10 Jahre Eurogamer.de: Dreimal die große Liebe, einmal der große Krach, Teil 1
Benjamins 10 Jahre in vier Spielen ausgedrückt.
Puh, meine Top-3-Spiele aus zehn Jahren zusammenstellen, gar nicht mal so einfach. Eigentlich fast ein Ding der Unmöglichkeit, weil mir so viele Spiele in all den Jahren so gut gefallen haben. Also welche pickt man sich heraus? Wenn es um Spielspaß geht, könnte ich zahllose Titel auflisten, aber nicht jedes Spiel versprüht, obwohl es vielleicht unterhält, diese gewisse Magie, die es für einen selbst zu etwas Besonderem macht. Lest im Folgenden von den drei Titeln, bei denen ich genau dieses Gefühl hatte - und von einem, den ich am liebsten vergessen würde.
Meine drei Lieblingsspiele der letzten zehn Jahre
Platz 3: Alan Wake
Ein echter Leckerbissen aus dem Hause Remedy, zumindest wenn ihr Mystery und Survival-Horror etwas abgewinnen könnt. Das Abenteuer von Romanautor Alan Wake, der nach seiner verschwundenen Frau sucht und dabei Ereignisse aus seinem neuesten Buch erlebt, das er noch gar nicht geschrieben hat, zog mich von Anfang an in seinen Bann. Alles in allem eine komplexe Geschichte, bei der es gar nicht so einfach ist, dem Geschehen zu folgen.
Vielleicht liegt es daran, dass Alan Wake wie eine TV-Serie aufgebaut ist und ich gerne Serien schaue, aber wenn ich eine Episode erst mal angefangen hatte, musste ich sie auch zu Ende spielen, nicht zuletzt um mir die gut ausgewählten Songs am Ende anzuhören, bevor es mit dem nächsten Kapitel weiterging. Es ist auch dieser Aufbau, der für ein gutes Tempo im Spiel sorgte. Zwischendrin gab es immer wieder diese kleinen Höhepunkte auf dem Weg zum Finale, eben ganz so wie bei einer guten Serie. Selbst wenn man nur eine Episode spielt, hat man das Gefühl, viel erlebt zu haben.
In der Dunkelheit des Spiels fühlt ihr euch nie sicher, eure Taschenlampe ist ein innovatives, zentrales Element, das nicht nur zur Erhellung der Spielumgebung dient, sondern gleichermaßen zur Bekämpfung eurer Feinde. Ständig hat man das Gefühl, beobachtet zu werden, sich in Gefahr zu befinden, sucht die wenigen Lichtquellen, die einem Heilung und Schutz bieten. Zur düsteren und spannenden Atmosphäre trug neben der Grafik auch die Musik ihr Übriges bei, die das Geschehen ansprechend und passend untermalte.
Es ist ein Spiel, das euch von Beginn an packt und nur schwer wieder loslässt, auch wenn es nicht die riesigen Action-Bombastmomente kannte (die hier auch gar nicht reinpassen würden), aber dafür Spannung und Nervenkitzel pur. Ich würde mich sehr freuen, wenn Remedy irgendwann doch noch Wakes Geschichte fortsetzt.
Platz 2: BioShock
Erinnert ihr euch noch an diesen Moment, in dem ihr aus dem Wasser gestiegen seid, um euch herum nichts anderes als das kühle Nass, Wrackteile eures abgestürzten Flugzeugs und dieser mysteriöse Leuchtturm? Ihr betretet ihn, durchsucht die Umgebung, steigt in eine Kapsel und drückt den Knopf, der Hauptcharakter Jack in einer Kapsel tief unter die Meeresoberfläche zur Unterwasserstadt Rapture schickt.
Hier ist nichts mehr so, wie es einst war. Es ist nicht mehr das Utopia, das es mal sein sollte, es ist größtenteils verlassen, verwüstet und voller gefährlicher Gegner. Es liegt an euch, die Mysterien rund um Rapture zu ergründen, herauszufinden, was dort vorgefallen ist und ob ihr der Stimme, die euch in Rapture begrüßt und durch all das Chaos leitet, vertrauen könnt.
Ihr kämpft euch durch die Unterwasserstadt und setzt dabei nicht nur allerlei Waffen, sondern ebenso Plasmide ein, besondere Fähigkeiten, mit denen ihr Feinde beispielsweise in Brand steckt oder Geschütztürme hackt. Das alles sorgt für spannende Kämpfe, in denen ihr auch eure Umgebung einsetzen könnt. Abseits des gelungenen Gameplays überzeugt der Shooter mit seiner erwachsenen, intelligenten Geschichte, die sich Stück für Stück vor euren Augen entfaltet, und der gut durchdachten, wunderbar gestalteten Spielwelt.
Zwar mögen die moralischen Entscheidungen im Endeffekt etwas zu sehr schwarz und weiß gewesen sein, aber mitfühlen ließen sie einen dennoch, weckten den Beschützerinstinkt gegenüber den Little Sisters, wie es bei den Big Daddys selbst der Fall war. Wie Alan Wake ist BioShock schlicht ein sehr atmosphärisches Erlebnis mit einer durchweg interessanten Geschichte, wodurch das Spiel zu weit mehr wird als nur einem weiteren Shooter unter vielen.
Platz 1: Mass Effect 3
Teil drei steht hier stellvertretend für die gesamte Mass-Effect-Trilogie, eine der besten neuen Marken, die aus der letzten Konsolengeneration hervorgegangen sind. Selten gelang es einer Spielereihe, den Spieler über drei Teile hinweg an den exakt gleichen, individuell gestalteten Charakter zu binden, ihn eigene Entscheidungen treffen zu lassen und selbst im zweiten und dritten Teil noch Auswirkungen seiner früheren, selbst bestimmten Handlungen spüren zu lassen.
Nicht, dass andere Geschichten mit einem stets gleichen, aber fest vorgegebenen Protagonisten langweilig wären. Aber hier hat man wirklich das Gefühl, zumindest innerhalb eines gewissen Rahmens Dinge beeinflussen zu können - ob nun zum Guten oder zum Schlechten. In Erinnerungen bleiben wird Mass Effect 3 auch wegen seines sehr kontrovers diskutierten Endes, das später noch einen Extended Cut nach sich zog.
Das Problem war, dass BioWare sich im Grunde selbst in die Enge getrieben hatte. Oft wurde betont, dass die Reaper nicht auf konventionelle Weise zu besiegen sind. Nun, wie uns Mass Effect 1 und 3 gelehrt haben, geht das schon, allerdings nur mit deutlicher Überzahl, die am Ende der Trilogie schlicht nicht gegeben war. Bleibt im Grunde also nur noch Deus Ex Machina als einzige Option. Oder eben trotz aller Bemühungen die komplette Vernichtung des Lebens in der Milchstraße, was ein sehr düsteres, aber auch mutiges Ende gewesen wäre. Ein Mass Effect: Andromeda hätte solch ein Ende nicht verhindert, schließlich hätte man schon vor der Reaper-Invasion ein Schiff zur Nachbargalaxie schicken können (die genauen Hintergründe sind ja noch unklar).
Aber wie dem auch sei: Es war und ist ein tolles, stimmungsvolles und spannendes Abenteuer, das sich über drei Spiele erstreckt und bis zum Ende an den Bildschirm fesselt. Für Science-Fiction-Fans ein Muss.
Das Schlechteste
Alone in the Dark
Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass es mir so leicht fallen würde, einen Kandidaten zu finden, der mich in den letzten zehn Jahren am meisten zur Verzweiflung gebracht hat. Man hätte fast davon ausgehen können, dass es irgendeine Lizenzgurke wird, irgendein Spiel zu einem Film oder einer Serie. Aber nein, es ist das Reboot von Alone in the Dark aus dem Jahr 2008.
Grundsätzlich fand ich die Idee nicht ganz so schlecht, aber diese schreckliche Umsetzung. Fehler hier, Unzulänglichkeiten da, diese absolut grausame Steuerung, eine miese Story, dämliche Charaktere, nervige Passagen - ich könnte noch ewig so weitermachen. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein Spiel mit seinen Mechaniken und Funktionen jemals so frustriert und in Rage gebracht hätte wie Alone in the Dark. Es wurde einfach viel zu früh veröffentlicht, was die später an der PS3-Version vorgenommenen Verbesserungen bewiesen. Nur wirklich gut wurde es dadurch immer noch nicht.
Nachdem ich irgendwann mal wieder im Park nicht weiterkam, schon wieder aufgrund der dämlichen Steuerung oder wegen eines Fehlers im Spiel starb, hatte ich dann auch genug davon, nahm die Disc aus dem Laufwerk und feuerte sie in die Ecke. Irgendwann hab ich das Spiel dann verkauft, weil ich mir ziemlich sicher war, dass ich das nicht noch einmal anfassen würde. Selbst dann nicht, wenn mir jemand Geld dafür bieten würde.
Weitere tolle Spiele, die es nicht ganz unter die absoluten Lieblinge geschafft haben
The Darkness: Ein schön düsteres Actionfeuerwerk mit einigen diabolischen Fähigkeiten. Dazu eine toll erzählte, emotionale Geschichte. Einer der besten Shooter der letzten Generation.
Ghostbusters: The Video Game: Wenn ich mir die letzten beiden Ghostbusters-Lizenzspiele so anschaue, dann ist das nichts, was man in irgendeiner Form vermissen würde, wenn es nicht existieren würde. Aber das tolle, 2009 veröffentlichte Ghostbusters: The Video Game zeigt, wie Lizenzspiele auszusehen haben. Eine liebevolle Verneigung vor den ersten beiden Filmen.
Prince of Persia (2008): Was mich an diesem Prince of Persia vor allem begeistert hat, war der Grafikstil. Dazu sympathische Charaktere, die gut miteinander harmonieren, und waghalsige Kletterpartien. Gut, die Kämpfe waren insgesamt jetzt nicht so spannend, aber alles in allem doch ein sehr schönes Spiel.
Star Wars: The Force Unleashed: Einer der besten Star-Wars-Filme, den es niemals gab. Noch immer eine tolle Geschichte, spektakuläre Action und besser als der Großteil der Prequels, was will man mehr? Vielleicht sollte ich es mal wieder spielen.
Life is Strange: Eine schöne Coming-of-Age-Geschichte im Zusammenspiel mit Zeitreisen. Toll erzählt und in vielerlei Hinsicht besser als die offensichtlichen Vorbilder aus dem Hause Telltale.
The Saboteur: Ist vielleicht gegenüber manch anderem Open-World-Spiel ein wenig untergegangen, aber dennoch ein gelungener Vertreter seines Genres. Besonders gefallen hat mir die Darstellung der Spielwelt. Von Nazis besetzte Bereiche werden schwarz-weiß dargestellt, in befreite Areale kehren die Farbe und das Leben zurück.
Red Dead Redemption: Groß und äußerst unterhaltsam. Wenn es ein definitives Western-Spiel gibt, dann ist es wohl Red Dead Redemption. Viele Freiheiten, eine schön gestaltete Spielwelt und eine gute Geschichte. Einfach gute Unterhaltung.