Skip to main content

Nubert nuPro A-100 aktive 2.0 Lautsprecher - Test

Lebensqualität, geliefert in kleinen Kisten

Eurogamer.de - Herausragend Badge
Große Stage mit großem Sound: Wenn es um handlich und aktiv auf dem Schreibtisch geht, wird es nicht viel besser als das.

Neue PC-Boxen müssen her. Wer es hier noch nicht mitbekommen hat: Sofern es sich irgendwie umgehen lässt, versuche ich alles zu vermeiden, was sich wirklich "PC-Lautsprecher" nennt. Ich weiß noch, wie stolz ich auf ein PC-2.1-Set von Samsung war. 1994. Gerade mal vier Jahre, nachdem ich die letzten passiven Okano-Brüllwürfel zur Ruhe bettete. Seitdem hing eigentlich immer was halbwegs Vernünftiges an der Soundkarte - die in der einen oder anderen Form durchgehend seit 1988 installiert ist -, zuletzt und seit einer ganzen Weile die Bose Companion 20. Die sind nett, aber jetzt steht zum Test eine ASUS Essence One Muses. Kopfhörer dafür habe ich, eine Stereoanlage auch, aber am Computer? So einer Karte kann ich nicht mit Bose kommen. Was also tun?

Sieht aus wie ein Lautsprecher, klingt wie ein Lautsprecher, ist wohl ein Lautsprecher. Das Design ist recht konventionell.

Sonos? Nö! Kann ich nicht leiden. Fragt mich nicht, warum. Ich hatte nie welche, höre jenseits des Preises viele gute Dinge über sie, aber aus irgendeinem Grund kann ich Sonos nicht leiden. Ich bin da wohl so was wie ein Anti-Fanboy. Bower & Wilkins MM1? Hm, das sieht nach was aus, es ist 2.0 und recht handlich. Das, was ich haben möchte. Mit 470 Euro kein Schnäppchen, aber mal eines zum Probehören organisieren. Später. Was gibt es noch? Teufel ist klasse, kommt aber immer mit riesiger Holzbox, genannt Subwoofer, auf die ich keine Lust habe. Wie hieß denn noch mal die andere Firma, die einige geschätzte Leser hier immer wieder mal anführen...? Nubert! Richtig, Nubert. Mal gucken, was die so haben. 2.0-System, nicht schlecht. Aktiv, passt. Optionaler Subwoofer, kann ja nie schaden. Preis ca. 570 Euro, dafür sollte es was können. Nubert nu-Pro A-100. Na, mal gucken, was ihr könnt.

Außen: In der Packung, Äußeres und Anschlüsse

Lasst euch nicht täuschen, wenn ihr auf der Seite von Nubert seid. Eine Box kostet 285 Euro, für Stereo braucht ihr natürlich zwei davon. Ihr könnt eine kaufen und problemlos betreiben. Da Menschen aber nun mal mit zwei Ohren bestückt sind und Stereo bevorzugen, sollen es hier zwei sein. In der extrem stabilen und großen Verpackung finden die beiden entpackt recht kleinen nuPros einen sicheren Unterschlupf, der auch sonst alles bereithält, was ihr braucht. Das sogar doppelt, weil für jede Box einmal. Somit habt ihr am Ende zwei 1,5-Meter-USB-Kabel, zwei 1,5 Meter lange optische SPDIF-Kabel, zwei elektrische SPDIFs von drei Metern Länge, zwei 1,5-Meter-Adapterkabel von Cinch auf Klinke (3,5mm), zwei Netzkabel und zwei Fernbedienungen. Ganz wichtig, denn wenn ihr eine verliert, habt ihr noch eine an einem Ort, von dem ihr ganz sicher wart, euch an ihn zu erinnern, wenn mal die Fernbedienung verloren geht. Ein Ort, der ganz offensichtlich ist und an dem ihr nur zugreifen müsst. Wenn dann die nachbestellte dritte Fernbedienung ankommt, findet ihr die anderen beiden innerhalb der nächsten Stunde auch. Immer und garantiert. Also, ein - nein, zwei - großzügige Pakete, die für alle Anschlusslagen gerüstet sind.

Auch in Weiß erhältlich. Nicht in Gunmetal, Hot Pink oder Xanadu. Nubert ist da etwas konservativer.

Die Boxen selbst sind wie zu erwarten schwer - 4,3 Kilo pro Stück -, aber sehr handlich. Knappe 17 Zentimeter Breite und Tiefe und 27 Zentimeter nach oben verschwinden nicht gerade, auch nicht auf einem großen Schreibtisch, aber sie stehen auch nicht im Weg, wirken lächerlich groß oder deplatziert. Im Gegenteil, hier stehen jetzt die weiß lackierten nuPros A-100 und wirken in ihrer tadellosen, nahtlosen Verarbeitung einfach richtig schick. Vorn werden die beiden Töner mit einem elegant per Magnet-Patent vorgesetzten Mesh verdeckt - oder auch nicht, falls ihr es freizügig haben wollt. Dezent auffällig ist unten das kleine, sehr gut les- und dimmbare Display mit den vier Bedientasten daneben. Sicher, die Sonos oder die B&W sind mit ihren runden Formen mehr auf modernes Design geeicht, aber ich persönlich bevorzuge die klassische Boxenform der Nuberts. Ich will wissen, dass vor mir ein Lautsprecher steht, selbst wenn es ein niedlicher wie der nuPro A-100 ist. Außerdem, auf einem dunklen, sehr massiven Schreibtisch aus den frühen 20ern wirken sie fast schon wie ein lichter Kontrapunkt und sind nach zwei oder drei Testwochen kaum noch optisch wegzudenken. Einfach schöne Boxen.

Auf der Rückseite habt ihr erstaunlich viele Anschlüsse. Erst mal natürlich Strom, klar. Power-Schalter direkt daneben, praktisch. Ein unter Strom gesetzter USB-Out zum Aufladen eures Handys ist ein überraschendes und immer gern gesehenes Feature. Die nuPro A-100 haben also alles Mögliche an Bord, aber keine kabellosen Techniken, weder Bluetooth noch Wi-Fi. Das mag heutzutage ein wenig aus der Zeit gefallen wirken, aber andererseits: Diese moderne Zeit dreht sich auch ziemlich schnell weiter. Was gestern noch nettes Bluetooth war, ist heute Schrott, wenn es nicht die neuesten AptX-Codes unterstützt. Wer weiß, warum morgen dann AptX Schrott sein wird. Eure zeitlosen nuPros braucht das nicht zu jucken, weil ihr einfach für ein paar Euro einen neuen Empfänger kauft und ihn anschließt. So, it is not a Versehen, it is volle Absicht, dass hier keine kabellose Technik verbaut wird.

Wenn die Bässe etwas zu motiviert sein sollten, seid ihr vielleicht zu nah an der Wand dran. Etwas Abstand oder ein wenig weicher Schaumstoff in die Bassreflexröhre wirken dann Wunder.

Weiter im verkabelten Text: Ihr habt keine XLR-Eingänge, wobei Nubert auf seiner Seite sogar eigens erklärt, warum das so ist. Aber da 93,8 Prozent von euch nachgucken mussten, was XLR überhaupt ist, und vielleicht 0,7 Prozent diese Anschlüsse vermissen, war es wohl die richtige Entscheidung, einfach einen analogen Stereo-Cinch-Line-in zu verbauen. Dann habt ihr einen Toslink-Eingang, einen SPDIF-Cinch-Eingang und natürlich einen normalen USB-2.0-Typ-B-Eingang. Die letzte Buchse ist ein Ausgang, und zwar zu einem Subwoofer. Es ist ein Standardausgang, Cinch, der mit praktisch jedem aktiven Subwoofer kompatibel ist. Das passende Gerät aus dem Hause Nubert wäre dann der nuPro AW-350, ebenfalls ein räumlicher Winzling, aber mit 200 Watt durchaus kräftig und mit etwa 450 Euro kein Schnäppchen. Hier geht es erst mal um 2.0 ohne Sub und der AW-350 steht auch nicht hier.

Kein Mangel an Ein- und Ausgängen.

Was die A-100 angeht, wäre es das auch schon. Ein wenig Platz freigeräumt, ein paar Kabel gezogen, steht, passt und sieht nach was aus.

Innen: Was steckt in der Box selbst?

Wie gesagt, die nuPro A-100 sind aktive PC-taugliche Lautsprecher. Das heißt, dass sie sowohl einen eigenen Verstärker als auch einen D/A-Wandler, sprich eine Art von Soundkarte, an Bord haben müssen. Bevor es einer der Boxen gleich an die Schrauben geht, erst mal noch die normalen Lautsprecherkomponenten. Für Mitten und Bass ist ein 12-Zentimeter-Chassis mit Polymermembran verantwortlich. Auf der Rückseite ist die große Bassreflex-Öffnung gut zu sehen. Das Ganze sitzt auf einer Voll-Alu-Zentrierspinne, die sich nicht rührt. Der Hochtöner ist eine 19-Millimeter-Schwingspule. Ein von der reinen Anordnung der Töner her ein konservatives Zwei-Wege-System also.

Elektronik im Block: Alles wurde sauber getrennt, abgeschirmt und ummantelt, um gegen mögliche Signalstörungen in dem kleinen Gehäuse gewappnet zu sein.

Bei dem Holz handelt es sich nicht um Vollholz, sondern MDF, das aber von der Sorte, aus der man die eigenen Möbel haben möchte, weil in jeder dieser Boxen genug verdichtetes Material steckt, um zwei Ikea-Kleiderschränke zu bauen. Aber da diese auch gefühlt leichter sind als eine A-100, ergibt das wohl Sinn. Wenn man hinter die Fassade schaut, findet sich dort eine Menge an Dämmung, die das Holz bei der Abschirmung nach innen unterstützt und Klangstörungen minimiert. Auch findet ihr praktisch jedes Kabel isoliert und gedämmt, um diese als Störquellen zu minimieren. Das Ganze wirkt beim vorsichtigen Öffnen extrem solide, hochwertig und handwerklich tadellos gearbeitet. Ein Eindruck, den nicht unbedingt jede Box von außen nach innen tragen kann. Die nuPros glänzen hier.

Das aktive System einer Box besteht aus einer aktiven Weiche und zwei Digitalverstärkern mit jeweils 60 Watt Nennleistung, einmal für den Hoch- und einmal für den Tiefmittenton. Ihr habt also eine aktive Trennung und Verarbeitung der Zwei-Wege-Signale, was für eine bessere Abgrenzung der Frequenzbereiche und ein klares, lineares Klangbild sorgen sollte. Theoretisch zumindest erst mal. Der Frequenzbereich reicht von 50Hz bis 22kHz, für Boxen dieser Größe und Anwendung ein normaler Bereich.

Auch Kontaktstellen wurden pflichtbewusst isoliert.

Jetzt wird es kurz etwas technischer. Was steckt denn eigentlich so an Chips da drin? Der D2Audio D2-92633 ist ein ungewöhnliches Herz, denn er verbindet vollwertiges, leistungsfähiges und frei programmierbares digitales Audio-Processing, die Steuerung für viele Arten von Aus- und Eingang und das Ganze mit einem Class-D-Verstärker-Controller. Ihr habt also die digitale Steuerung und die Verstärkungssteuerung in Synchronisation auf einem Chip. Der D/A-Wandler ist der TI PCM2704C, ein hochwertiger und gut bekannter DAC-Chip mit USB-Interface, Line-Out und SPDIF-Out. Ein kleines, beliebtes Multitalent, das hier wieder einmal zu innovativem Einsatz kommt. In den nuPros habt ihr keine übliche Wandlung des digitalen Signals in ein zu verarbeitendes analoges Endsignal - beziehungsweise eine Analogwandlung in ein digitales Signal für das Processing, um es dann wieder direkt zurückzuwandeln und mit diesem zu arbeiten. Nubert geht hier einen etwas anderen Weg, indem das Signal von einem analogen Eingang direkt gewandelt wird und in den gleichen voll digitalen Processing-Vorgang geht wie das digitale Eingangssignal. Erst wenn alles Digitale geregelt wurde, gibt es eine Tiefpass-Digital-Analog-Wandlung und Übergabe an die eigentlichen Wege zu den Tönern. Es gibt bei diesem Weg also nur eine minimale Strecke, auf der das analoge Signal möglichen Verfälschungen unterworfen sein könnte. Der Aufbau ist ungewöhnlich und nicht viele Boxen gehen diesen Weg: die ein wenig teureren Studio-Monitore von KS Digital zum Beispiel. Und dass das auch einen Sinn hat und funktioniert, dazu komme ich gleich.

Aufbau und Sound-Set-up

Wie immer ist bei solchen nicht ganz preiswerten Klangwiedergebern das restliche Set-up nicht unwichtig. Zuvor gibt es hier noch ein paar Hürden zu überwinden. Die nuPro A-100 werden einzeln verkauft und können auch so benutzt werden. Sollen sie im Stereo-Betrieb laufen, muss eine Box Master und die andere Servant sein und sie müssen sich natürlich darüber austauschen können. Wer wie ich ein absoluter Vollprofi ist und deshalb aus Prinzip erst mal nicht in die Anleitung guckt, wird das mitgelieferte orangefarbene Cinch-Kabel nehmen und jeweils in die Link-Buchse der beiden Boxen stöpseln. Und dann Mono-Master bleiben. Der Trick ist, das Kabel in den Link im Master und den SPDIF bei der Slave zu stecken, weil diese das Signal digital abgestimmt bekommt - kurze analoge Wege sind fast schon ein Fetisch für die A100. Dann geht es noch in das kleine Menü zum Set-up, wo ihr "Pair" auswählt, und voilà, schon läuft das alles Stereo.

Oben an den Eingängen habt ihr den TI-Chip, im Zentrum dann den D2Audio-Soundprozessor.

Die verschiedenen Set-ups sehen so aus: Erst einmal probierte ich den direkten Anschluss per USB vom Computer an die nuPros. Für alle, die keine Soundkarte haben, keine haben wollen oder ihre nicht finden. Dann steckt eine SoundBlaster ZxR hier drin, die das Minimum darstellt, will man eine auch nur halbwegs sinnvolle Aufwertung durch die Karte haben. Die A-100 haben einen guten D/A-Wandler, wenn es eine doppelte Wandlung sein soll, dann muss die erste schon was können. Dann werde ich die ASUS Essence One ebenfalls per analogem Cinch-Kabel anschließen, einfach weil es geht, sie ein so dermaßen cooles Gerät ist und ihr D/A-Wandler ein fast perfektes 96/24-Sigal ausgibt, das sich die A-100 dann vornehmen können. Wir haben also eine digitale Übertragung, bei der die nuPros die komplette Wandlung übernehmen, und zwei, bei der sie das aufbereitete analoge Signal nur erneut wandeln, verstärken und ausgeben sollen.

Was geht im Menü und per Fernbedienung?

Unten in den Boxen habt ihr ein kleines Display und ein paar Steuertasten. Hier lassen sich ein paar Dinge in dem für eine Zeile Display halbwegs intuitiv benutzbaren Menü einstellen. Die Master-Slave-Steuerung hatten wir schon. Es gibt eine Kanalwahl und Mono-Schaltung, Balance, obere und untere Frequenzgrenzen für den externen Sub, ob das Display immer an oder wie hell es sein soll und einen optionalen Überlastungsschutz - ergibt Sinn, wenn ihr einen großen Verstärker anschließt. Sehr schön ist, dass man bei der automatischen Ein- und Abschaltung die Eingangsempfindlichkeit für den analogen Eingang festlegen kann, sodass diese Funktion bei allen Quellen funktioniert. Was auch gut klappt. Ich habe die A-100 nicht ein einziges Mal manuell anschalten müssen, sobald ich Töne schickte, die sie ausgeben sollten. Dann könnt ihr das alles noch als Preset abspeichern, und das war das ganze Menü.

Die kleine Fernbedienung hat alles was man im Alltag braucht, aber trotzdem schade, dass sich das Menü damit nicht steuern lässt. Das geht nur über die Tasten an der Box selbst.

Die Fernbedienung entspricht ungefähr dem, was man so erwartet, wenn man etwas besseres Hi-Fi kauft: Mit der Qualität der Geräte sinkt die der Fernbedienung. Da die A-100 noch nicht im High-End-Bereich spielen, ist auch die kleine Fernbedienung ganz solide verarbeitet und die klaren Druckpunkte bereiten keine Probleme. Ihr habt die Eingangswahl, Bässe, Höhen und Lautstärke sowie die Stummschaltung. Und Power natürlich, womit alles Wichtige abgedeckt wäre. Das Menü auf dem Display lässt sich damit leider nicht bedienen, da müsst ihr schon direkt an die Box heran. Aber auch so: klein, fein, alles, was man braucht. Ich hatte sicher schon schlimmere Fernbedienungen.

Mach mal Sound!

Erst mal kurz zurück zu dem etwas ungewöhnlichen Aufbau der Digital-Analog-Wandlung und dem voll digitalen Soundprocessing: Der erste Effekt davon ist, dass ihr nichts hört. Ihr steckt eine Quelle an, dreht die Boxen auf, aber spielt noch nichts ab. Was jetzt bei praktisch jeder anderen aktiven Box kommt, ist ein Grundrauschen. Billige Boxen haben viel davon, hochwertige nicht so sehr, aber alle, gerade, wenn ihr sie ein wenig aufgedreht habt, rauschen leise und gleichmäßig vor sich hin. Die kurzen analogen Wege hinter einem Tiefpassfilter in den A-100 haben aber den Effekt, dass ihr die nuPros fast komplett aufdrehen müsst, um auch nur den Hauch eines Grundrauschens erahnen zu können. Effektiv haben die Boxen einen solchen Effekt nicht und demnach auch beim Spielen selbst keine Störquelle aus dieser Richtung.

Dann folgten einige erste Proberunden mit Test-Tracks und wie es sich zeigte, haben die nuPros vielleicht ein klein wenig zu viel Bass-Power, um sich in einer Schreibtischecke, vor allem ohne viel Freiraum dahinter, so richtig wohlzufühlen und ausgewogen aufzuspielen. Habt ihr hinter dem Schreibtisch ein oder zwei Meter Luft, überspringt ihr einfach diesen Absatz. Ist das nicht der Fall, habt ihr nicht die Idealvoraussetzungen dafür, was die A-100 können. Ein Freund gab mir jedoch den Tipp, es mit Schaumstoff in den Bassreflexrohren hinten an den Boxen zu versuchen, damit hätte er auch schon mal bei anderen Boxen Erfolg gehabt. Kein Problem, etwas weichen, nicht zu dichten Schaumstoff aus einer Verpackung - ansonsten in jedem Bastelladen zu haben - auf einen etwa vier Zentimeter dicken Pfropfen zurechtgeschnitten und eingesteckt. Siehe da, der Bass musste zwar nun etwas hoch statt viel zu weit nach unten geregelt werden, aber das Ergebnis dankt die Mühe sofort. Exakt das richtige Bassvolumen. Noch ein wenig die Mitte justieren, um den Höhen das letzte Bisschen Schärfe zu viel zu nehmen, und alles war bereit für klangliche Lebensbereicherung. Den letzten Schritt der Mitten dreht ihr während der ersten 20 oder 25 Stunden Laufzeit zurück, so lange brauchen die A-100, um sich warmzuspielen.

Wenn es losgeht, dann soll es richtig losgehen. Nachdem ich auf niedrigsten Testlautstärken die Verkabelung und ihre kleinen Hindernisse im Set-up überwand, begann ich mit der ASUS Essence und nach einem kleinen Ausflug auf HDTracks.de mit The Dark Knight in 96/24 - übrigens auch die maximale Rate der nuPros. Nicht mein Lieblingsfilm, nicht mein Lieblingssoundtrack, aber wenn es um eindrucksvolles Gerumpel geht, enttäuscht unser Mann in Hollywood, Hans Zimmer, fast nie. Und ja, das ist, was ich mir erhofft hatte. Das bringt das Preisschild halt so mit sich. Bei fast 600 Euro für ein paar Schreibtischlautsprecher hat man eine gewisse Erwartungshaltung, und die ist nicht klein. Die gute Nachricht ist, dass die nuPros sogar darüber liegen. Ihr habt richtig präzise Bässe, die natürlich nicht ganz die Wucht eines großen Teufel-Kühlschrank-Subwoofers entfalten, aber das war hier auch nicht gefragt. Ihr habt einen sehr exakten Verlauf, während sich der Dark Knight durch die Höhen und Tiefen schraubt und dabei ohne Aussetzer die Mitten passiert. Im Gegenteil, eine so exakte Mittenauflösung bei so kleinen Boxen auf so kurzem Raum hatte ich noch nie, auch nicht bei ähnlich teuren Vergleichssets, die ihr weiter unten findet. Leider gibt es vom Fifth Element keine so gute Aufnahme, aber auch hier, beim extrem vielseitigen Soundtrack, vielleicht dem kreativsten der letzten 20 Jahre, beweisen die A-100, dass sie mit allen Lagen klarkommen. Von 90s-Soft-Elektro über Reggae-Anleihen bis hin zum voll ausgewachsenen Tenor geht alles, Orchestrierung im Detail inklusive. Es beeindruckt, wie sauber die Winzlinge bei gleichzeitig solider Räumlichkeit arbeiten. Normalerweise wirken PC-Lautsprecher, selbst hochwertigere, immer etwas beengt im Klangbild - kein Wunder, der Abstand zwischen Ohr und Membran ist kurz, da bleibt nicht viel Entfaltung. In dem Rahmen, der möglich scheint, gelingt den nuPros das kleine Wunder einer soliden, präzisen Soundstage mit Raumgefühl auf weniger als einem Meter.

Zeit für einen Genre-Wechsel. Ich muss sagen, dass ihr Floodland von den Sisters erst wirklich gehört habt, wenn es die 96/24-Recording über ein solches System ist. Nein, just kidding, die Aufnahmequalität der Sisters ist immer ein klares "geht so", aber tolles Album, hört man viel zu selten. Stattdessen wollte ich lieber die Stage der nuPros weiter erforschen und begab mich mit Sverre Knut Johansens Millionenseller-Album Secret Space Program auf eine Ethno-Pop-Wale-mit-Aliens-Reise und muss sagen, dass ich mich problemlos zurücklehne konnte, die Augen schließen und ein deutlichen größeres Boxenset in weiter Ferne vor dem inneren Auge sah. Beachtlich. Stage ist super, aber nicht alles, lass rocken. Um beim 96/24-Thema zu bleiben, ist meine Auswahl begrenzt, aber auch Disturbed mit Believe habe ich seit zig Jahren nicht mehr gehört. Und das geht ab! Heute zwar lustig, das einem das mal ziemlich hart vorkam, aber es ist eine reine Freude, wie eine technisch sehr hochwertige Band und die präzisen nuPros die feste Absicht zu haben scheinen, sich vor allem im Mittensegment gegenseitig zu zerlegen. Jedes Riff kommt extrem klar aus den kleinen Boxen, die Bässe wummern angenehm, auch wenn es wieder nicht der Schlag in die Magengrube eines Subwoofers ist. Das zeigt sich auch bei Muses neuem Dig Down, dessen Bässe nicht ganz die Wucht entfalten, die sie bei diesem sehr "Prince"-artigen Track haben können, aber das schmälert das Vergnügen in keiner Weise. Der Song lebt von seinem überbordenden Grandeur, der großen Stage und überhaupt allem, was Muses so einzigartig macht. Sie sind eine Prüfung für jedes Set. Die A100 bestehen mit fliegenden Fahnen. Ich schließe den Musikteil für mich mit Rush und dem Permanent-Waves-Album, weil da coole Songs drauf sind, die ich auch endlos lange nicht hörte, die von einer technisch atemberaubenden Band abgeliefert werden und mich dank der fantastischen Leistung der nuPros glücklich machen. Mehr kann man von guter Musik auf einem guten System kaum verlangen.

Zeit zum Umstecken. Die Wiederholung des Vergnügens mit der SoundBlaster ZxR brachte erwartungsgemäß keine große Veränderung. Das liegt aber daran, dass die ASUS Essence mit den kleinen nuPros schlicht etwas unterfordert ist und gebaut wurde, um große Hi-Fi-Systeme anzusteuern. Mit anderen Worten: Eine "normale" Soundkarte reicht allemal - normal im Sinne von ZxR oder ASUS Essence STX II. Spannender wurde es, als ich die A-100 direkt mit dem USB-Kabel anschloss, um zu sehen, wie sich die internen D/A-Wandler der nuPros schlagen. Nun, sie schlagen sich. Ordentlich sogar. Aber ein Teil der Präzision und Soundstage rührte von den hochwertigen, dedizierten Karten her. Ein nicht entscheidender Teil, wenn es einfach um sehr guten Sound am Rechner geht. Aber wenn ihr Richtung Hi-Fi schielt, gilt wieder mal die alte Regel, dass die Quelle passen muss, wenn das Ergebnis stimmen soll. Und eine gute Soundkarte ist Pflicht, um das Maximum aus den nuPros herauszuholen. Um aber einfach mal schnell den Laptop anzustöpseln und dann großartigen Klang zu bekommen, dafür reicht das Innenleben der A-100 allemal.

Wer ganz viel Bass haben möchte: Kein Problem: die A-100 haben einen Subwoofer-Ausgang, hier hängt der Nubert AW-350 dran. Es geht aber auch jeder andere aktive Sub.

Diese Erkenntnis zieht sich gnadenlos bei Filmen und Spielen durch. Fifth Element mag immer noch auf seinen audiophilen Soundtrack warten, die Blu-ray bietet eine beachtliche True-HD-Spur, die diesen erstaunlich gut gealterten Film auch auf dem kleinen Screen des Schreibtischs mit eigentlich noch kleineren Boxen aufleben lässt. Kommt euch aber nicht so vor, denn der Klang wirkt wie auch schon bei der Musik nach mehr Raum, der euch zu einer im Kopf größeren Leinwand geleitet. Absolut Supergrün. Für den modernen Sound musste wieder mal das bessere Star Wars herhalten. Guardians of the Galaxys wundervoller Dauerblast überzeugt erneut und ich kann mich unmöglich entscheiden, welchen dieser beiden Filme ich lieber mag. Also guckte ich beide durch und dank der A-100 war das auch dem kleinen 27er-Bildschirm ein Vergnügen.

Bei Spielen hole ich den fehlenden Musiktest auf Chiptunes nach und werfe Dark Matters Redux an. Das Spiel ist in der soliden "Meh"-Kategorie, aber der Soundtrack von Andre Neumann hat ganz viel von dem brillant treibenden Etwas, das euch durch so ein Spiel bringt. Auf diesen Boxen ist es ein pures Vergnügen. Die sauberen Mitten und Höhen kommen dem präzisen Klangbild perfekt entgegen und ein paar spontane Retro-Musiktests mit Axelay und Garou: Mark of the Wolf bestätigen das. Deutlich moderner wird es mit dem mal wieder in der Masse ungeliebten, aber fantastischen Prey, das ein ganz eigenwilliges Sound-Design mitbringt. Ist einmal die zu heftig ausgesteuerte Musik etwas ausgebremst, zeigen die Nuberts, dass sie wunderbar in der Lage sind, eine solide Umgebung zu bieten, wo nur zwei Boxen stehen. Es ist natürlich kein echtes Surround, so gut ist kein Stereo, aber auch ohne DSP-Spielereien sind sie sehr gut in der Lage, dank der großen Stage das Spiel um euren Kopf herum aufzubauen. Wo sie dann wieder ein wenig passen müssen: dabei, die Weite eines Witcher 3 perfekt einzufangen. Aber so gut, wie es in diesem winzigen Set-up möglich ist, bekommen sie das auch hin. Womit sich die nuPro A-100 als echte Allrounder erwiesen hätten.

Wie gesagt, auch hier: Eine gute Soundkarte ist nicht Pflicht, aber bringt was. Die internen Chips leisten solide Arbeit, aber ganz ernsthaft: Wenn ihr für die Boxen auf dem Schreibtisch fast 600 Euro hinlegt, sollte vorher die 200-Euro-Soundkarte drin sein. Was ihr allerdings vergessen könnt ist eine Soundkarte unterhalb dieser Klassen, hier wird euch die interne Wandlung des A-100 deutlich weiter bringen als eine 100-Euro-Gaming-Soundkarte.

Und sonst so? - Vergleichbare Boxen-Sets

Keine Box ist eine Insel und für über 500 Euro solltet ihr euch unabhängig von allem, was ich schreibe, auch mal das eine oder andere Set anhören. Hier ein paar Vergleiche, die mir im ähnlichen Rahmen zur Verfügung standen:

Edifier S-1000DB Aktiv 2.0: Die "China"-Boxen von Edifier sind ein ganzes Stück größer und haben einen noch viel konservativeren Look, den ich persönlich zwar mag, aber man muss natürlich den Tischplatz dafür haben. Die Bedienung ist mit Klangreglern auf der Rückseite weniger elegant gelöst, der solide Sound eignet sich gut für Spiel, Musik und Film, bietet aber nicht die saubere Kurve und Präzision der Nuberts. Dafür sind sie mit 400 Euro deutlich günstiger.

Kleiner wird es nicht, wenn ihr noch echten Sound wollt: Ruark MR1 MK2

Ruark Audio MR1 MK2: Eher ein Exot, den man nicht gerade in den großen Elektronikketten finden wird, und mit knapp 500 Euro in einer recht ähnlichen Liga wie das A-100. Klanglich sind sie das nicht ganz, wobei das auch hier relativ ist. Diese Winzlinge klingen viel besser, als es in dieser Größe überhaupt möglich sein sollte, sind sie doch gerade mal halb so schwer und nur wenig mehr als halb so groß wie die Nuberts. Dazu haben sie Bluetooth eingebaut, und das ist auch gut so, denn sie sind mit deutlich weniger Anschlüssen gesegnet. Trotzdem, wer richtigen Sound will und so gar keinen Platz auf dem Tisch hat, für den sind diese Boxen relativ unschlagbar.

Wenn das Alien Eier unter den Fernseher legt: KEF EGG.

KEF EGG: Auch in der 500-Euro-Klasse bewegen sie die EGGs, die ich mir niemals hinstellen würde. Nicht, weil sie deutlich weniger Eingänge haben. Nicht, weil die vorhandenen Anschlüsse seltsam konstruiert sind. Sondern weil sie für meinen Geschmack einfach wie Dàxiàng bàozhà shì de lādùzi aussehen. Haben aber einen fantastischen Klang, vielleicht sogar einen etwas besseren als die Nuberts - überragend klarer Sound, allerdings noch etwas weniger Bass. Wer sich mit dem Design anfreunden kann - der Freund, von dem ich sie auslieh, liebt sie genau dafür -, findet hier eine echte Alternative.

That 90s Feeling: Epson ELPSP02

Epson ELPSP02: Wer jetzt sagt, dass das alles eh zu teuer ist, und einfach zum Design zurück möchte, das er aus den Achtzigern kannte: Epson hat was für euch. Mit 120 Euro deutlich teuer, als sie aussehen, aber klanglich besser als zum Beispiel die preislich ähnlichen Bose Companion 2 und ebenfalls besser als so manches 2.1-Set, das ich in der 100-Euro-Klasse angehört habe. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich sie nur wegen dieses grandios rückständigen 80s-Büro-PC-Designs.


Hier könnt ihr die Nubert A-100 versandkostenfrei bestellen (Amazon.de)


Nubert nuPro A-100: Ein Stück Lebensqualität am PC

Meine Quest nach legendären PC-Boxen war kurz, schmerzlos und erfüllte auch noch den Leserwunsch, mich mal mit Nubert zu befassen. An dieser Stelle: Danke dafür, schon diese kleinen Nuberts sind fantastisch und man muss sich schon ganz schön umgucken, um etwas Vergleichbares für den Schreibtisch zu finden. Aber ja, es sind in meinem Einsatzszenario 600 Euro für ein paar PC-Lautsprecher. Wie immer antworte ich darauf: Nicht so wenige Leute geben das und weit mehr alle zwei Jahre für eine Grafikkarte aus. Sound ist mir mindestens so wichtig wie Grafik und diese Boxen dürften die nächsten zehn oder noch mehr Jahre locker halten und werden dabei nicht älter, weniger zeitgemäß oder State-of-the-Art sein. Etwas, das sich über eine drei Jahre alte Grafikkarte nie sagen lässt.

Die nuPro A-100 bieten eine überragende Soundstage für Orte mit wenig physischem Raum - auf dem Schreibtisch neben den Monitoren -, erreichen eine fantastische Tief- und Mittenauflösung. Die Höhen stehen dem, wenn überhaupt, nur wenig nach und ihr seid dank des innovativen Aufbaus für das Soundprocessing vom sonst üblichen Grundrauschen befreit. Sie spielen diese Stärken in allen möglichen Medien von Musik über Film bis zu Games aus, bringen praktisch jede Art von Eingang mit, der nicht kabellos ist, und bieten eine solide Optionsfülle für die Anpassung an die eigenen Vorlieben. Nehmt eine innen wie außen fast schon atemberaubend gute Verarbeitung, die kompakte Bauform und ein zeitloses, neutrales Design hinzu und ihr habt die besten Stereo-2.0-PC-Lautsprecher, die ihr jemals neben eurem Monitor platzieren werdet.

Schon gelesen?

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

Verwandte Themen