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Chaos Rings

Und sie können es doch noch

Square Enix kann es ja doch noch! Und ich meine nicht die 28. Auflage der ersten Final Fantasys auf dem iPhone – die übrigens ziemlich gut sind, wenn man mal davon absieht, dass wir sie schon einmal zu oft in diesem Leben für ihre Remakes bezahlt haben. Auch nicht Final Fantasy Crystal irgendwas oder überhaupt etwas Finaliges. Chaos Rings nennt sich ihr bisher ambitioniertestes Apple-Spiel und es ist absolut fantastisch! Ehrlich, das war so ziemlich das letzte, was ich erwartet habe. Dass man als durch Millionen Enttäuschungen abgehärteter Redakteur sowas noch erleben darf. Wartet kurz… nein, ich weine nicht… ich hab nur was im Auge…

Ok, genug Sentimentalitäten. Immerhin ist Chaos Rings mit beinahe 11 Euro eines der teuersten App-Spiele überhaupt. „11 Euro!!“ mag jetzt so mancher rufen. „Da krieg ich ja zehn bis 15 Zombie-Defense-Puzzle-Apps plus noch eine, die mir lustige Porno-Namen auflistet.“ Richtig. Aber mit Chaos Rings kauft ihr ein vollwertiges Japano-Rollenspiel ohne Kompromisse, mit allem was dazugehört und einer Spielzeit, die irgendwo zwischen 50 und 100 Stunden liegen dürfte. Und die sind sogar weit abwechslungsreicher als der Koloss FF XIII, während dessen letzten Stunden ich langsam merkte, wie mein Lebenswille mich verlies.

Blauer Himmel, grüne Bäume. Ich werde nie erfahren, warum diese nette Gegend 'Death Grounds' heißt... Man muss ja nicht alles verstehen.

Davon ist hier nichts zu spüren, was daran liegt, dass man auf Abwechslung setzt. Auf den ersten Blick ist die Handlung simpel. Vier sehr gemischte Pärchen werden aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen, um in einer seltsamen Arena auf Geheiß eines mystischen Gebieters gegeneinander anzutreten. Der Gewinner kriegt das ewige Leben, der Verlierer erhält den zweiten Preis, ein stark verkürztes Leben. Das Ganze soll in vier Runden ablaufen. Erst müssen die Paare in kleinen, thematisch sortierten Welten zwei Ringe finden und treten dann gegen ein anders Paar an. Der Gewinner geht wieder auf Ringsuche.

Klingt erst mal nicht so hingebungsvoll, was da inhaltlich geboten wird. Chaos Rings handhabt diese eher einfache Prämisse allerdings geschickt, indem es ihm erstmal gelingt, die Konstellation der Figuren interessant zu gestalten. Das erste Paar besteht aus einem arroganten Typen, der ein komplettes Kloster abgeschlachtet hat, und einer der wenigen Überlebenden dieses Massakers. Sie würden ja gerne aufeinander losgehen, aber das ist gegen die Regeln. Nur Paare dürfen weitermachen und wer gegen die Regeln verstößt, wird von einem ziemlich coolen Grimreaper sofort aus dem Verkehr gezogen.

'Kleiner Screen' schließt 'große Monster' nicht aus

Man beginnt, sich schnell für die Figuren zu interessieren, ihre Gespräche untereinander und auch dafür, was das Ziel des ganzen Wettkampfes wohl eigentlich sein soll. Spannenderweise treffen sich die Paare zwischen den Kämpfen gegeneinander immer wieder, reden miteinander und davon abgesehn, dass sie sich irgendwann töten müssen, finden sie sich nicht unbedingt unsympathisch. Da diese Häppchen immer in der richtigen Dosierung, unterbrochen vom Gameplay, gereicht werden, bleibt es bis zum Schluss spannend.

In den Welten rennt natürlich jede Menge Viehzeug herum, es fällt euch auch zufallsbasiert und regelmäßig an. Nicht zu häufig, nicht so dass es nerven sollte. Wem das immer noch zu viel ist, der findet recht schnell eine Fertigkeit, die Zufallskämpfe auf Knopfdruck – kann man das auf einem Touchscreen eigentlich so nennen? – unterbindet. Bevor man von der Hub-Welt mit ihrem Item-und-Waffen-Shop eine der Welten besucht, darf man den Levelbereich der Monster auswählen. Übersetzt heißt das, dass ihr nicht erst Level 30 sein müsst, um in der dritten Welt bestehen zu können. Seid ihr erst auf Level 9 und habt keinen Bock ewig zu leveln, wählt ihr einen unteren Bereich aus und kommt auch ganz gut durch. Seid ihr mutiger, wird es schwieriger, aber natürlich gibt es auch mehr Punkte dafür. Sehr geschickt umgesetzt und es funktioniert weit besser als jede automatische Levelanpassung.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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