Plants vs. Zombies: Garden Warfare - Test
Warum denn noch auf Titanfall warten? Aus dem Nichts kommt PopCap mit einer Multiplayer-Spaßgranate.
Vorsichtig bewege ich mich die Straße des kleinen Städtchens entlang. Es ist zwar menschenleer, aber wirkt dennoch wie ein friedlicher, idyllischer Ort. Die Sonne scheint, das Gras ist saftig grün und der Pool lädt zu einem kleinen Abstecher ein. Doch diese Idylle wird gestört, als ich erst ein leises, dann beständig lauter werdendes Hämmern höre, bis plötzlich ein etwas beleibterer, auf einem Presshammer sitzender Zombie mit Warnweste und Schutzhelm hinter einer Ecke hervorkommt. Er rast auf mich zu, während er mit seinem Betonwerfer zusätzliche in meine Richtung schießt.
Mit meiner Erbsenkanone lege ich schnell den Rückwärtsgang ein und erwidere das Feuer, aber ich kann ihn nicht stoppen und er kommt unaufhaltsam näher, wird mich vermutlich jeden Augenblick erreichen. Im letzten Moment huscht jedoch unter der Oberfläche etwas an mir vorbei und schießt plötzlich aus dem Boden heraus in die Luft. Es ist der Schnapper eines Teamkollegen, der sich den Zombie ins Maul der fleischfressenden Pflanze stopft, ihn kurzerhand verschluckt, gefolgt von einem sichtlich zufriedenen Rülpser. Mahlzeit!
Nein, das war keine Drogenfantasie meinerseits, sondern ist vielmehr Alltag in Plants vs. Zombies: Garden Warfare, PopCaps verrücktem Mehrspieler-Shooter, in dem sich Pflanzen und Zombies nun auch in 3D auf weitläufigen Schlachtfeldern bekriegen.
Battlefield trifft Mass Effect
Und Garden Warfare ist wirklich ein waschechter Multiplayer-Shooter. Ganz anders als die erfolgreichen PvZ-Mobile-Titel, wobei man natürlich dem Thema treu bleibt und es fast perfekt in dieses neue Korsett gezwängt hat. Garden Warfare bietet dabei sowohl kompetitive als auch kooperative Elemente. Im Koop-Modus nehmt ihr es aufseiten der Pflanzen gemeinsam mit anderen Mitspielern mit anrückenden KI-Zombies auf und müsst euren Garten mit allen Mitteln verteidigen. Hier kommt es natürlich auf eine gute Zusammenarbeit an, damit ihr nicht nur die normalen Wellen übersteht, sondern auch die zwischenzeitlich auftauchenden Bossgegner beziehungsweise stärkere Zombies. Wenn ihr den Mehrspielermodus von Mass Effect 3 gespielt habt, dürfte euch das durchaus vertraut vorkommen.
Andererseits gibt es klassisches Team Deathmatch sowie eine weitere Variante davon, in der die schlechten Spieler - oder einfach diejenigen, die oft sterben - beim Respawn mehr Gesundheitspunkte erhalten. Ebenfalls mit dabei ist der Modus „Gärten und Friedhöfe", in dem Pflanzen und Zombies abwechselnd die Rolle von Verteidiger und Angreifer einnehmen. Nach und nach müsst ihr hier bestimmte Punkte - pro Ziel habt ihr nur ein paar Minuten Zeit - auf der Map erobern und euch so den Weg zum finalen Schauplatz der Auseinandersetzung bahnen. Auf einer der Karten besteht das Ziel nach der Eroberung von sechs Kontrollpunkten dann etwa darin, fünf Zombies in eine Villa zu befördern, wobei die Zugangswege von großen Kanonen bewacht werden, die in schneller Folge ihre explosiven Geschosse durch die engen Korridore feuern. Da muss man erst einmal durchkommen, wenn man gleichzeitig auch noch von den Spielern aufseiten der Pflanzen unter Beschuss genommen wird.
Das klassische Team Deathmatch sowie "Garten und Friedhöfe" (in allen kompetitiven Spielmodi können jeweils maximal 24 Spieler antreten) gibt es dann jeweils noch mal in einer „klassischen" Variante, in der zum Beispiel individuelle Anpassungen der Charaktere nicht sichtbar sind. Sozusagen das pure PvZ-Erlebnis. Xbox-One-exklusiv ist übrigens ein Splitscreen-Modus. Hier könnt ihr mit einem Freund auf der heimischen Couch gemeinsam gegen KI-Zombies spielen, online gegen andere im kompetitiven Multiplayer aber leider nicht. Trotzdem eine nette Zugabe, sofern ihr ein Spiel sucht, das ihr regelmäßig gemeinsam mit einem Freund zocken wollt. Beachtet dabei allerdings, dass dieser Modus nur dann funktioniert, wenn das Spiel mit dem Internet verbunden ist. Der Grund dürfte sein, dass die hier verdienten Münzen oder erfüllte Herausforderungen (nur für Spieler 1) eben auch an den Server übertragen werden müssen.
Die Qual der Wahl
Jede der beiden Parteien verfügt über vier unterschiedliche Charakterklassen. Und die sind auch nicht einfach nur 1:1-Kopien der jeweils anderen Seite. Die Sonnenblume verfügt beispielsweise über einen Heilstrahl, mit dem sie anderen Pflanzen folgen und sie beständig mit neuer Lebensenergie versorgen kann. Bei den Zombies kann wiederum der Wissenschaftler heilen, allerdings nur mit einem stationären Gerät, das er auf dem Boden platziert.
"Jede Klasse verfügt so über ihre ganz eigenen Spezialitäten, die im Kampf nützlich sein können."
Jede Klasse verfügt so über ihre ganz eigenen Spezialitäten, die im Kampf nützlich sein können. Der anfangs erwähnte Schnapper gräbt sich etwa in den Boden und kann Zombies dann mit einem Biss verschlucken, der Kaktus-Sniper platziert Kartoffelminen auf dem Boden, während der Zombie-Soldat einen tragbaren Raketenwerfer auf dem Rücken trägt und obendrein über ein Jetpack verfügt. Besonders witzig sind auch die Drohnen, hier in Form fliegender Knoblauchzehen beziehungsweise Zombieköpfe. Es sind jedenfalls gänzlich unterschiedliche Figuren und sie spielen sich jeweils völlig anders, sind aber zugleich auch sehr gut aufeinander abgestimmt, doch nur im Zusammenspiel entfalten sie ihr volles Potenzial. Jede Fähigkeit hat irgendwo ihren Nutzen, sei es nun für euch selbst oder auch für Teammitglieder.
Insgesamt gibt es drei Fähigkeiten pro Kämpfer, die ganz bequem erreichbar auf LB, RB und Y liegen und die ihr gleich zu Anfang freischaltet. Ihr müsst also nicht erst mühsam auf Rang 10 klettern, um auch über alle Skills zu verfügen, ab Rang 3 seid ihr voll ausgestattet - und das geht relativ schnell. Im Rang steigt ihr übrigens auf, indem ihr pro Level neue Herausforderungen erfüllt. Ihr müsst dann zum Beispiel mal fünf Gegner von einer erhöhten Position aus erledigen, ein Item mehrmals einsetzen, eine bestimmte Zahl an Teamkameraden heilen und so weiter. Dadurch steigt dann nicht nur der jeweilige Rang des Charakters, sondern auch eure allgemeine Spielerstufe.
Ebenfalls Xbox-One-exklusiv ist der Boss-Modus, in dem ihr via SmartGlass (und auch Kinect) quasi den Befehlshaber spielt und die anderen im Gefecht unterstützt - ähnlich wie der Commander in Battlefield 4. In dem Fall seht ihr dann beispielsweise Crazy Daves fliegenden Wohnwagen über dem Schlachtfeld schweben - irgendwie erinnert mich das an Spaceballs -, der aber auch verwundbar ist und abgeschossen werden kann. Als Boss habt ihr etwa die Möglichkeit, Luftschläge anzufordern oder eure Kollegen mit Wiederbelebungs- oder Heilstationen zu unterstützen.
"Eure Sammlung seht ihr im Stickerheft und es weckt schon den Sammlertrieb, zumal es bei insgesamt acht Charakteren so einiges zu finden gibt."
Weckt den Sammeltrieb
Ein weiteres Element, das man dem Multiplayer-Modus von Mass Effect 3 entliehen hat, sind Kartenpakete. Darin findet ihr jeweils unterschiedliche Inhalte zu verschiedenen Münzpreisen. In der günstigsten Variante sind das etwa Verbrauchsgegenstände wie Zombies oder Pflanzen, die ihr als KI-Kämpfer in „Gärten und Friedhöfe" sowie im Koop-Modus platzieren könnt und von denen ihr regelmäßig Nachschub braucht. Ebenfalls finden sich darin Sticker für weitere Charaktervarianten, einmalig nutzbare Fähigkeiten - etwa das erfolgreiche Erfüllen einer bestimmten Herausforderung - oder aber Accessoires für die Charaktere in Form von Hüten oder anderem Krams, etwa 3D-Brillen, Gesten und dergleichen.
Eure Sammlung seht ihr im Stickerheft und es weckt schon den Sammlertrieb, zumal es bei insgesamt acht Charakteren so einiges zu finden gibt. Wie schon erwähnt, kauft ihr diese Pakete zu Münzpreisen - von ganz günstig bis ganz teuer. Ich muss zugeben, dass es mich schon ein wenig überrascht hat, dass diese nicht optional wie in Mass Effect 3 gegen echtes Geld angeboten werden, aber das war natürlich mehr eine Überraschung der positiven Sorte. Stattdessen verdient ihr euch die Münzen durch Aktionen in den Matches, etwa Abschüsse, Heilungen, Wiederbelebungen und so weiter und so fort. Ebenso gibt es für das erfolgreiche Abschließen einer Partie einen Bonus. Kurz gesagt: Je besser ihr seid, desto mehr Münzen bekommt ihr. Ebenso gibt es mitunter Bonuspakete, etwa wenn ihr mit einem Charakter den vierten Rang erreicht.
"Mit seiner ordentlichen Technik rundet Garden Warfare dann auch das stimmungsvolle Gesamtbild dieses Multiplayer-Shooters ab."
Technisch kann sich Garden Warfare mit seiner Frostbite Engine 3 ebenfalls sehen lassen. Die Landschaften verwöhnen euch vielleicht nicht bis ins letzte Detail mit allerlei Feinheiten, aber das sollen sie auch gar nicht und der comicartige Stil steht dem Spiel in 3D sehr gut zu Gesicht. Auch die Charaktere sehen einfach wunderbar lebendig aus, sind hervorragend animiert und immer für einen Lacher gut - ob nun durch die Geräusche, die sie von sich geben, oder durch ihre Fortbewegung beziehungsweise ihr Aussehen. Dazu flutscht das Spiel zu jeder Zeit flüssig über den Bildschirm, wirklich bemerkbare Framerate-Einbrüche waren nicht zu verzeichnen.
Mit seiner ordentlichen Technik rundet Garden Warfare dann auch das stimmungsvolle Gesamtbild dieses Multiplayer-Shooters ab. Es ist sicher kein Monsterbudget-Titel wie Call of Duty oder Battlefield, aber es war offensichtlich mehr als ausreichend, um ein sehr unterhaltsames, witziges und sympathisch stilisiertes Spiel zu erschaffen, das sich direkt in mein Herz gespielt hat. Ja, ich liebe es. Es gibt Spiele, bei denen weiß man das von der ersten Sekunde an. Und dieses hier war für mich so eines. Mir gefällt auch die farbenfrohe Optik von Garden Warfare und es ist immer für eine schnelle Runde zwischendurch gut - oder eben für ein gepflegtes Koop-Spielerlebnis mit euren Freunden. Sicher, ein paar mehr Spielvarianten wären nett gewesen, etwa ein echter Conquest-Modus á la Battlefield oder die Möglichkeit, via Splitscreen online spielen zu können. Aber auch so liefert EA hier einen rundum gelungenen Multiplayer-Shooter zu einem vergleichsweise günstigen Preis ab, bei dem man eigentlich nur schwer "nein" sagen kann. Erst recht nicht, wenn man vom grau-braunen Einheitsbrei die Nase voll hat.