Batman: Arkham Asylum
Der Überraschungshit
Es gibt nicht viele Spiele, die so lange unter meinem Hit-Kandidaten-Radar durchrauschten wie Batman: Arkham Asylum. Vor einem guten Jahr hatte ich das Spiel zum ersten Mal gesehen und kurzerhand in die Schublade „Hirnlose Lizenz-Prügelei“ abgeschoben. Auch diverse wohlwollende Vorschau-Artikel konnten mich nicht von meinem Vorurteil abbringen. Was für ein Fehler! Nach einigen Stunden mit der Vollversion für Xbox 360 steht für mich fest: Arkham Asylum ist alles andere als Stangenware!
Wo geht es weiter? Der korrupte Wachmann hat sich verdrückt. Leider nicht allein. In seiner Hand befindet sich eine unschuldige Geisel. Für jeden normalen Menschen wäre die Situation außer Kontrolle. Nicht für Batman. Per Knopfdruck schaltet Mr. Superduper in den sogenannten Detektiv-Modus. Eine Art Nachtsicht, allerdings etwas cooler. Der Spieler sieht nicht nur die Skelette sämtlicher im Raum befindlichen Personen, sondern bekommt potenzielle Gegner auch gleich rot markiert angezeigt.
Außerdem lassen sich in dieser Sicht nützliche Hebel, Vorsprünge, Durchgänge oder eben auch Gegenstände auf einen Blick erkennen. Gegenstände wie diese zerbrochene Schnapsflasche auf dem Boden etwa, an der unser Gesuchter vor wenigen Minuten noch genuckelt hat. Nachdem Batman mit seinem mobilen Hosentaschenlabor die Zusammensetzung der Flüssigkeit analysiert hat, lässt sich der Flüchtige bequem anhand kleiner Dunstschwaden des Getränks verfolgen. Praktisch. Allerdings nicht für den Gesetzesbrecher.
DC oder Marvel? Diese Geschmacksfrage beschäftigt Superhelden-Anhänger seit Jahrzehnten. Ich persönlich tendiere wegen der menschlicheren Charaktere eher zu Marvel. Für Batman mache ich allerdings eine Ausnahme. Bruce Wayne ist eben kein tpischer 0815-DC-Held. Vor allem die Geschichte „Die Rückkehr des dunklen Ritters“ von Frank Miller (Sin City) verlieh der Figur des Fledermausmanns eine ungeahnte Dimension. Ganz so tiefschürfend wie besagtes Comic präsentiert sich das Spiel Arkham Asylum zwar nicht, doch der Londoner Entwickler Rocksteady Studios (Urban Chaos) setzt den Verbrechensbekämpfer in der Tat besser in Szene als jedes andere Spiel zuvor. Das gelingt vor allen Dingen durch die unterhaltsamen Auftritte seines Gegenspielers Joker.
„Du würdest dich nie so leicht fangen lassen“, richtet Batman das Wort an Joker. Der dunkle Ritter liefert den psychopatischen Mörder gerade verschnürt wie Hannibal Lecter im Arkham Asylum ab, dem Hochsicherheitsgefängnis von Gotham City. „Sag mir, was du wirklich willst!“ Wie schon in der Vorschau von Arkham Asylum im April erwähnt, spricht Batman mit der deutschen Synchronstimme von Christian Bale. Wie im Film. Wobei der Videospiel-Held optisch deutlich massiver wirkt als in der Hollywood-Adaption. Eine Art Panzer aus Muskeln, bei dem auch ein drei Oktaven tieferes Stimmchen nicht deplatziert gewirkt hätte. Egal, mal hören, was der Joker zu sagen hat. „Nicht viel“, entgegnet der Possenreißer. Sein typisch irres Grinsen wirkt in seiner schalen Fratze wie eine Waffe.