Arizona Sunshine (PSVR) - Test
Hitzewelle trifft VR-Zombies
Es ist in den letzten Wochen recht warm gewesen hier - und irgendwie hat das meine Immersion beim VR-Zombie-Shooter Arizona Sunshine nochmal verstärkt. Wenn dir ohnehin schon permanent der Schweiß vom Kopf läuft, dann läuft er dir eben erst recht in die Augen, wenn du letztere unter einer VR-Brille verbirgst. Und so war Arizona Sunshine für mich einer Tour durch die Zombie-verseuchten Wüsten Arizonas am Ende näher als ich eigentlich gehofft hatte. Das Spiel war bisher lediglich auf dem PC über HTC Vive und Oculus Rift spielbar - jetzt haben die Entwickler es auch für die Bedürfnisse des PSVR-Headsets angepasst. Dabei waren sie zwar recht sorgfältig, haben also zum Beispiel dafür gesorgt, dass auch der Ziel-Controller verwendet werden kann, also diese futuristische Plastik-Knarre, die schon Farpoint beilag. Ganz im Gegensatz zu Farpoint funktioniert die Steuerung damit in diesem Fall aber nicht ganz so gut.
Ebendas wurde mir leider auch schon ab der ersten Minute klar. Im Wissen um die Ziel-Controller-Unterstützung des Spiels habe ich meine PS4 samt Spiel nämlich gleich mit selbigem gestartet, nur, um mich dann in einem Startbildschirm wiederzufinden, der wohl als eine Art Tutorial dienen soll. Hier war ich nun also genötigt, eine Art Videokassette in einen Rekorder einzusetzen, um auch nur auf die Optionen des Spiels zugreifen zu können - währenddessen ist übrigens kein Wechsel zwischen verschiedenen Eingabemöglichkeiten vorgesehen. Also fuchtelte ich mit dem Ziel-Controller herum und verbrachte etwa zehn Minuten damit, überhaupt rauszufinden, wie ich die Kampagne auch nur starten kann, während ich zwischenzeitlich mit dem freundlich leuchtenden Ball an der Spitze des Controllers meinen Wohnzimmertisch abräumte.
Ich gebe zu, ich mag mich etwas doof angestellt haben, denn irgendwann habe ich schon herausgefunden, wie es geht. Ein kleines Tutorial wäre mir trotzdem lieber gewesen. Im Gegensatz zur PC-Fassung habt ihr bei der PS4-Version des Spiels nun die Möglichkeit, die Kampagne auf zwei verschiedene Arten zu spielen: Entweder ihr kommt mit den klassischen Move-Controllern aus, dann gibt euch das Spiel auch nur Knarren an die Hand, die ihr einhändig abfeuern könnt - oder aber ihr nehmt mit dem Ziel-Controller vorlieb, was aber bedeutet, dass ihr hauptsächliche Gewehre an die Hände bekommt. Und die sind gar nicht so einfach steuerbar - das Spiel verlangt nämlich von euch, dass ihr über Kimme und Korn zielt. Im Gegensatz zu Farpoint wechselt es dabei aber nicht in einen eigenen Zielmodus, ihr müsst euch das Gewehr einfach wirklich vors Gesicht halten und dann am besten auch noch ein Auge zukneifen. Ich stieß dabei immer wieder mit dem Controller an die Brille, begann dann im Angesicht diverser Zombies irgendwann panisch zu zittern und sah nur noch Gewehr und Geflacker vor mir.
Falls ihr euch wundert, warum bislang kaum ein Wort zur Story gefallen ist: Das liegt daran, dass es da nicht so viel zu sagen gibt. Ihr seid in einer Wüstengegend von Arizona, gleich zu Beginn rollt euch ein Zombiekopf vor die Füße, alles ist voller blutrünstiger Untoter. Es gab Lightgun-Automaten mit mehr Handlung. Spielt ihr mit den Move-Controllern könnt ihr euch dabei von Position zu Position teleportieren, was VR-induzierte Übelkeit einigermaßen gut verhindert. Mit dem Ziel-Controller habt ihr außerdem die Möglichkeit, euch via Analog-Stick relativ frei zu bewegen. In dieser Variante ist Arizona Sunshine Farpoint sehr ähnlich, auch wenn es sich irgendwie nicht so sauber anfühlt. Zu oft hakte die Steuerung dann eben doch, zu oft stand meine Figur inmitten eines Zauns oder ich hatte sie aus Versehen in eine Tür hineinteleportiert, die ich nun nicht mehr öffnen konnte. Da wäre ein bisschen mehr Sorgfalt sicher schön gewesen.
Was das eigentliche Gameplay angeht, gibt es leider nicht besonders viel zu sagen. Ihr geht ein paar Schritte, dann knallt ihr ein paar Zombies ab, dann geht ihr wieder ein paar Schritte. Manchmal müsst ihr auch einen Schlüssel finden oder irgendwelche Schalter umlegen, im Großen und Ganzen geht es aber hauptsächlich darum, eure Hand ruhig zu halten. Manche Zombies sind langsam, andere relativ schnell, manchmal brechen einige durch Zäune, sodass ihr schnell reagieren müsst. Das müsst ihr durchaus auch häufig machen, denn gerade aufgrund seiner etwas gewöhnungsbedürftigen Steuerung und seiner teils etwas unfair gesetzten Checkpoints kann es passieren, dass ihr in Arizona Sunshine häufiger mal die gleiche Szene seht. Das ist frustrierend, erst recht, wenn ihr dann schon wieder in einem Zaun stecken bleibt. Abwechslung kommt da höchstens durch den Multipayer-Modus auf. Der funktioniert sowohl im kooperativen Spiel als auch im Horde-Modus, wobei letzterer wiederum auch allein spielbar ist. Was in selbigem passiert, sollte bekannt sein: Ihr knallt in einer Basis Horden von Zombies ab und prüft, wie lange ihr dabei überleben könnt - was in diesem Falle nicht groß anders ist als der ja auch praktisch Story-befreite Hauptmodus.
Ganz grundsätzlich vermisse ich bei Arizona Sunshine auch dieses sehr satte Gefühl, dass Waffen einem in Shootern so oft geben. Den Eindruck, gerade wirklich ordentlich Schaden verursacht zu haben, vielleicht mal eine ordentliche Vibration im Controller, ein sattes Geräusch. VR-Immersion ist ja schön und gut, aber die seine grundlegenden Hausaufgaben sollte ein Shooter auch machen. Stattdessen platzen hier alle Zombie-Köpfe eher unbedarft vor sich hin als wäre es das Normalste der Welt, kein epischer Soundtrack sagt mir aus dem Hintergrund, dass ich der King der Zombie-Apokalypse bin, nichts. Ich fühle mich eher wie ein Kerl, der mit einem lumpigen Luftgewehr auf Tauben schießt und sich dazu eine Zombie-Fantasie einbildet. Ebendieses Gefühl wird durch die Grafik nur noch unterstützt.
Wobei die PS4-Pro-Besitzer hier zumindest im Vorteil sein dürften. Auf der neuesten Iteration der Sony-Hardware gibt es etwas bessere Kantenglättung geben, außerdem höhere Auflösung, ein paar bunte Spezialeffekte und weniger - immer noch genug - aufploppende Gegenstände. Alles in allem ist die Grafik in Arizona Sunshine aber so oder so recht dürftig. Gerade im Vergleich zu Farpoint wirkt sie mindestens wie eine Generation hinterher. Das mag daran liegen, dass es sich bei Arizona Sunshine um einen Port handelt - wer aber nur auf der PS4 eine VR-Brille zur Verfügung hat, findet hier eben doch bessere Spiele und wer auch einen leistungsfähigen PC mit Konkurrenz-VR-Geräten sein eigen nennt, hat auch da mehr Auswahl.
Ohne VR wäre Arizona Sunshine ein Fall für die 90-Prozent-runter-Sale-Ecke. Kann man spielen, sollte man eigentlich nicht. So ist es immerhin ein Spiel für alle PSVR-Besitzer, die sich an Farpoint schon satt gespielt haben, sich kein besseres Spielkonzept vorstellen können und dringend Nachschub haben wollen, egal ob gut oder nicht ganz so gut bis fast schon schlecht. In diesem Fall bietet der Zombie-Shooter genau, was ihr sucht, nur ein kleines bisschen schlechter als man es auch von Durchschnitts-Shootern gewohnt ist. Die Steuerung mit Ziel-Controller ist dabei nicht unbedingt nötigt - mit Move-Controllern teilweise sogar bequemer. Wer das große Plastik-Gewehr also nicht sein Eigen nennt, muss sich keine Sorgen machen. Wer jetzt aber auf der Suche nach einem guten ersten Shooter für PSVR ist, ist bei Farpoint deutlich besser aufgehoben. Sogar, was die Geschichte angeht.
Entwickler/Publisher: Jaywalkers Interactive/Vertigo Games - Erscheint für: PC, PS4 - Preis: rund 40 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PS4 - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein