20 Jahre PlayStation! - 2001: Devil May Cry & FF X vs. FF IX
Das bessere Castlevania und alt gegen neu. (Inklusive Gewinnspiel - Heute: Eine PS Vita.)
20 Jahre PlayStation! Grund zum Feiern und Zurückgucken, was so in den letzten 20 Jahren los war. Wir haben uns aus jedem der 20 Jahre ein paar Themen und Spiele herausgepickt, machen uns ein paar Gedanken dazu und ihr seid herzlich eingeladen zu reminiszieren, lästern, schwelgen oder wundern, was man damals vielleicht verpasst hat.
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Ein Jahr weiter: 20 Jahre PlayStation! - 2002: Onimusha & das Ende von King's Field
Ein Jahr zurück: 20 Jahre PlayStation! - 2000: Die PlayStation 2
Devil May Cry
Heutzutage ist das vielleicht schwer nachzuvollziehen, weil man mit charakterbasierten Spektakelschlitzern aus erhöhter Perspektive hauptsächlich God of War und seine Klone verbindet. Damals aber war Devil May Cry für mich der Beweis, dass ein Castlevania in 3D durchaus machbar war, wenn man nur wusste, wo man ansetzen sollte. Konami war jedoch zwei Mal in Folge auf dem N64 kläglich an dem Versuch gescheitert und sollte auch nach Hideki Kamiyas definierendem Charakter-Actionspiel in Lament of Innocence und Curse of Darkness auf der PS2 noch etwas ratlos wirken. Abgesehen vom lässigen und überkandidelten Ton, den Dante in seinem Abenteuer durchweg anschlägt, füllte DMC für mich aber die Lücke, in die Koji Igarashi und seine Leute in der dritten Dimension nie so recht passen wollten.
Das ist jetzt dreizehneinhalb Jahre her und heute von DMC als bloßen Castlevania-Ersatz zu sprechen, grenzt trotz der alles andere als makellosen Serienhistorie eigentlich an Majestätsbeleidigung. Sicher, mittlerweile kann man hier eine umgedrehte Version der Star-Trek-Filmregel anwenden. Jedes zweite Spiel war enttäuschend. Nach dem Debüt langweilte der Zweite mit Recycling-Attitüde und tristen Umgebungen. Der Dritte begeisterte mit einem überaus technischen Kampfsystem, während der vierte Teil mit gezwungenem Humor jegliche Dringlichkeit aus der Sache presste, bevor er einmal mehr in die Wiederverwertungskiste langte. Der inoffizielle fünfte Teil polarisierte als westliches Reboot, ist aber, wenn man mal ehrlich ist, gestalterisch und ja, auch in Sachen Kämpfe eines der großen Nahkampfhighlights der letzten Generation. Nicht so technisch und vertrackt, aber eingängig und in Sachen Schauwerte ohne Gleichen.
Mal hü, mal hott ging es durch die vergangenen Generationen, und doch hinterließ besonders der erste Teil sein Brandzeichen auf diesem Genre. Bis heute zählt er zu den wichtigsten Spielen seiner Generation. In vielerlei Hinsicht ist DmC das Spiel, das schon damals versprach, was für Perlen Kamiya und seine späteren Studios Clover und jetzt Platinum Games uns noch kredenzen würden. Schon früh war erkennbar, dass wir es mit einem der einfallsreichsten und aufregendsten Kreativen dieser Zunft zu tun hatten. Fast in jedem Schnetzler, der nach ihm kam, findet man ein bisschen von der DmC-DNA, Ausnahmen machen da weder God of War noch Konamis erstes brauchbare 3D-Castlevania von 2010 oder Platinums eigenes Metal Gear Rising Revengeance.
Und warum auch nicht: Nichts ersetzt das Gefühl, das man hatte, als einen diese Kamerafahrten das erste Mal über in Echtzeit berechnete gotische Bauten trugen, auf denen Dante in eleganter, aber doch effizienter Manier den größten "Badass" dieser und aller anderen Welten gab. Diese Moves, diese nonchalante Brutalität, Feinde, die man mit Doppelpistolen in der Luft jonglierte, um die Kombo nicht abreißen zu lassen. So etwas hatte man damals noch nicht gesehen und erst rückblickend wird klar, was für einen Sprung Actionspiele mit DmC machten, als Capcom mit tiefer Verbeugung und Rose im Mund Panzersteuerung und Renderhintergründen ade sagte. (Alexander Bohn-Elias)
Final Fantasy X vs Final Fantasy IX
Ja, ja, Final Fantasy X, ich weiß, alle lieben es, alle erzählen mir, wie großartig seine Figuren sind, sein dramatischer, tragischer Plot und so weiter. Hier sind die Dinge, die ich mag: Einige der Settings sind gut, einige der Puzzles sind okay, das Kampfsystem ist weit besser als es bei FF7 und 8 der Fall war und ja, die Zwischensequenzen sind Square-gemäß - bis 2003 immer noch ohne Enix - von einem technischen Standpunkt aus hinreißend schön und aufwendig gestaltet. Aber meine Güte hasse ich den Rest.
Die Handlung ist nur deshalb nicht ganz vorhersehbar, weil ich beim endlosen Herumwandern in extrem linearen Level-Schläuchen - die allerdings immer noch weit mehr Freiheit boten als FF XIII, was eigentlich alles über dieses Spiel aussagt, was nötig ist - zwischendurch immer wieder vergaß, was gerade los war. Ansonsten jedoch ist es vor allem eine Geschichte, in der der "Held", ein hier sehr lose benutztes Wort, wenig Sinnvolles zum Ablauf beizutragen hat, eine der schwächsten "Hero's Journeys" aller Zeiten durchlebt und vor allem... Wow, habe ich diesen weinerlichen Quietschboy in seiner Kunstlederhose plus gelbe Rettungswesten-Kombi, die selbst April O'Neill zu einer Swinger-Nacht nicht getragen hätte, gehasst. Ja, die anderen Figuren fuhren teilweise etwas besser, aber das Spiel versuchte mir nun mal einzuhämmern, dass das mein "Held" sei und ich hasste es jede Minute dafür. Hätte ich nicht Auron spielen können? Ich muss nicht mal auf die legendäre "Lach"-Szene zurückgreifen, um in Gedenken an ihn zu schaudern. Es gibt gezwungenes Lachen, peinliches Lachen und dann gibt es diese Geräuschkulisse aus Dantes Hölle, ich würde sagen achter Kreis, sechster Graben, falls ihr wirklich wissen wollt, wo Tidus gelandet sein dürfte.
Nein, 2001 holte ich erst mal 2000 nach, und zwar immer noch auf der guten alten PlayStation. Das komplett im Trubel neuer Hardware verschluckte brillante Final Fantasy IX nahm alles, was bei 7 und 8 spielerisch noch nicht ganz rund lief und zog es gerade. Es bot eine relativ schlüssige Handlung in Kombination mit einem durchdachten Kampfsystem, einer zumindest im Vergleich mit späteren Teilen offenen Welt und legte ein paar CG-Sequenzen dazu, die denen von X in praktisch nichts nachstanden. Ein kleines Problem vielleicht: Vielen Fans war es zu "niedlich", die Charaktere zu "Furry". Wohlgemerkt, das sind teilweise wahrscheinlich die gleichen Leute, die wenig später mit Kingdom Hearts keine Probleme hatten und das ist der Punkt, den ich an der Kritik zu FF IX nie verstand. Im Grunde ist es auch nur ein nettes Cartoon-Design, nur halt nicht mit Disney-Figuren, sondern Squares eigenen Fieberträumen von schwanzwedelnden, spitzohrigen Teenagern.
Auf der PS2 zu der Zeit jedoch möchte ich beim Thema Square zwei Spiele kurz in Erinnerung rufen, vor allem, weil es wahrscheinlich sonst niemand auf der Welt tun würde. Ich habe sie damals zunächst auch nur aufgrund dieses Firmennamens gespielt, aber bereut habe ich am Ende keine Sekunde. All-Star Pro Wrestling war für uns ein kurzer, aber extrem unterhaltsamer Rückfall in goldige Zeiten. Zuvor war mein letztes Wrestling-Game wahrscheinlich das erste WWF-Spiel auf dem Super Nintendo und das komplett japanische, hochwertige PS2-Werstling-Wunder hatte den gleichen Charme. Nicht zu komplex, gut spielbar und mit dem isotonischen Erfrischungsgetränk der Wahl bei diesem Sport - Gerstensaft natürlich - bedeutete das gute Abende. Das andere Spiel mochte ich, aber ich bin jederzeit bereit zuzugeben, dass es genug Probleme hatte: Driving Emotion Type-S. Das Fahrgefühl war irgendwie immer "rutschig", die Technik war sicher nicht ganz Gran Turismo, aber egal. Es hatte einen Splitscreen, einen Ferrari F-50 und wir hatten zum ersten Mal einen Beamer. War super. Manchmal kommt es einfach auf die Umstände an. Und außerdem war es ja erst der Start in eine lange, brillante Generation vieler, vieler Spiele, die noch folgen sollten. (Martin Woger)