Mechaniken, die (nach ein, zwei Patches) flüssig ineinandergriffen, beendete das kleine Studio Undead Labs im Alleingang das Open-World-Monopol großer Spiele-Hersteller. Selbstverständlich war es technisch weder so ausgereift noch bugfrei wie spielerisch ähnlich gestrickte Multimillionen-Dollar-Produktionen. Dafür fühlte es sich aber deutlich offener und freier an, als das rigide Ablaufen von Missionstriggern, das das Genre im Laufe dieser letzten Generation zu so einer vorhersehbaren Angelegenheit machte.

Das gibt's jetzt auch für den PC, weshalb ich an dieser Stelle noch ein paar Worte verlieren möchte, warum auch die auf Steam erschienene Version ihr Geld doppelt und dreifach wert ist. Sollte euch der Sinn nach mehr Details und dem Klein-klein des Titels stehen, widmet ihr euch im Anschluss einfach unserer umfangreichen Test der Konsolenfassung von State of Decay.

Von 'NOCH ein Zombiespiel!?' bis hin zu 'ich hätte nicht gedacht, dass DAS geht', dauert es in State of Decay nicht allzu lange.

Jetzt ans Eingemachte der Heimcomputerfassung: Beide Versionen gleichen sich bis aufs Haar. Das Spiel ist noch immer nicht unbedingt eine Schönheit, wenngleich die Beleuchtung atmosphärisch durchaus überzeugt und die Art-Direction ihren eigenen, comichaften Charakter mit viel Selbstsicherheit auf den Bildschirm bringt. Die Texturen und das Laub der Bäume sind bestenfalls mittleres PC-Niveau, gewinnen durch die erhöhte Auflösung im Vergleich zur 360 jedoch an Feinheit und allgemein stehen die 60 Bilder pro Sekunde dem Titel sehr gut zu Gesicht.

Allerdings muss ich gestehen, dass die Performance auf meinem i5 3570K mit 770er GeForce eigentlich deutlich fixer sein sollte. Besser als auf Konsole ists aber allemal und in Bewegung wissen vor allem die überzeichneten Animationen und eben der allgemeine Look sehr zu gefallen. Nicht anfreunden konnte ich mit der Maus- und Tastatursteuerung, die erst mit einem kommenden Patch frei belegbar sein wird. Mit einem 360-Controller ist man aber ohnehin am besten dran.

Eine Lanze fürs hässliche Entlein

Diese oberflächlichen Details sollten euch allerdings nicht schrecken. Zum einen sind die veranschlagten 19 Euro für einen Titel dieses Umfangs und dieser Ambitionen vergleichsweise schmales Geld, zum anderen stimmt das Gebotene inhaltlich einfach. Das Kleinstadt-Survival trumpft einfach durch einen hohen Grad an Selbstbestimmung auf. Anstatt ihn auf eine Reise durch eine Spielwelt zu nehmen, die vor allem durch Weite besticht, setzt der Spieler in einer hoch konzentrierten, abwechslungsreichen und dynamischen Welt voller Gefahren, versprengten Fremden und Ressourcen selbst den Kurs. Und der führt hoffentlich zu seinem und dem Überleben der Gruppe geretteter Charaktere in der eigenen, selbst verwalteten Enklave.

"Elegant ist dabei, wie euer Vorgehen fließend zwischen Metzelei ohne große Rücksicht auf Verluste und durchaus elegantem Stealth wechselt."

Elegant ist dabei, wie euer Vorgehen fließend zwischen Metzelei ohne große Rücksicht auf Verluste und durchaus elegantem Stealth wechselt. Dabei steigert ihr je nach Vorgehen die Charakterwerte, die eurer Spielweise entsprechen, werdet regelmäßig von neuen Skills überrascht, von denen ihr nicht ahntet, dass ihr sie mal bekommen würdet und entdeckt nach und nach immer mehr versteckte Mechaniken. Über allem thront Undead Labs' sympathische Auffassung von Survival. Schön, mal ein Spiel zu erleben, das Überleben nicht in erster Linie dadurch definiert, wie gut ihr eure monströse Bedrohung bekämpft, sondern darüber, wie gut eure Gruppe aufgestellt ist. Ihr spielt nicht nur gegen die Zombies, sondern immer auch ein wenig gegen die Zeit, wenn die Kräfte eures besten Sammlers im Laufe des Tages schwinden, die Nahrung oder Munition knapp wird oder ihr abwägen müsst, wem ihr helfen wollt und wem nicht.

Selbst nach Stunden entdeckt man immer noch individuell gestaltete und vertonte NPCs, die zu Spielfiguren werden können.

Wie in Capcoms erstem Zombies im Kaufhaus könnt ihr durchaus die Gelegenheit verstreichen lassen, potenziell hilfreiche Überlebende zu retten und sie so eurem Trupp hinzuzufügen. Und durch das Vernachlässigen eurer Jäger-und-Sammler-Pflichten bringt ihr eure kleine Gemeinschaft schon mal dem moralischen Kollaps nahe. Natürlich gibt es auch hier Missionen, die einzig und allein dazu da sind, die Handlung voranzutreiben. Zwischen Rollenspiel-Elementen, der sozialen Komponente, bei der ihr euch erst die Freundschaft eines der erstaunlich gut ausgearbeiteten Charaktere erarbeiten müsst, bevor ihr ihn als Spielfigur nutzen könnt, und dem motivierenden Ausbau der eigenen Basis ist die Geschichte aber wenig mehr als eine Fußnote. Es gibt einfach zu viel zu tun, an jeder Ecke ist euer Input gefragt. Ihr seid der Boss. Was habt ihr heute vor?

Ergo spreche ich auch in der PC-Version für dieses hässliche Entlein die wärmste denkbare Empfehlung aus. In vielerlei Hinsicht ist es das Zombie-Survivalspiel, auf das wir so viele Jahre lang gewartet haben. Nicht perfekt, nicht zeitlos schön, aber in Breite und Tiefe unverbraucht, überraschend und letzten Endes deshalb so einnehmend. Wäre letztes Jahr nicht DayZ um die Ecke gekommen, müsste man sich darüber unterhalten, ob wir es hier mit der Referenz in Sachen untoter Unterhaltung zu tun haben. So reicht's aber immerhin für eine der angenehmsten Überraschungen in diesem Jahr.

9 / 10

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

State of Decay

Xbox 360, PC

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