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2015! - Die besten Missionen und Momente

"Hach!", "Oooh?" und "WTF!?"

Die Kategorie der einzelnen Augenblicke oder längerer, besonders einnehmend gestalteter Missionsverläufe mit gewaltiger Wirkung am Ende. Auch hier müssen wir natürlich wieder das gebotene...

SPOILER! SPOILER! SPOILER! SPOILER! SPOILER! SPOILER! SPOILER!

... vorwegschicken, das signalisiert, dass ihr an Beiträgen zu den Spielen, zu denen ihr keine Plotdetails (falls zutreffend) sehen wollt, einfach bis zum nächsten vorbeiscrollt. Nicht immer werden wir natürlich haargenau verraten, was passiert - immerhin soll es eher um das Warum des Besonderen gehen -, aber manche sind da verständlicherweise empfindlicher als andere.

Olgierds Schicksal - The Witcher 3: Hearts of Stone (PS4, Xbox One, PC)

The Witcher 3: in jedem Fall eine umwerfende Open-World-Manege mit viel Kampf, Schwertern, Magie und Monstern. Darunter liegt eine Schicht Menschsein und die Freuden banalen Lebens bewahrender Momente. In wenigen anderen Großproduktionen findet man so viel Leidenschaft fürs Einfache und Geebnete, was es schwer macht, den einen Moment herauszupicken, zumal die Quest-Dichte jeden woanders auf dem richten Fuß erwischt. Und dann Hearts of Stone: Die Erweiterung beginnt ruhig und gelassen, mit Feierlichkeiten, Hochzeit, Saufen, Liebe, Spielen, bevor ihre Stimmung langsam schlenkernd in die Abgründe des Zusammenlebens abdriftet.

Mit Olgierd von Everec und dem Spiegelmeister steuern die Entwickler zwei ihrer besten Figuren auf ein düsteres Finale zu, der Hexer als Entscheider in der Mitte. Die Wahl ist im Grunde egal, der DLC danach ohnehin zu Ende. Aber wie grausam alles für Olgierd ausgehen kann, den man vorher leicht als brutalen Schlächter abheften konnte und mit jedem Stück seiner Geschichte besser zu fassen bekam, hat mich doch ein bisschen schockiert. CD Projekt zeigt, dass zwischen Arschloch und dem anderen Ende der Skala ein paar Abstufungen liegen und Veränderungen stattfinden können. Nuanciert und in erster Linie seinen Figuren verpflichtet gelingt es Hearts of Stone meist, die sprichwörtlichen Gewitterwolken ohne übertriebenes Tamtam aufziehen zu lassen. Andere Spiele im selben Umfeld scheuen solche Extrameilen und deshalb darf man schon ein bisschen traurig sein, dass dieses hier nächstes Jahr mit Blood and Wine ein Ende nimmt. (Sebastian Thor)

Test zu The Witcher 3: Hearts of Stone.

Wer ist hier der Boss? - Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain (PS4, PS3, Xbox One, Xbox 360, PC)

Ich weiß, das hier wird einige auf die Palme bringen wie ein Silvesterböller, den einem ein besoffener Nachbar direkt auf den Balkon warf. Denn genauso lapidar und lieblos wurde einem der große Reveal von Hideo Kojimas letztem Metal Gear vor die Füße geworfen. Und doch war dieser Dreh weder unverdient noch aus der Luft gegriffen. Klar, es war nicht der sich schließende Kreis, den sich viele von MGS5 gewünscht hatten. Ein kurzer Flash-Forward zeigt zwar den „falschen" Big Boss, den wir das Spiel über gesteuert haben, wie er sich in Outer Heaven auf den Kampf mit Solid Snake vorbereitet, aber so ganz kam das alles nicht mit den früheren Spielen zusammen. Aber darum ging es in dem Moment auch nicht.

Beim zweiten Spielen fällt auf: In dieser Szene nennt Skullface den Spieler 'Big Boss' - in Anführungszeichen.

All das - und vor allem die Audio-Botschaft des echten Big Boss an den Doppelgänger - war schlicht Kojimas Schulterschluss mit dem Spieler. Das letzte Adieu eines scheidenden Meisters, der seiner Gefolgschaft sagt: „Ade! Den Rest schafft ihr auch ohne mich, ohne MGS. Weiter kommen wir nicht zusammen, denn gemeinsam haben wir alles erreicht". Ich glaube nicht, dass es in diesem oder in vergangenen Jahren schon eine direktere, aufrichtigere und mehr von Herzen kommende Ansprache an die Spielergemeinde gab als die hier. Und vor dem Hintergrund des ganzen Dramas, der Entwicklung eines Spiels unter einer Firmenleitung, die es kaum erwarten konnte, den gesamten Laden hinter seinen hinausgeekelten Angestellten einzureißen - das traf schon ins Schwarze. Mehr „meta" war Kojima noch nie. Und das will bei diesem Mann etwas heißen. (Alexander Bohn-Elias)

Test zu Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain.

Das erste Mal Star Wars: Battlefront (PS4, Xbox One, PC)

Da spricht natürlich auch der Star-Wars-Fan in mir, aber bislang hat noch kein Videospiel die Atmosphäre der Star-Wars-Schlachten derart eindrucksvoll eingefangen wie DICEs Battlefront-Reboot. Die Grafik, der Sound, die Musik, hier ist einfach alles wunderbar aufeinander abgestimmt. Ihr hört die Musikstücke aus den Filmen, das Stampfen der mächtigen Walker, während ihr etwa durch die klirrend kalte Eiswüste von Hoth rennt. Unterdessen zischen euch die Blasterschüsse um die Ohren und das markante Jaulen der TIE-Jäger ist am Himmel zu hören, gleichzeitig erfreut ihr euch an der prächtigen Darstellung dieser Science-Fiction-Welten mit allerlei Details am Rande, etwa umherlaufenden Jawas oder Ewoks.

Wenn ihr all diese Momente zum ersten Mal erlebt, fühlt ihr euch gleich mittendrin im Krieg der Sterne und wie ein kleines Kind. Auch in den unzähligen anderen Matches, die danach folgen, bin ich noch immer fasziniert von all dem, was da rundherum passiert, wenn ich unter dem AT-AT-Kampfläufer hindurchlaufe, der langsam in Richtung der Rebellenbasen stapft, oder mich im Cockpit eines X-Wing in Luftkämpfe stürze. Einfach herrlich. (Benjamin Jakobs)

Test zu Star Wars: Battlefront.

Den Feind im Kopf - Batman: Arkham Knight (PS4, Xbox One, PC)

Der Abgang des Jokers in Arkham City war wohl der größte Schock des Gaming-Jahres 2011. Diese Serie lebte bis dahin vom genialen Wechselspiel zwischen der Fledermaus und ihrer Nemesis, beide meisterhaft verkörpert von ihren Animationsserien-Sprechern. Und jetzt sollte der Joker auf einmal tot sein? Zum Ende des ersten Viertels von Arkham Knight stellt sich allerdings heraus, dass sich ein bisschen vom Joker durch die Ritzen des Fledermauskostüms ins Oberstübchen des dunklen Rächers geschlichen hatte. Nun treibt er in der Psyche Batmans fast unkontrollierbar sein Unwesen. Es ist ein fabelhafter Reveal, der allen Problemchen des Spiels zum Trotz in einer der wohl besten Szenen des Jahres gipfelt: dem durch das Angstgas der Vogelscheuche verursachten Selbstmord von Barbara Gordon.

Wie der Joker den Untergang der jungen Frau leise zelebriert und mit einem schelmenhaften Seitschritt durch das Blickfeld des Spielers gleichzeitig die eigentliche Tat für einen Augenblick verdeckt, nur um hinterher den leblosen Körper Oracles preiszugeben - das ist eine wütend machende, mächtige und sehr elegant gelöste Szene in einem Spiel, das für seine miserable PC-Version viel verdiente Schelte bekam. Das Spiel insgesamt mag nicht ganz rund sein, aber der zentrale, internalisierte Konflikt mit Batmans innerem Joker war dieses Jahr eine der Sternstunden dieses Mediums. (Alexander Bohn-Elias)

Test zu Batman: Arkham Knight.

Zombie-Film - Yakuza 5 (PS3)

Die Welt von Yakuza 5 ist vollgestopft mit seltsamen und verrückten Missionen. Der beste Nebenauftrag im gesamten Spiel vereint jedoch ein beklopptes Konzept wunderbar kreativ mit den Kampfmechaniken. Für diese Aufgabe nehmt ihr an einem Filmdreh teil. Bevor die Action startet, erhaltet ihr vom Regisseur das Drehbuch. Darin geschrieben stehen nicht nur euer Text, sondern auch genaue Anweisungen für die Kämpfe gegen Zombies und Vampire.

Hört sich alles recht simpel an. Nun ja, ihr müsst knapp ein Dutzend Aktionen auswendig lernen und dann während eines durchgängigen Ablaufs ausführen, ohne nachgucken zu können. Wählt die richtigen Antworten bei den Dialogen und erinnert euch daran, welcher Zombie zuerst verprügelt werden muss. Später schreibt man euch sogar den Einsatz des richtigen Angriffes vor oder verlangt, den Antagonisten des Films mit einer speziellen Waffe zu erledigen. Natürlich gibt euch das Spiel Freiraum, belohnt bessere Ausführungen allerdings auch mit höheren Summen. Yakuza 5 findet viele Gründe, um euch in den Kampf zu treiben, jedoch gehört diese Quest zu den unerwartetsten Methoden und verpackt die bekannten Mechaniken in einen frischen Kontext. (Björn Balg)

Test zu Yakuza 5.

Die verschlossene Tür - Bloodborne (PS4)

Irgendwo in mir schlummert seit jeher eine Obsession für Computerspieltüren. Türen sind einfach klasse. Niemand würde eine sinnvoll platzierte Tür als Begrenzung hinterfragen, sondern sie hoffentlich als Ansporn begreifen, einen Weg hindurch zu finden. Ihre reine Präsenz trägt eine naturgegebene Geheimnisfülle in sich, denn was versperrt ist, will etwas verbergen. Die Souls-Spiele nähern sich dem Thema auf abenteuerliche Art, wenn man den passenden Schlüssel erst aus einem Zwanzig-Meter-Krokodrachen herausprügeln oder aus giftigen Gruben fischen muss. Man weiß eben, was man geleistet hat, nicht?

Auch Bloodborne hat so manche Tür und eine davon faszinierte uns im vergangenen März ganz besonders. Sie liegt in einem abschüssigen, mit Vasen gefüllten Raum im Kathedralenbezirk. Draufklicken versichert, sie sei "fest verschlossen". Bis zum Ende dieses Spieldurchgangs brachte ich jeden neuen Schlüssel hierher, vergeblich. Keiner konnte etwas bewegen. Die Tür war für Wochen Gegenstand wildester Fantasien und Theorien, einige so blöd, dass es schmerzt. Sie zeigt, wieso From Softwares in sich verschlungene Welten so einnehmend sind, auch und besonders, wenn man gerade nicht "drin" ist und das Gehirn während der Bahnfahrt trotzdem weiterrattert.

Das Geheimnis hinter Bloodbornes Tür ist inzwischen keines mehr. Offenbar sollte sie in einer früheren Version eine Abkürzung zur Brücke der Klerikerbestie öffnen und aus irgendeinem Grund blieb sie als Interaktionsobjekt im Spiel. Die Auflösung kann manchmal so entzaubernd sein. (Sebastian Thor)

Test zu Bloodborne

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