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CD Projekt: "Wir hatten keine Ahnung, wie man Spiele macht"

Marcin Iwinski über die Anfänge des Witcher-Studios.

In einem interessanten Interview mit Glixel hat CD Projekt Gründer Marcin Iwinski über die Anfänge des Studios sinniert. Wie sich herausstellt, war mehr die Liebe zu Games die treibende Kraft, als die schiere Kompetenz, sie zu entwickeln. In Zeiten, in denen The Witcher 3 als eines der besten Rollenspiele überhaupt geschätzt wird, ist das schwer zu fassen.

Direkt nach dem Ende ihrer Schullaufbahn, stiegen Iwinski und ein Freund in das Business ein: "Ich gründete die Firma zusammen mit einem Freund von der Schule, Michał Kiciński. Wir begannen als Spielevertrieb, aber ehrlich gesagt, waren wir nicht allzu gut darin. Wir waren gut im Spielen, dabei, sie auszusuchen und sie als erste für Polen zu lokalisieren", erinnert sich der heute 42-jährige.

"Anfangs war ein großer Teil unserer Motivation bereits, dass wir Zugang zu neuen Titeln erhielten. Das klingt super-albern, aber wir waren Götter. Wir waren die Herrscher mit der Entscheidungsgewalt darüber, was in Polen vertrieben wurde und was nicht", fährt er fort.

"Wir bekamen also Zugang zu all diesen Sachen. Ich habe letztens eine der ersten Anzeigen in einem polnischen Spielemagazin gesehen und unsere dort angegebenen Öffnungszeiten waren 10:00 bis 16:00 Uhr. Was haben wir bloß gemacht? Na klar, früh Feierabend, damit wir zocken konnten."

Das Geschäft professionalisierte sich trotzdem zusehends, unter anderem konnte man sich den polnischen Vertrieb von Warcraft 2 sichern. Aber schon bald keimte der Gedanke daran auf, seine eigenen Spiele zu entwickeln. Es gab nur einen Haken.

"Wir träumten davon, unsere eigenen Spiele zu machen. Aber wir hatten keine Ahnung, wie das ging. Wir waren eher leidenschaftliche Gamer, die es verstanden, ein Gamer-freundliches Publishing-Business zu betreiben und nun begannen, Spiele zu entwickeln, ohne jegliches Know-how. Heraus kam The Witcher 1."

Ein Vorbild für die Anfänger-Entwickler war BioWare und deren Doppelspitze Ray Muzyka und Greg Zeschuk.

"Wir spielten all die Baldur's-Gate-Spiele, aber dort gab es immer diesen bösen Sarevok, den man finden musste und - [macht ein Trompetengeräusch] - gewonnen! Wir dachten uns, hey, das ist toll, aber lasst uns dem ein wenig Würze verleihen: ambivalentere Figuren, die echter wirken, weil sie uns an uns selbst erinnern", zieht er den Vergleich.

"Wir sind nicht immer zufrieden mit unseren Entscheidungen im Leben. Die Dinge werden ausgehend von einer einfachen Situation manchmal fürchterlich kompliziert. Dann denkt man, 'Oh, das hab ich ordentlich versaut, mann. Was geschieht mit meinem Leben?' Das ist ein bisschen wie in Witcher."

Für die Branche ist ein Entwickler wie CD Projekt in jedem Fall ein Gewinn. Schön, dass Iwinski und Kicinski vor all den Jahren die Reise antraten.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
In diesem artikel

The Witcher 3: Wild Hunt

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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