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Assassin's Creed 2

Über den Dächern von Florenz

Bei meinem letzten Interview mit Creative Director Patrice Désilets krachte es ordentlich. Mit meinen Kritikpunkten zu Assassin's Creed konfrontiert, ging er erst einmal in die Offensive. Er betonte, dass sein Werk nicht dazu geeignet sei, in einem Rutsch durchgespielt zu werden. Er war ein wenig genervt, reagierte emotional und verteidigte sein Baby bis aufs Messer. Und trotzdem verstehen wir uns inzwischen hervorragend. Denn so sehr ihn auch die harsche Kritik gestört hat, so sehr ist er dankbar, wenn man sich mit seiner Arbeit auseinandersetzt.

Natürlich hat Ubisoft Montreal seine Hausaufgaben gemacht. Dem gigantischen 300-Mann-Team war sehr wohl bewusst, was falsch gelaufen war. Das - auf Dauer - recht zähe Kampfsystem, die verquastete Zukunftsgeschichte und vor allem die mangelnde Abwechslung torpedierten zumindest bei uns eine Topwertung. Schon bei der PC-Fassung wurde nachgelegt. Ein paar neue Missionstypen und eine leicht aufgehübschte Grafik machten daraus zwar noch kein Spiel des Jahres, aber gaben schon einmal die Richtung vor.

Denn Patrice Désilets und seine fleißigen Helfer haben aus ihren Fehlern gelernt. Schon bei meinem Besuch in Montreal stellten sie beeindruckend unter Beweis, dass der Nachfolger nur so vor frischen Ideen sprüht. Das neue Szenario im Zeitalter der Renaissance, die norditalienischen Städte und die vielen abwechslungsreichen Missionen überzeugten auf Anhieb. Ezio, der Vorfahre des Templer-Gefangenen Desmond, tauchte schon damals mit viel Stil in einen Sumpf aus Intrigen, Korruption und Unmenschlichkeit herab.

Vom Jäger zum Gejagten: Ezio auf der Flucht

Und er bekam eine wunderbare Spielwiese zur Verfügung gestellt, die auch auf den zweiten Blick – zur gamescom – fehlerfrei wirkt. Mit einem Grinsen im Gesicht, Stolz in den Augen und mit viel Geschick, führte Patrice uns durch eine ganz spezielle Demo, die extra für die Messe zusammengestellt wurde. Zum ersten Mal wurde Florenz vorgeführt. Dieses Kleinod der Toscana, das mit seinen Terracotta-Dächern, geraden Straßen und seinen, für damalige Verhältnisse, riesigen Türmen, als herrlicher Kontrast zum verwinkelten Venedig fungiert.

Die Illusion ist perfekt: „Ein italienischer Journalist kam vorhin rein und schrie begeistert: Das ist meine Stadt. Ihr habt ja sogar die Kirche drin“, erzählt uns Patrice. Für das Layout der Straßen wurden Karten aus dieser Zeit verwendet. Dazu noch ein wenig künstlerische Freiheit, schon erwacht die Renaissance-Metropole zu neuem Leben. Doch genug Sightseeing. Patrice führt Ezio zu einem Taubenverschlag, wo der erste Auftrag wartet. Eine ganz spezielle Tötungsmission bei der Ezio bestimmte Rahmenbedingungen einhalten muss.

Über den Dächern von Florenz spießt Ezio eine Wache auf.

Ein Mitglied der Medici-Familie möchte, dass ihr einen Geschäftsmann tötet, ohne dass ihr eure Identität preisgebt. Sich durch die Menge mähen und ihn anschließend mit einem Schwert erschlagen, fällt damit flach. Ihr müsst einen anderen, unauffälligeren Weg wählen. Dazu sucht Patrice einen Apotheker auf, bei dem es neben Heiltränken auch starke Gifte für seine Messer gibt. Das Geld dazu bekommt ihr durch Aufträge oder durch simplen Diebstahl. Kaum hat er die Mordwerkzeuge präpariert, zieht er auch schon in Richtung Zielobjekt. Der korrupte Beamte sucht gerade einen Markt am anderen Ende der Stadt auf.

Es geht über die Dächer von Florenz, über speziell designte Areale, die ein schnelles Vorankommen garantieren. Er zeigt uns die Handgelenkpistole, die Gegner mit einem Schuss erledigt und neue Kletterobjekte, wie schwingende Lampen. Nur um am Ende wieder einmal in der Menge unterzutauchen, in der sich das Ziel samt seinem schwer bewaffneten Bodyguard versteckt hält. Patrice verfolgt sein Opfer, wählt die vergiftete Klinge und rammt sie im Vorbeigehen überraschend dem Aufpasser in den Nacken.