Wing Commander Arena
Kein richtiges Wing Commander
Liebe Freunde gepflegter Arcade-Unterhaltung, heute melde ich mich direkt aus dem Weltraum. Als rasender Reporter in Sachen Xbox Live Arcade kommt man ja doch ganz gut herum, diesmal hat man keine Kosten und Mühen gescheut und mich in ein vollkommen anderes Universum geschickt. Der Grund dafür ist das lang erwartete Erscheinen eines neuen Teils der Wing Commander-Reihe, die besonders Kindern der 90er Freudentränen in die Augen treiben dürfte. Auch beim letzten Lebenszeichen der Serie, beim Kinofilm, dürften die Fans geweint haben, wohl aber aus anderen Gründen.
Aber Schluss jetzt mit verklärten Jugenderinnerungen, lasst uns in die Gegenwart zurückkehren. Wer unter Euch alt genug ist, die ersten Teile noch zu kennen, weiß, was das Faszinierende an den Spielen gewesen ist: Ein perfekt inszeniertes Action-Spektakel, das den Spieler direkt in das Cockpit eines Kampf-Weltraumschiffes setzt und von einer packenden Geschichte mit herausragenden Zwischensequenzen garniert wird. Das Ergebnis war ein absolut stimmiges Weltraum-Actionspiel, das die Grenzen zwischen Film und Spiel aufweichte.
Um es kurz vorweg zu nehmen, all das bietet der Ableger Arena nicht. Statt dessen will sich das Spiel auf den Kern von Wing Commander konzentrieren: Die Weltraumschlachten. Zu diesem Zweck wurden acht Arenen kreiert, in denen die Kämpfe stattfinden. Vom Asteroidenfeld mit Lichtung über eine Raumstation bis hin zu klassischen Duellarenen wurden abwechslungsreiche Schauplätze gestaltet, in denen Ihr Euren Gegnern auf den Kilrathi-Pelz rücken könnt.
Das findet aber nicht in einer richtigen 3D-Welt statt, in der Ihr Euch nach links, rechts, oben und unten bewegen dürft, sondern in 2D (also nur links und rechts), weshalb das Gameplay zeitweise eher an die Mutliplayer-Duelle in Mario Kart erinnern statt an ein spannendes Weltraumgefecht. Das ist wirklich sehr schade, weil dadurch kein richtiges Weltraumfeeling aufkommen mag. Ich hätte mir gewünscht, mich unter manchen Hindernissen zu verstecken, um meinen Gegnern besser auflauern zu können, aber das wird mir von diesem Weltraumspiel verwehrt. Noch schlimmer: Ihr bleibt an bestimmten Hindernissen einfach hängen, weil Ihr nicht darüber oder darunter vorbeifliegen könnt. Was soll das?
Zudem wurde die serientypische Cockpit-Perspektive eliminiert, Ihr seht das Geschehen nun von außen. In Bezug auf das Gameplay ist das allerdings sinnvoll, denn mit der Außenansicht habt Ihr den perfekten Überblick über die Action und die umliegenden Power-Ups. Das Spielgeschehen verlangt Euch gerade in den chaotischen Multiplayer-Duellen wahrscheinlich das Allerletzte ab. Mit den Varianten der klassischen Mehrspielermodi Capture The Flag oder Deathmatch sowie Team-Deathmatch duelliert es sich in der Arena wirklich ganz passabel. Allerdings wird das Spiel bei 16 Teilnehmern teilweise etwas hektisch und unübersichtlich, gerade wenn jeder gegen jeden kämpft.
Während über Xbox Live zumindest noch der Anflug von Spaß aufkommt, ist Wing Commander Arena alleine eine dröge Nummer. Die vier Spielmodi, von denen einzig die Asteroids-Variante ein klein wenig überzeugt, beschäftigen die Solisten unter Euch wahrscheinlich keine Stunde, von guter Unterhaltung seid Ihr in der Zeit aber weit entfernt. Wer darüber hinaus noch mehr Fakten zu Wing Commander Arena erfahren will, sollte sich unser Interview mit dem Produzenten Sean Penney zu Gemüte führen.
Abgesehen von den Schiffen und dem Universum ist kaum etwas vom früheren Wing Commander übriggeblieben. Da darf man die Frage stellen, ob die Entwickler sich mit der Lizenz wirklich einen Gefallen getan haben, denn gerade die Fans werden von Arena bitter enttäuscht sein. Hektische Mehrspielerschlachten auf begrenztem Raum mit Weltraumatmosphäre und bis zu 15 Mitspielern ist zwar auf Xbox Live Arcade einzigartig, macht das Spiel aber nicht wirklich zum Hit.
Wing Commander-Fans dürfen seit gestern für 800 Microsoft-Punkte in die Arenen gehen.