Gran Turismo Sport - Test
HDR für den Mythos Sportwagen.
Eines muss man Kazunori Yamauchi lassen: Er hat die Begeisterung für die Materie seiner Obsession wiedergefunden. Ich weiß nicht, ob er sie je wirklich verloren hatte, oder ob sie zwischenzeitlich einfach nur ein wenig in der Masse belangloser Fahrzeugvarianten unterging, aber in Gran Turismo Sports ist es zurück: Die fast ehrfürchtige Achtung und Würdigung der Kunst, die es darstellt, einen Haufen Teile zu nehmen und nicht einfach nur zusammenzusetzen, um sie auf 400 Stundenkilometer zu beschleunigen, sondern der Hauch des Mystischen und Elitären, durch und durch Hedonistischen, das die Welt der Sportwagen immer begleitet hat. Das, was diese Fahrzeuge zu mehr als schnellen Fortbewegungsmitteln oder Sportwerkzeugen macht, zu mehr als nur Spielzeugen für Menschen mit zu viel Geld. Es gab Konstrukteure und Designer von Sportwagen, die nie groß selbst gefahren sind, die nie ein Rennen oder auch nur mal auf der Landstraße zu schnell gefahren sind. Aber sie vollbrachten trotzdem einige der beeindruckendsten technischen und ästhetischen Leistungen, wenn es darum geht, vier Räder auf die Straße zu bringen. Sie würden ihre Werke wie die Kunst verstanden wissen wollen, die sie wohl sind.
Es geht nicht nur um die reine Leistung des Fahrzeugs, es geht nicht einmal um den Preis. Es geht um die Grenze der Machbarkeit in Form und Gestaltung, die das Mysterium erst aufbaut. Es gab dieses Jahr eine Masse an herausragenden Rennspielen, die in allen möglichen Disziplinen glänzten. Gran Turismo Sport ist das einzige, das diesen Punkt berührt, diese Würdigung der nicht käuflichen Eleganz eines außergewöhnlichen Fahrzeugs. Jeder Depp mit genug Geld in der Tasche kann in einen Laden gehen und eines dieser Autos kaufen. Aber den Respekt für die reine Essenz von Design und Umsetzung, die Yamauchi-San so offensichtlich für die Objekte seiner Liebe mitbringt, hat man eben oder eben nicht. Und Gran Turismo Sport macht einen erstaunlich guten Job dabei, diese zu vermitteln und auch zu bedienen.
Wie das Spiel und sein Schöpfer das schaffen, lässt sich schwer beschreiben. Es ist eine Mischung aus vielen Faktoren, sei es die dezente - und sogar erstaunlich funktionale - Gestaltung der Menüs und Benutzeroberfläche, der sehr bewusst eingesetzten Musik und der nicht weniger bewussten Einstellungen, in denen ihr die Fahrzeuge präsentiert bekommt. Jeder Showroom träumt davon, seine Fahrzeuge so zu inszenieren, wie es hier der Fall ist. Da ist es auch nur konsequent, dass eines der elaboriertesten Features ein Kamera-Modus ist, in dem ihr vor zig Hintergründen Autos arrangieren, ablichten und diese Bilder dann bearbeiten dürft. Es ist die exzessivste Form des Car-Porn, die es bisher gab und selbst als jemand, der sich sonst praktisch nie für ein solches Feature begeistern kann, brachte ich hier doch mehr Zeit zu als für einen Test nötig gewesen wäre. Es macht einfach Freude - zumal die Menüs auch in der Tiefe gut durchdacht sind - ein wenig die Autos zurecht zu dirigieren, mit den Filtern zu spielen und ehrlich gesagt wirklich fantastische Bilder herausziehen zu können. Ich bin gespannt, welche Werke da von Leuten kommen, die hier mehr als eine Stunde zubringen, wenn ich in dieser Stunde schon so schickes Material heraushole.
Lasst uns nun aber, bei allem Respekt für das Mysterium zur schnöden Leistung kommen und hier wird Sports die Stimmungen spalten. Wer mal ein Gran Turismo gespielt hat, kennt sie vom Grundaufbau seit 1997 alle: Ihr habt die Fahrprüfungen und den damit verknüpften Karriere-Modus, in dem ihr viele, viele Rennen fahrt, um viele, viele Autos aus einer schier aberwitzigen Auswahl zu kaufen. Die stuft ihr gegen Spielgeld hoch und beschleunigt damit virtuell Tausende Stunden Lebenszeit glücklich über die Kurse. Sports wirft das alles über Bord. In gewisser Weise.
Ihr braucht immer noch endlos, um genug virtuelles Geld für die wirklich teuren Wagen zusammenzuhaben, es gibt die Fahrprüfungen noch und auch so etwas wie einen Solospieler-Modus. Der funktioniert auch Offline, ist aber weit eingeschränkter, als es die Karriere je war. Ihr habt Einzelrennen gegen die nach wie vor unterbelichtete KI, Driftrennen, Rundenzeiten und Herausforderungen, wie zum Beispiel auf einem bestimmten Streckenabschnitt ein paar Fahrzeuge in kurzer Folge zu überholen. Gerade die Herausforderungen sind es, die ambitionierte Lenkradkünstler lange in ihren Schalensitzen halten werden. Es gibt viele und auch wenn man schon für eine Bronze-Medaille nicht ganz unfähig sein sollte, für Gold müsst ihr wirklich mit jedem Stick- oder Lenkrad-Millimeter wissen, was ihr tut. Man kann entgegen einiger früher Gerüchte sehr viel auch allein und offline mit Sport anfangen, aber um es noch mal deutlich zu sagen: In Sachen Karriere gehen Gran Turismo und das in diesem Punkt konservative Forza nun scheinbar getrennte Wege.
Gran Turismos Idee ist die eines lebendigen Rennbetriebs, einer Sportart für Anfänger bis Profis, die gegen andere Spieler ihrer Leidenschaft frönen und auf diese Weise die für neue Autos nötigen Credits sammeln, statt in zehntausend KI-Runden. Ihr habt dafür eine solide Auswahl an jederzeit verfügbaren Rennen, in denen ihr einfach so mitfahren dürft und in Kürze kommen noch Meisterschaften dazu, für die ihr euch einen Sponsor anlachen könnt, der euch auch die schönen Autos an die Seite stellt. Sony und Polyphony haben große Pläne, was Meisterschaften und Ligen angeht. Für den Moment wirkt das alles noch recht bodenständig und kaum anders als jeder andere Online-Modus in jedem anderen Rennspiel. Was ihr allerdings schon habt, sind Lobbys, die ihr sehr genau definieren könnt, oder ihr pickt euch eine heraus, die euch entspricht. Privat und öffentlich sind dabei selbstverständlich, aber ihr könnt es auf fast jedes Detail des Könnens, Autogeschmacks und mehr herunterbrechen. Ihr könnt sogar Foto-Clubs gründen, wenn ihr wollt.
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Was wenig beeindruckt, aber mit der Idee des fortlaufenden Betriebs und Weiterentwicklung des Online-Sportaspekts Hand in Hand geht, ist die aktuelle Zahl der Autos im Spiel. Ich war nie jemand, der 1000 Autos brauchte, wenn er stattdessen 100 gute bekommt. Aber aktuell fühlt es sich nicht mal so an, als würde diese Zahl erreicht werden - wird sie, es sind knapp 150. Gerade im unteren Bereich der Autos, die ihr euch initial leisten könnt - und damit meine ich innerhalb der ersten hundert oder so Stunden - ist die Auswahl stark begrenzt. Gestrichen sind all die Honda Civic Einkaufsroller, "schlimmer" als ein Mercedes A 45 wird es nicht, aber in diesem Segment gibt es um die zwei Dutzend Fahrzeuge. Dann kommt gleich ein drastischer Sprung. Die "Kleinwagen" kosten unter 100k-Credits, die habt ihr recht zügig erspielt. Dann gibt es viele Wagen für 350-500k, da müssen schon viele Runden für gedreht werden. Und die größte Auswahl bieten gefühlt alle Wagen, die eine Million Credits abverlangen, wozu auch all die irrsinnig schicken Gran-Turismo-Vision-Konzeptwagen gehören, von denen nun fast jeder Hersteller ein oder zwei im Angebot hat.
Das Gute ist, dass ihr im Arcade-Modus auch all die Wagen fahren dürft, die ihr euch sonst nicht leisten könnt. Weiterhin gibt es Sponsorenverträge ohne besondere Vorrausetzungen, nicht mal den "Führerschein" von GT. So konnte ich gleich zu Beginn zwei der teuersten Mercedes nutzen, für die ich sonst wahrscheinlich pro Stück ein paar Dutzend Stunden hätte spielen müssen. Auch gibt es neben dem Credits-Shop den Meilen-Shop. Meilen sind eine zweite In-Game-Währung, die genau das ist, wonach sie benannt wurde. Ihr macht Strecke, sammelt Punkte und damit könnt ihr dann Skins, Farben und sogar besondere, immer wechselnde Autos kaufen. Ich mag mein BMW-Safety-Car, weil es so ein schönes Blaulicht hat. Also ja, ihr kommt hier und da zu neuen Autos, ihr dürft auch welche fahren, die euch nicht "gehören" und die Natur des dauerhaften Online-Gedankens muss die Grenze auch etwas höher setzen, um die wirklich guten Autos nicht zu entwerten. Und trotzdem bin ich der Meinung, dass sich das Eichhörnchen hier etwas zu mühsam nähren muss, um zumindest einen dürftigen Vorrat anzulegen. Seid euch also bewusst, dass ein halbwegs brauchbarer Fuhrpark hunderte Stunden kosten wird.
Die Streckenanzahl ist solide, wenn auch aktuell eher im Mittelfeld. Ihr habt knappe 20 Kurse in insgesamt 40 Variationen, davon sind die meisten reale Strecken natürlich inklusive des Nürburgrings, Suzuka und Brands Hatch, aber auch wenigstens ein paar Fantasie-Kurse wie Tokyo Downtown und Alsace Village (in der Realität übrigens der Name eines Hotels in Osten von Frankreich, das laut einer Online-Bewertung "total verschimmelte Zimmer" vermietet, aber sehr hübsch gelegen sei. Müsst ihr das für GT Sport wissen? Nein. Natürlich nicht.) Von mir aus hätten es gern noch ein paar mehr erfundene sein dürfen, aber insgesamt ist die Auswahl für den Start okay und es kommen im Laufe der Zeit sicher noch neue dazu.
Was ebenfalls eine Rolle spielt und sich, wie in allen Spielen dieses Stils immer geschickter vor dem Auge des Casual-Spielers versteckt, ist das Feintuning. Das Einkaufen von neuen Teilen, um diesen S4 doch noch in einen V12 zu verwandeln gibt es zwar nicht mehr, aber ihr habt Tonnen an Einstellungen für Fahrwerk, Motor und Bremsen. Hier steht Sport seinen Vorgängern sicher nicht nach. Was das Schadensmodell angeht, ist es nach wie vor auf der optischen Seite praktisch nicht vorhanden und auch sonst sehr zurückhaltend, was wohl weiterhin auf die Autohersteller zurückzuführen sein dürfte. Der mechanische Schaden, wenn ihr den in verschiedenen Stufen aktiviert, ist da schon etwas anders. Sicher, selbst auf den hohen Einstellungen ist er nicht wirklich realistisch, da sich diese Autos nach den meisten etwas gröberen Crashes kaum noch fortbewegen dürften. Aber es geht schnell in die Richtung, dass ihr nur noch im dritten Gang schlingernd die Straße sucht, solltet ihr euch zu wild aufführen.
Die große Frage am Ende des Tages ist natürlich, ob Gran Turismo als Rennspiel genug Spaß macht, dass man diese Zeit auch investieren möchte. Die Antwort ist dabei etwas zweiteilig und bringt uns am Ende zum Grundkonzept zu Sports zurück. Aber zuerst: Gran Turismo ist immer noch ein König darin, euch glauben zu lassen, dass ihr richtig gut darin seid, einen Sportwagen zu beherrschen. Es ist eine absolut fantastische Arcade-Sim im Fahrgefühl. Ihr sitzt entweder hinter einem Lenkrad oder am Pad, was hier wirklich gleichwertig ausgezeichnet funktioniert, und erlebt eine atemberaubende Illusion von Kontrolle über einen Haufen Blech und Schrauben, der sich mit 250+ Stundenkilometern bewegt. Ist es realistisch? Meh, teilweise sicher, so wie auch Forza. Aber wer schon einmal mit einem Sportwagen wenigstens mitfuhr, der von jemandem gehandhabt wurde, der weiß, was er tut - und damit meine ich nicht den Durchschnitts-Porsche-Käufer auf der Mietrennstrecke -, der weiß auch, dass selbst die Beherrschung eines Wagens in Project Cars 2 nicht viel damit zu tun hat und schon gar nicht mit dem, was hier passiert. Aber, und das ist im Rahmen der Definition des Spiels der viel wichtigere Punkt, es fühlt sich absolut danach an. Es ist die perfekte, handhabbare Illusion. Schaltet aber die Fahrhilfen, vor allem die bescheuerte Autobremse aus, sonst wird es wirklich kindisch und die meisten der Online-Events verbieten diese Krücken eh. Die generelle Handhabung ist auch so einfach genug und ihr könnt viel effektiver an der Kunst des millimeter- und zehntelsekundengenauen Brems- und Beschleunigungstimings arbeiten. Und ihr werdet viel Spaß daran haben, weil es sich einfach gesagt so dermaßen verdammt gut spielt.
Was uns zu der Schattenseite der Online-Idee bringt und einem Punkt, in dem Polyphony hoffentlich noch ein paar Ideen in der Hinterhand hat oder zumindest daran arbeitet: Der Multiplayer. In dem nun mal recht eingeschränkten Solomodus könnt ihr all das genießen und erleben, im Rennen gegen andere Spieler ist die inhärente menschliche Komponente entscheidend für das Erlebnis, und hier brachte sie mich bisher in fast jedem Rennen zu Weißglut. Bevor ihr eine Runde drehen dürft, müsst ihr euch zwei kurze Belehrungen zur Rennetikette angucken. Das ist ungefähr so effektiv, wie auf dem Spielplatz zu sagen, dass die Kinder nicht rennen oder brüllen sollen. Das Prinzip "Gran-Turismo-Spezialbremse" ist immer noch in den Köpfen von mindestens der Hälfte der Spieler drinnen und sie kosten es voll aus. In fast jedem Rennen gab es mehr als genug Leute, die vor Kurven nur so viel bremsten - wenn überhaupt - wie es nötig war, um danach andere Autos als Lenkhilfe zu nutzen oder sie einfach direkt in den Acker zu schieben. Fuhr ich eine Kurve etwas zu vorsichtig an, versuchte der andere gar nicht erst, meinen Fehler durch elegantes Lenken auszunutzen oder stupste mich leicht an, weil ich ihn zu einer etwas abrupteren Bremsung zwang. Er donnerte voll in meine Seite, nahm den Schwung mit und schlingerte um die Kurve, während ich meine liebe Mühe hatte, als missbrauchte Billiard-Bande überhaupt auf der Strecke zu bleiben. Wenn das mal nicht klappte, brachten mir diese Ausflüge ein paar Mal sogar schmerzhafte Strafsekunden ein, während ihr beim Rammen schon eine echte Wildsau sein müsst, um mal eine Strafe zu kassieren.
Es war als jemand, der lieber etwas mehr bremst, bevor er dem anderen in den Kofferraum rauscht, eine durch und durch frustrierende Erfahrung und bisher ist es die undisziplinierteste Community aller Rennspiele, die ich dieses Jahr hatte. Sicher, nicht jeder spielt so, es gab auch Rennen, wo alle vernünftig fuhren, Crashs ehrlichen Fehlern geschuldet waren und nicht einfach einem sich durchziehenden Rambo-Fahrstil. Wer sagt, dass Forzas Drivatar etwas zu aggressiv ist, weil er zu nah an der Realität sei, darf sich gerne das hier angucken und sehen, wie brutal die Realität sein kann. All das erübrigt sich natürlich in Lobbys, wo derartige Fahrer schnell heraussortiert werden, unter Freunden genauso, aber die Idee des virtuellen Rennsports vergleichbar der echten Welt leidet darunter, dass hier zig Leute unterwegs sein werden, die auf keiner realen Rennpiste auch nur eine zweite Runde fahren dürften.
Es gibt einen ersten Schritt das zu regulieren und das ist das Sportsgeist-Ranking. Mein eigenes ist jetzt bei B, was bedeutet, dass ich auch von Zeit zu Zeit - wenn auch meist versehentlich - schubse, aber es geht runter bis E und auch hoch bis A und S. In den Lobbys könnt ihr festlegen, dass ihr diese zwar öffentlich halten wollt, aber eben ein bestimmter Fairness-Level erforderlich ist. Wenn sich das Matchmaking dann mit der Zeit besser sortiert und Events auch einen gewissen Level nicht nur des Fahrkönnens, sondern auch der Etikette erfordern, dann wird die aktuelle Situation besser werden und vielleicht überhaupt kein Thema mehr sein. Derzeit erlebe ich aber selbst auf meinem B-Level ständig aberwitzige Dinge und Komplettchaoten, ich will gar nicht mehr wissen, was auf dem E-Level abgehen muss. Bis das System wirklich greift, müsst ihr euch auf ein paar sehr ruppige Runden einstellen.
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Kommen wir wieder zu erfreulicheren Dingen und das ist natürlich die Technik. Wo Gran Turismo 6 etwas litt, schließlich war es ein PS3-Spiel, als die PS4 und Xbox One schon erschienen waren. Sports will diese Scharte nun ausbessern, mit Forza steht ein großer Konkurrent auch in dem Bereich gegenüber und siehe da, Sports schlägt sich da mehr als nur wacker. Das HDR ist einfach ein Traum - siehe auch hier Digital Foundrys Gedanken dazu - und wirkt lebendiger und natürlicher als viele andere Titel, die bisher damit hausieren gingen. Es ist eine "enhanced" Version der Realität ohne den Bezug zu dieser zu opfern. Eine Art elegant idealisiertes Bild dessen, wie ein wirkliches Rennen aussehen sollte. Auch sonst gibt es nichts zu meckern. Die Framerate ist felsenfest, die Autos selbst sind auf dem Niveau, das man erwartet - absolut irrsinnig schick und mit allen Feinheiten versehen -, die Details der Strecken ausreichend, um dem Auge genug Zucker links und rechts des grauen Asphalts zu geben, Gran Turismo Sports ist einfach ein wunderschönes Spiel.
Ist GT Sports schöner als seine Konkurrenten? Knifflig, jedes hat seine Stärken, aber auch wenn es auf der Piste schwer zu sagen ist, welches der Spiele jetzt wirklich das allerschönste ist, neben der Piste stellt Sports sie alle in den Schatten. Es macht einfach Spaß, sich durch die eleganten Menüs zu wuseln, in Hersteller-Museen herumzuklicken und das Erlebnis Sportwagen auf eine so kompetent ausgearbeitete Art zu genießen. Dass ausgerechnet Gran Turismo es endlich mal schaffen würde, die beste Menü- und Interface-Struktur zu bieten, wer hätte es nach all den Verfehlungen der Serie in diesem Punkt gedacht. Der Sound dagegen ist okay und angemessen. Es hätte mehr Bass sein dürfen, aber im Großen und Ganzen ist es aufregend genug, einen McLaren durchzutreten, auch wenn das nach wie vor ein Punkt ist, in dem alle Spiele sich gerne mal an einer Art Sound-HDR-versuchen dürfen, damit ich nicht jedes Mal die ganze Anlage verstellen muss, um etwas Bumms aus den Boxen zu bekommen.
Gran Turismo Sport hat mich weit mehr beeindruckt, als ich es erwartet hätte und das aus verschiedenen Gründen. Erst einmal sieht es natürlich mit der richtigen Technik atemberaubend gut aus. Ich hätte nicht gedacht, dass es direkt mit Forza 7 konkurriert, aber genau das tut es und beide liegen auf einem extrem hohen Niveau, auf dem ich keinen klaren Sieger ausmachen kann. Das Spielgefühl ist weit besser, als ich es in Erinnerung hatte und bietet die bestmögliche Form der Illusion von Realismus, ohne sich zu sehr mit diesem zu befassen. Dann ist der Solospieler-Anteil am Ende doch weit umfangreicher und motivierender als ich zunächst befürchtete. Klar, es ist keine klassische Karriere, nicht mal nah dran, aber es gibt mehr als genug zu tun, um die 60 Euro herauszuspielen, selbst wenn ihr nie ein Online-Rennen fahrt. Vor allem aber feiert es auf eine so subtile wie gelungene Art das Mystische, das die großen Sportwagen umgibt. Wie eine Art HDR für die Wahrnehmung dessen, was alles mitschwingt, wenn es sich um dieses Thema dreht, zeigt Gran Turismo Sport, dass es Ebenen jenseits reiner Zahlen, Preise und Prestigeobjektdasein gibt.
Aber, HDR heißt auch Licht und Schatten und von letzterem gibt es auch hier genug. Die vergleichsweise niedrige Fahrzeugzahl ist nicht das Problem, eher die strikte Unterteilung in wenige Billigmodelle und viele in unterschiedlichen Abstufungen von "Unbezahlbar". Die Streckenzahl ist nicht üppig, vor allem aber sind die Strecken nicht sonderlich aufregend. Und das größte Problem ist ein sehr klassisches aus der IT-Branche: Es sitzt immer vor dem Bildschirm. "Rubbing is racing" heißt es bei Days of Thunder, aber das ist kein Rubbing mehr, das ist manchmal schon Autoscooter. Man muss dem System des Matchmakings, das nicht nur Skill, sondern auch Sportsgeist bewertet, jetzt ein wenig Zeit geben, sich zu sortieren. Die ersten Stunden in der Wildnis aller aktiver GT-Sport-Spieler waren teilweise wirklich haarsträubend, selbst noch auf den höheren Sportsgeist-Leveln.
Das Verhalten der Spieler ist eine echte Herausforderung für Polyphony wie auch die Community. Wenn die Idee eines GT Sport als ernstzunehmender virtueller Rennsportart aufgehen soll, wird es mehr brauchen als zwei kurze Benimmvideos. Sollte das Matchmaking den Sportsgeist richtig sortiert bekommen - und auf Dauer denke ich, dass das gut möglich ist -, dann ist Gran Turismo Sport wirklich auf dem Weg, die definierende Arcade-Racing-Sim dieser Generation zu werden. Den Grundstein dafür hat es auf jeden Fall gelegt.