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13th Century: Death or Glory

Murks im Mittelalter

»Wat war denn so alles im dreizehnten Jahrhundert los? Na, Schnelle, Sie gucken so unmotiviert. Ha’m Se ne zündende Idee?« Die krächzende Stimme meines alten Geschichtslehrers verfolgt mich heute noch in meinen Alpträumen. Der Kerl war von altem Schrot und Korn und Gerüchten zufolge schon seit dem Ersten Weltkrieg Lehrer. Wer die Feuerzangenbowle mal gesehen hat, weiß, welchen Lehrertyp ich meine.

Ich weiß bis heute nicht, ob der Mensch es nur toll fand, diesen Typus verschrobenen Oberschrat… Entschuldigung… Oberrat zu spielen, oder ob er tatsächlich so drauf war. Auf jeden Fall hätte meine Antwort damals wie wohl auch heute gelautet: »Wahrscheinlich ging die Sonne im Osten auf und gegen Abend im Westen unter.« Das hätte mir zumindest ein paar unsichere Lacher meiner Klassenkameraden und unter Garantie eine fiese Standpauke vom Magister eingebracht.

Warum ich meine mangelnde Geschichtsbildung hier zum Besten gebe, hat den einfachen Grund, dass ich meine lasche Haltung von damals inzwischen tatsächlich bereue und ich in meiner Freizeit mittlerweile etliche Bücher zum Thema gelesen habe. Und, genau, ich habe viel Zeit mit den Spielen der Medieval-Reihe verbracht und selbst den Strategiemonstern von Paradox noch etwas abgewinnen können Um so mehr freute ich mich auf den Test von 13th Century: Death or Glory.

Im dichten Getümmel geht die Übersicht in den Schlachten schnell flöten.

Schicke Schlachten mit zahlreichen Armeen, schmuck anzusehen. Das klang nach Spaß. Doch es sollte anders kommen und zeitweilig habe ich mir gewünscht, mein alter Geschichtslehrer könnte den russischen Entwicklern der Unicom Games Studios dieselbe Standpauke halten wie mir. Verdient hätten sie es.

Medieval-Freunde merket auf: 13th Century ist nichts für Euch. Das sage ich gleich zum Beginn dieses Testberichts. Dann kann hinterher keiner meckern, er hätte unter falschen Erwartungen seine Zeit verschwendet.

Vergleicht man beide Titel, ist das in etwa so, als würde man GTA allein auf die Missionen reduzieren, die Steuerung verschlechtern und das gesamte Drumherum weglassen. Eine Katastrophe? Genau. Denn in 13th Century absolviert man lediglich eine Schlacht nach der anderen. Dabei haben die Gefechte innerhalb derselben Kampagne nichts miteinander zu tun. Man kann weder Einheiten mitnehmen, noch sich sonstige Vorteile erarbeiten. Jede der insgesamt 30 Schlachten steht für sich selbst.

Vor jeder Schlacht gibt es eine ausführliche Einleitung und Erklärung.

Um so mehr fragt man sich, warum nicht jede davon frei anwählbar ist. Lediglich vier Scharmützel kann man zu Beginn frei wählen, der Rest wird erst zugänglich, wenn man das jeweils vorhergehende Gefecht siegreich bestritten hat.

Einen richtigen Überbau haben sich Entwickler erspart. Es gibt keinerlei Diplomatie, Wirtschaft, Spionage und was sonst noch das Leben im ausgehenden Mittelalter spannend gemacht hätte. Genauso sind die Schlachten im Prinzip immer gleich. Stets stehen sich zwei Armeen gegenüber, Belagerungen oder geskriptete Ereignisse? Nicht gegeben.

Die Schlachten selbst sind allerdings sehr detailliert und auch liebevoll inszeniert. Ganz egal ob man mit den Engländern gegen William Wallace zu Felde zieht, den Deutschen Ritterorden zum Sieg über die Polen führt oder sich mit den Mongolen in die Schlacht gegen ungarische Vaterlandsverteidiger stürzt, stets kann man sich darauf verlassen, dass das Gelände sorgfältig und abwechslungsreich gestaltet wurde.