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Subnautica - Test

Survival kann so schön sein.

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Wunderschönes Unterwasser-Survival-Abenteuer auf einer so offenen wie fremden Alien-Welt. Einstieg beschwerlich, Rest dann aber motivierend.

Verschiedene Autoren wiederkäuen seit vielen Jahren in unterschiedlichen Publikationen die Weisheit, dass wir über das Weltall mehr wüssten als über die Tiefsee der Erde. Nicht nur, dass ich mich jetzt in diesen Reigen einreihen kann - ich kann jetzt auch sagen, dass ich die Kombination aus beidem eigentlich am interessantesten finde. Denn in Subnautica stürzt ihr mit eurem Raumschiff auf einem fremden Planeten ab, der zwar von Leben nur so wimmelt, aber beinahe zur Gänze von Wasser bedeckt ist. Und so wacht ihr nun in eurer brennenden Rettungskapsel aus der Bewusstlosigkeit auf, könnt sie grade noch so löschen und streckt dann zum ersten Mal den Kopf heraus. Neben dem beeindruckend großen Wrack eures Mutterschiffs sehr ihr dort nur: Wasser.

Im Bild: Die freundliche Seekuh aus dem nächsten Sonnensystem. Aber nicht jedes Alien-Meerestier ist so nett.

Und nein, das hier ist nicht Water World, kein Kevin Costner weit und breit. Stattdessen gibt es faszinierende Unterwasserwelten. Subnautica ist in vier verschiedenen Modi spielbar. Im Überlebensmodus müsst ihr, wie der Name schon sagt, irgendwie sehen, dass ihr auf dem Planeten am Leben bleibt, euch also auch um Bedürfnisse wie Hunger und Durst kümmern. Sterbt ihr aber, werdet ihr einfach wieder in eurer Rettungskapsel abgesetzt, die euch zu Beginn des Spiels als eine Art kleine Basis dient. Der Hardcore-Modus ändert das: Sterbt ihr hier einmal, ist das Spiel vorbei. Eine Art leichter Schwierigkeitsgrad ist das freie Spiel, denn es entfernt die Notwendigkeit sich zu ernähren. Zuletzt gibt es noch den Kreativmodus, doch dazu später mehr. Ich empfand den Überlebensmodus auch als Einsteiger als am angenehmsten - Hunger und Durst sind doch zu wichtige Bestandteile des Spiels, als dass es noch allzu viel Spaß machen würde, ganz auf sie zu verzichten. Überleben gehört zu Subnautica einfach dazu. Um allerdings nach einem Tod neu anzufangen, sind die Raubfische für meine Verhältnisse manchmal doch einfach zu schnell.

Wie dieses Überleben funktioniert, das müsst ihr erst einmal selbst herausfinden, das Spiel nimmt euch nicht an die Hand. Ich bin erst einmal nervös in meiner winzigen Rettungskapsel hin- und hergelaufen, nur um dann festzustellen, dass mir jetzt wohl nichts anders übrigbleibt als ins sprichwörtliche kalte Wasser zu springen. Dann gilt es erst einmal herauszufinden, wie ihr an das Nötigste kommt. Kleinere Fische könnt ihr glücklicherweise einfach aus dem Wasser pflücken. Um an Trinkwasser heranzukommen, müsst ihr schon eine bestimmte Fischart finden. Was ihr gefunden habt, bringt ihr dann zurück in die Kapsel, denn in ihr wartet der Fabrikator, in den ihr die Zutaten einfach nur hineinstopfen müsst - und heraus kommt das fertige Produkt. Je nach Zustand müsst ihr oft auch ein bisschen abwägen. Wollt ihr etwa Nahrung auf Vorrat produzieren, solltet ihr die Fische pökeln. Vom salzigen Ergebnis bekommt ihr allerdings Durst, weshalb ihr dann wieder einen hinreichend großen Wasservorrat haben solltet. Gekochte Fische verderben dagegen schneller und schaden im schlimmsten Fall sogar der Gesundheit.

Alles was ihr braucht, bekommt ihr aus einem Fabrikator wie diesem.

Sobald ihr eure Grundbedürfnisse gestillt habt, merkt ihr, dass der Star dieses Spiels die Unterwasserwelt selbst ist. Große Schildkröten, auf deren rücken Pflanzen leben, schwimmen an der Wasseroberfläche, Kreaturen wie Seekühe durchstreifen tiefere Gefilde, dichte Wälder aus Schlingpflanzen mit leuchtenden Knospen versperren euch die Sicht, anderswo könnt ihr auf weite Ferne schon größere Wrackteile des abgestürzten Raumschiffs oder Höhlen ausmachen. Subnautica hat einen Tag-und-Nacht-Rhythmus und so verändert sich die Unterwasserwelt auch, wenn es an der Oberfläche dunkel wird. Dann seht ihr von den Felsen zwar deutlich weniger, dafür beginnen manche Fische aber zu leuchten, was euch die Jagd sogar erleichtern kann. Aus einer technischen Perspektive betrachtet ist das alles sicher nicht der letzte Schrei, das sieht man vor allem in den wenigen trockenen Teilen der Spielwelt. Aber sobald es unters Wasser geht, wirkt Subnautica absolut überzeugend, auf fremdartige Art faszinierend und schlichtweg schön.

Was schon als komplettes Spiel hätte durchgehen können, ist erst der Anfang von etwas viel Größerem. Ein bisschen fühlt sich Subnautica an wie die Neuerfindung der Menschheit im Schnelldurchlauf. Während ihr zu Beginn agiert wie Jäger und Sammler, die mit der blanken Faust Fische erschlagen, fangt ihr bald an, Werkzeuge herzustellen. Eine Sauerstoffflasche ist für den Anfang eine schlaue Wahl, denn dann könnt ihr länger unter Wasser bleiben, ein Messer ist auch nicht übel, dann nämlich verteidigt ihr euch besser gegen aggressive Raubfische. Um etwas aus Metall herzustellen braucht ihr natürlich neue Rohstoffe, die ihr wiederum in Form von Mineralien vom Meeresboden holt, wobei sich die Komplexität des Geschaffenen immer mehr steigert. Erst kommt das Messer, dann die Schwimmflossen, schließlich ein kleiner mobiler Antrieb, damit ihr euch schneller fortbewegen könnt. Ein Scanner hilft euch, die heimische Tierwelt besser kennenzulernen, auch neue Technologien zu entwickeln, eine Art Supermagnet zieht für euch alle Rohstoffe und Tiere aus der Umgebung an.

Kurzer Blick nach oben - und dann das. Wirkt im Spiel wirklich beeindruckend.

In diversen Berichten zur Early-Access-Version von Subnautica habe ich gelesen, dass das Spiel keine Geschichte hätte. Das stimmt so allerdings nicht, zumindest nicht ganz. Klar, ihr werdet nicht anhand eines vorkonstruierten Quest-Systems durch die Spielwelt dirigiert, aber es gibt doch gewisse Meilensteine auf dem Weg ans Ziel, denn letzten Endes seid ihr auf dieser Welt gestrandet. Also wollt ihr dort auch wieder weg. Zudem führen manche Geschehnisse im Laufe des Spiels dazu, dass ihr euch der Welt anpassen müsst. Ein Beispiel aus den ersten Stunden des Spiels: Der Reaktor eures Mutterschiffs ist durch den Absturz stark beschädigt und droht zu explodieren. Euer Computer warnt euch immer davor und irgendwann passiert es dann auch. Das sorgt allerdings dafür, dass einige Teile der außerirdischen Tiefsee radioaktiv verstrahlt werden, weshalb ihr euch tunlichst einen Strahlenschutzanzug konstruieren solltet, um selbige erforschen zu können. Nur eine kleine Andeutung, um nicht zu viel zu verraten: Es gibt auch einen Grund, warum euer Raumschiff auf diesem Planeten gestrandet ist. Und ihr könnt euch auch daran versuchen, diesen Grund zu beseitigen.

Aber auch wenn ihr das gar nicht wollt und nur die Welt genießen möchtet, passiert einiges: Ihr erhaltet Funksprüche von anderen Abgestürzten, ihr erforscht Höhlen, weil ihr bestimmte Rohstoffe nur da findet, die ihr für einen Ausrüstungsgegenstand benötigt, denn ihr wiederum braucht, um etwas anderes zu konstruieren. Letzteres hilft euch dann wieder neue Abschnitte der Spielwelt zu erkunden und in letzteren warten dann wieder ganz neue Überraschungen. Apropos Spielwelt: Die wirkt wirklich wie etwas, das natürlich unter Wasser gewachsen sein könnte. Subnautica fühlt sich dadurch für etwas, das auf einem Alien-Planeten spielt, recht realistisch an, auf der anderen Seite planscht ihr gerade am Anfang aber auch relativ orientierungslos umher. Das wird erst besser, wenn ihr euren ersten Kompass bastelt, aber auch dann ist es nicht immer ganz einfach, Landmarken wiederzuerkennen.

Ja, auch dieses U-Boot könnt ihr bauen und steuern ...

Wie das in der Geschichte der Menschheit so ist, irgendwann wurde sie sesshaft. Und das passiert auch euch. Denn ist der technologische Fortschritt erst groß genug, könnt ihr euch eure eigene Unterwasserbasis basteln. Wie bei Minecraft funktioniert das nicht, stattdessen schließt ihr Modul an Modul, die richtigen Rohstoffe vorausgesetzt. Mit entsprechenden Außenanlagen, ein paar Solarzellen und Sci-Fi-Technologien entwickelt ihr so nach und nach eine sich selbst erhaltende Meereskolonie mit eigener Landwirtschaft und sogar mit Aquarium. Wirkt irgendwie seltsam, eine riesige Unterwasserbasis zu bauen, nur um dann ein Aquarium reinzustellen, geht aber. Fenster nach draußen funktionieren aber genauso gut.

Natürlich könnt ihr diese Basis dann auch begehen und euch ihrer erfreuen, ihr könnt den technischen Fortschritt aber auch weiter nutzen, um euch riesige U-Boote zu bauen oder Mechs, mit denen ihr den Meeresboden begehen könnt. In dieser Spielphase ist es vor allem die schiere Freude an der Bastelei, die den meisten Spaß macht - die wird aber zugegeben ein bisschen getrübt, denn vor allem der Basisbau könnte besser funktionieren. Wenn ihr in eurer Basis eine vertikal verlaufende Röhre positionieren möchtet, euch das Spiel das aber dadurch nahezu unmöglich macht, indem es euch das Ding direkt vor die Nase setzt und euch keine Möglichkeit gibt, sie irgendwie zu drehen, dann ist das einfach ärgerlich. Ich möchte nicht ausschließen, dass das nur in der Testversion so ist, die uns zur Verfügung gestellt wurde, spätere Patches könnten diese kleineren Nickligkeiten sicher leicht ausgleichen.

Wirkt etwas fummelig: Der Basisbau. ...

Hier kommt übrigens der Kreativmodus wieder ins Spiel, zu dem ich oben noch nichts sagen wollte. Wählt ihr den, könnt ihr von Anfang an alles bauen, was das Spiel zur Verfügung hat. Wer also gerade auf diese Phase des Spiels steht, in der das Überleben mehr und mehr in den Hintergrund gerät, der darf sich hier austoben. Für mich war das aber ehrlich gesagt nichts - auch aufgrund der genannten Unzulänglichkeiten. Trotzdem kann es Spaß machen, sich zwischendurch mal ein wenig zu entspannen, während man mit einem übermächtigen Mech über den Meeresboden trampelt und die Fische rechts und links einfach aus dem Weg schlägt. Blöder Planet aber auch, du hast mir gar nichts zu sagen und jetzt geh mir aus dem Weg!

Subnautica hat mich aus dem Nichts erwischt wie der Blitz. Bin ich anfangs noch ängstlich ins Wasser gesprungen wie ein Fünfjähriger, der zum ersten Mal auf dem Startblock steht, hat sich diese Welt nach und nach heimisch angefühlt - und zwar je mehr ich mich ihr angepasst habe einerseits, je mehr ich mir sie mir Untertan gemacht habe andererseits. Ich war nicht das erste Säugetier, das ans Land gekrochen ist, ich war das letzte, das wieder ins Meer zurückgefallen ist. Unerwartet, aber irgendwie hat es doch funktioniert. Allein die Erkundung der Spielwelt macht unfassbar viel Spaß, das Ressourcensammeln setzt dem aber noch den Zuckerguss auf. Nur der spätere Basisbau konnte mich nicht so ganz überzeugen, der fühlte sich irgendwie an wie der Nachtisch, für den ich schon zu satt war. Kleinere Bugs sind vorhanden, ich vertraue aber auf deren Behebung - zumal sich jeder von ihnen in meinem Fall aus der Welt schaffen ließ, indem ich kurz gespeichert und den Spielstand wieder neu geladen habe. 40 bis 60 Spielstunden sind hier locker drin und letzten Endes ist Subnautica ein riesiges Spaßpaket für alle, die Survival, Entdeckung, offene Spielwelten und Basisbau mögen.

Entwickler/Publisher: Unknown Worlds Entertainment/Unknown Worlds Entertaainment - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: 22,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: deutsche Bildschirmtexte, englische Sprachausgabe - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Subnautica

PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch

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