2015! - Die besten Bosse
Bibbern, Fluchen, Weinen am Ende des Weges.
Ein Endgegner kann eines Spieles Höhe- oder Tiefpunkt sein. Ein guter Boss ist die Abschlussprüfung, die finale, beschwerliche Hürde, bevor ihr euch selbst auf die Schulter klopfen dürft. Die Pointe einer guten Geschichte gewissermaßen. Ein Schlechter untergräbt dagegen alles, wofür das Spiel bisher stand, unterbricht jäh den Fluss und bleibt auf Jahre hinaus ein Makel zwischen all den schönen Erinnerungen, die einem das Spiel sonst so schenkte. In diesem Artikel feiern wir ein paar unserer Favoriten des Jahres 2015. Aber Vorsicht! SPOILER sind in dieser Kategorie selbstverständlich inklusive!
Ludwig, der Verfluchte - Bloodborne - The Old Hunters (PS4)
Der beste Boss in Bloodborne? Alle auf ihre Art. Keiner wird mit einem Billigbewegungsmuster verheizt oder oder ergibt sich früheren Souls-/From-Soft-Versatzstücken. Müsste ich dennoch einen herauspicken, wäre es Ludwig, der Verfluchte, aka der Arsch, für den wir im New Game Plus locker 50 Versuche brauchten. Zusammen mit dem ersten Vikar Laurence, ebenfalls aus der Old-Hunters-Erweiterung, ist er nicht nur der schwerste Bloodborne-Boss, sondern auch der interessanteste. Vergessen werde ich diesen Henker nie und nimmer.
Der Kampf war einer der seit Demon's Souls nachfühlbaren Momente, in denen man an der Ausrichtung seines Charakters zweifelt, sich fragt, ob man nicht etwas falsch gemacht oder gar vergessen hat. Waren die Bosse in Bloodborne für viele rückblickend eine Spur zu einfach, hob Ludwig die Tür komplett aus den Angeln. Viele seiner Angriffe fressen eure Energieleiste zu großen Stücken, nach der Hälfte schnappt er sich das Mondlichtschwert und gerät in ein der ersten Phase zuwiderlaufendes Muster. Der Kerl hat so unglaublich viel Bumms, verkettet seine Angriffe so schlecht vorhersehbar (ich hasse diesen Trampler)... kein Boss in irgendeinem From-Software-Spiel erzeugte zu kleinen Stückchen verarbeitet dermaßen frenetischen Jubel. Und was Dark Souls 3 angeht - kein Druck... (Sebastian Thor)
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DJ Octavio - Splatoon (Wii U)
Es war schon Überraschung genug, in einem komplett auf Multiplayer ausgerichteten Titel eine derart ausgereifte Kampagne mit innovativen Levelkonzepten zu bekommen. Aber der finale Bosskampf setzte all dem einen perfekten Abschluss. DJ Octavio sieht total übertrieben aus, bombardiert euch dauerhaft mit "So bad it's good"-Texten und erzwingt den Einsatz aller zuvor gelernten Mechaniken. Der wohl härteste Endgegner, den ich seit den finalen Rennen aus F-Zero GX in einem Nintendo-Titel erlebt habe. Zumindest brachte mich seitdem keiner mehr tatsächlich zum Schwitzen.
Dabei fängt es zuerst ganz leicht an und man denkt, nach bereits ein bis zwei Minuten wäre die Sache wie bei allen anderen Bossen zuvor gegessen. Nur hört er nach den ersten Phasen nicht auf. Und neben seinen immer schwieriger auszuweichenden Attacken wird auch der Boden unter euren Füßen immer schmaler, bis zum Abschluss nur noch ein kleiner, linearer Pfad existiert, auf dem ihr einen nicht enden wollenden Schwall tödlicher Angriffe überleben müsst. Zusammen mit dem optischen Spektakel hatte ich ständig das Gefühl, als hätte Nintendo ein wenig Hilfe von Platinum Games erhalten oder sich zumindest an den Endkämpfen des Bayonetta-Studios orientiert. Fantastisch! (Björn Balg)
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Asgore Dremurr - Undertale (PC)
Irgendwie sind die besten Bosse doch die, gegen die man gar nicht kämpfen möchte. Ein Paradebeispiel wäre Sif, der große Grauwolf aus dem ersten Dark Souls. Eine majestätische Kreatur, die das Grab ihres alten Meisters Artorias mit hundsähnlicher Treue auf den Tod verteidigt. Diese Sorte Endgegner erzählt seine eigene Geschichte und ist nicht nur ein Hindernis, das einem auf dem Weg zum Ende in Arcade-Manier ein Fünzig-Cent-Stück nach dem anderen aus der Tasche ziehen soll. Asgore Dremurr, König des Monsterreichs in Undertale, ist ein weiterer Kandidat, den man nur ungern bekämpft. Immerhin erzählt euch die halbe Welt auf eurer Reise, was für ein toller Typ er ist. Und es stimmt. Asgore ist einfach ein feiner Kerl, knuddlig geradezu, Hobbygärtner und Teetrinker.
Eine traurige Hintergrundgeschichte hat er noch dazu, weshalb es durchaus Mitleid weckt, als ihr nicht umhin kommt, euch mit ihm zu messen. Für euch geht es um eure Seele, für ihn um das Wohl seines gesamten Volkes. Auch das eigentliche Gefecht, in all seiner glorreichen Mischung aus Bullet-Hell und rundenbasiertem Japan-Rollenspiel, verlangt einem alles ab. Ich musste letzten Endes, mithilfe des "Hunderückstandes" in meinem Inventar (fragt nicht!) ein bisschen schummeln. Und am Ende war ich froh, dass es mir überlassen blieb, ob ich sein Leben nehmen sollte oder nicht. Undertale ist besonders die Vorarbeit auf diesen Fight so gut gelungen, dass sich alles in einem gegen das Finale sträubt. Es ist ein dreckiger Job, aber einer muss ihn ja machen. Tut euch einen Gefallen. Erlebt Undertale. Ihr werdet lachen, weinen und euch fragen, wieso nicht mehr Spiele dermaßen umfassend auf alles reagieren, was der Spieler tut.
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Pedell - The Witcher 3: Hearts of Stone (PC, Xbox One, PS4)
Wer sich die Erweiterung „Hearts of Stone" direkt zum Erscheinungstermin zulegt hat, stellte schnell fest, dass die Monster von ganz anderem Kaliber sind als die in der normalen Fassung. Angesichts dessen musste man deutlich mehr aufs Parieren und Ausweichen achten. An einem Punkt im Spiel wurde das Ganze aber geradezu lächerlich - und zwar bei Pedell. Dem Boss begegnet man ungefähr auf halbem Weg durch die Erweiterung, und obwohl er nur über zwei lausige Angriffskombos verfügt, war er die härteste Nuss, die es zu knacken galt - zumindest bis zehn Tage nach Veröffentlichung Patch 1.11 erschien und er deutlich abgeschwächt wurde.
Ich will gar nicht mehr zurückdenken, wie viele Versuche (und Wutausbrüche) es mich gekostet hat, bis ich jeden einzelnen Waffenschwung der beiden Kombos in- und auswendig runterbeten und ihnen mit geschlossenen Augen ausweichen konnte. Der massive Flächenschaden, den Pedell mit seiner Schaufel austeilt, war bei der ganzen Sache nur das kleinere Problem. Viel schlimmer war seine abstruse Selbstheilungsfähigkeit, die nicht den geringsten Fehler erlaubte. Selbst der kleinste Kratzer führte dazu, dass sich der Pedell vollständig regeneriert hat - und das in einem Bosskampf, bei dem sich der Boss ohnehin schon bei Erreichen der 70% und 40% Gesundheitsgrenze vollständig heilt und noch schneller angreift.
Mithilfe des Quen-Schilds ließ es sich zwar in der Theorie verhindern, dass sich Pedell heilte, das war aufgrund seines Schadens aber eher ein russisches Roulette - und zwar mit fünf Kugeln in der Trommel statt einer. Hat ein Hieb mehr Schaden verursacht, als das Schild absorbierte, stand der Kuttenheini wieder mit voller Gesundheit da. Mich hat der Kampf gut viereinhalb Stunden und zwei Tüten Gummibärchen gekostet - und ich dürfte nicht der Einzige gewesen sein, der bei Pedell frustrierende Stunden verbracht hat. Umso größer war am Ende natürlich das „Da hast du es, du Ratte"-Gefühl, als Pedell endlich im Dreck lag. (Markus Hensel)
Ihr braucht Hilfe dabei, Pedell zu besiegen? Die gibt's in unserer The Witcher 3 Lösung.
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Bär - Yakuza 5 (PS3)
Praktisch jedes Kapitel aus allen Yakuza-Spielen endet in einem großartigen Bosskampf und auch der fünfte Teil ist da keine Ausnahme. Aber ein Gefecht sticht in meinen Erinnerungen stark hervor, einfach weil es total bescheuert und absurd ist. Nachdem ihr im zweiten Kapitel des Spiels mit dem ruppigen Yakuza Taiga Saejima in die Berge nahe Sapporo geflohen seid, überrascht euch dort ein gigantischer Bär in den verschneiten Wäldern. Obwohl Saejimi sich gerade von einem kleinen Schneemobilunfall erholt, legt er sich ohne zu zögern direkt mit der braunen Naturgewalt an.
Vollkommen egal, dass der Bär ungefähr das Zehnfache von Saejima wiegt, er haut dem Vieh, ohne zu zucken, auf das Fressbrett. Ein Schlag nach dem anderen landet im Fell, bis der Bär schließlich genug hat und Saejima in die Luft schleudert. Doch dieser fängt sich nach wenigen Umdrehungen und verpasst dem Biest in einem göttlichen Quick-Time-Event den finalen Schlag mitten auf die Schnauze. Das alles passiert nach einer emotionalen Gefängnisflucht, doch irgendwie passt es bei Yakuza dennoch zum restlichen Spiel. Ich wünschte, auch westliche Titel würden öfter jeden Bezug zur Realität abschalten und einfach dämliche, aber dafür grandiose Ideen in ihre Spiele werfen. (Björn Balg)
Test zu Yakuza 5
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Der Traveler - Tales from the Borderlands (Xbox One, PS4, PC)
Das Abenteuer von Rhys, Fiona und Co. endet mit einem spektakulären Bosskampf gegen den Traveler, der den Zugang zur begehrten Vault bewacht. Gortys muss es mit ihm aufnehmen, braucht dafür aber die Unterstützung der Helden. Rhys übernimmt kurzerhand die Kontrolle über Gortys und soll an ihrer Steuerkonsole, die nicht nur rein zufällig wie ein Fighting-Stick aussieht, den Kampf bestreiten. Nachdem Gortys mit ihren Fingerkanonen die Aufmerksamkeit des Travelers auf sich gezogen hat, kommt es zum eigentlichen Duell.
Je nachdem, welche Teammitglieder ihr zuvor ausgewählt habt, unterscheidet sich der Ablauf ein wenig. Alles in allem ist die Auseinandersetzung aber eine wundervolle Hommage an Fighting-Game-Kombos, bei der ihr eine bestimmte Tastenfolge in einem Quick-Time-Event drücken müsst. Die Ausführung an sich ist nichts Besonderes, das Resultat hingegen schon. Beim Anblick dieses großen Roboters, der scheinbar spielerisch leicht Kampfspiel-Kombos absolviert und dem Traveler zum Beispiel ein paar Tritte an die Brust gibt, bleibt kein Auge trocken. Vor allem deswegen, weil ihr mit so etwas im Vorfeld nicht rechnet. Aber andererseits passt es wiederum auch perfekt zur Verrücktheit dieses Spiels. (Benjamin Jakobs)
Test zu Tales from the Borderlands
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