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Tales from the Borderlands Episode 1: Zer0 Sum - Test

Passt wie die Faust aufs Auge.

Bekanntes Schema, aber diesmal mit Tonnen an Humor. Borderlands-Humor. Ist nicht für jeden was. Ist aber gut. Borderlands halt.

Es gab sicher nicht wenige Leute, die bei der Ankündigung von Tales from the Borderlands skeptisch waren. Gearbox, Borderlands und Telltale, passt das wirklich zusammen? Oh ja, und wie! Während man Spiele wie The Walking Dead oder The Wolf Among Us getrost in die Kategorie „serious business" einordnen kann und Game of Thrones wahrscheinlich ebenfalls in diese Richtung gehen wird, wirkt Tales of the Borderlands regelrecht erfrischend und erheiternd.

Borderlands war schon immer recht abgedreht, zynisch und nicht minder brutal. Und Telltale schafft es, genau diese Elemente auch auf Tales from the Borderlands zu übertragen - nur eben im typischen Telltale-Stil. Was das bedeutet, will ich euch gleich verraten: Auch das neueste Werk der Entwickler geht nicht den klassischen Adventure-Weg, sondern fühlt sich mehr wie ein interaktiver Film mit leichten Adventure-Elementen an. Meiner Meinung nach kommt die Borderlands-typische Absurdität durch diese Art der Inszenierung sogar noch besser zur Geltung, als es in den Shootern der Fall ist. Wenn es um den reinen Spaßfaktor geht, setzt sich Tales from the Borderlands mit der ersten Episode gleich deutlich vor The Walking Dead oder The Wolf Among Us.

Er hält Rhys und Fiona gefangen. Aber warum?

All das fängt damit an, dass Hyperion-Mitarbeiter Rhys und sein Kumpel Vaughn auf ihre Beförderung hoffen und bereits Pläne schmieden, was sie mit dem ganzen Geld anfangen. Aber es kommt ganz anders. Rhys' Erzfeind Vasquez hat plötzlich das Sagen und verfolgt seine eigenen Pläne, während der vorherige Boss mal eben am Fenster der Hyperion-Raumstation Helios vorbeischwebt. Und das sind genau die Momente, die auf die Borderlands-typische Art präsentiert werden.

Rhys und Vaughn wollen es anschließend Vasquez heimzahlen und begeben sich nach Pandora, um dort einen Deal abzuschließen, den eigentlich Vasquez geplant hat. Dabei geraten sie jedoch von einem Schlamassel in den nächsten und lernen auch Fiona (den zweiten Protagonisten neben Rhys) und ihre Begleiter kennen. Dass es die geleckten Hyperion-Mitarbeiter auf Pandora keineswegs einfach haben und misstrauisch beäugt werden, sollte euch vermutlich nicht allzu sehr überraschen.

Die Geschichte und die Ereignisse sorgen jedenfalls im Verlaufe der zwei Stunden, die ich für die erste Episode benötigte, für einige herzhafte Lacher und absurde Momente, etwa wenn Rhys von hinten auf einen Banditen springt, dann auf seinem Rücken hängt und es partout nicht schafft, dessen Genick zu brechen. Während er sich weiterhin redlich bemüht, machen sich sowohl seine Begleiterin als auch sein Opfer über ihn lustig. The Walking Dead oder The Wolf Among Us schöpfen ihre Qualitäten aus anderen Dingen wie dem Drama, Tales from the Borderlands hangelt sich hingegen von einer absurden Situation zur nächsten - und das gekonnt.

Rhys' vorheriger Chef wurde gefeuert. Wie man sieht.

Dabei ist die Story nicht weniger durchdacht als bei den anderen Spielen. Rhys und Fiona erzählen das alles rückblickend einem Fremden gegenüber, der sie gefangen hält. Was nun eigentlich stimmt und ob das alles wirklich exakt so abgelaufen ist, wisst ihr daher am Ende selbst nicht so genau. Durch eure Dialogoptionen entscheidet ihr jedenfalls, wie beide gewisse Dinge aus ihrer Sicht beschreiben und mal mehr, mal weniger übertrieben darstellen. Und wie das im Verlauf der Staffel schlussendlich alles zusammenlaufen wird, ist eine mehr als spannende Frage.

Beide Hauptcharaktere sind auf den ersten Blick jedenfalls recht gegensätzlich. Man merkt nicht nur ihnen an, dass sie gewissermaßen aus verschiedenen Welten stammen - Rhys repräsentiert den (vielleicht nicht ganz so) sauberen Hyperion-Mitarbeiter, Fiona kennt das dreckige Leben auf Pandora seit ihrer Geburt - und andere Ansichten haben, aber gleichzeitig eben auch Gemeinsamkeiten, die sie zusammenarbeiten lassen. Noch wichtiger ist aber, dass beide sehr sympathisch rüberkommen, was für ein Spiel ja nun auch alles andere als unwichtig ist. Keiner von ihnen nervt mit seiner Präsenz. Ganz im Gegenteil: Ihr könnt ihre Beweggründe ganz genau nachvollziehen.

Telltale lässt euch die Bewaffnung des Loader Bots selbst wählen.

Spielerisch hat sich Telltale bemüht, ein paar weitere Optionen zu bieten, um für Abwechslung zu sorgen. Es gibt beispielsweise ein Inventar, das bislang aber noch nicht allzu umfangreich eingesetzt wird. Weiterhin hat Rhys die Möglichkeit, mit seinem Auge verschiedene Objekte zu scannen und weitere Informationen dazu zu bekommen. Und die zu lesen lohnt sich auf jeden Fall. Fiona kann wiederum Geld einsammeln und es in den Dialogoptionen einsetzen, um etwa einen Türsteher zu bestechen. An einer Stelle bekommt ihr sogar Unterstützung durch einen Loader-Bot, bei dem ihr selbst die Bewaffnung festlegt und Ziele auswählt. Und es wäre nicht Borderlands, wenn der Loader nicht ebenfalls witzige Kommentare von sich geben würde, während er einen Banditen nach dem anderen auseinandernimmt.

Das alles mag zwar nicht sonderlich revolutionär sein und auch ansonsten dem typischen Telltale-Muster entsprechen, aber Tales from the Borderlands punktet vor allem durch seinen großen Unterhaltungswert, durch den sich das Spiel deutlich von The Walking Dead oder The Wolf Among Us abhebt. Schlussendlich hatte ich wirklich das Gefühl, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist. Es gibt praktisch keinen Leerlauf und es ist immer etwas los auf Pandora. Viel besser hätte der Einstand von Tales from the Borderlands nicht gelingen können. Neben der Qualität der Episode, dem exzellenten Humor und den sympathischen Charakteren an sich weckt darüber hinaus auch die Vorschau am Ende bei mir große Lust auf mehr. Und wenn ein Spiel das schafft, hat es auf jeden Fall etwas richtig gemacht.

8 / 10

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