2022 kann die Zelda-Verschiebung gut verkraften. Aber kann die Switch das auch?
Alex' Gedanken über die Verschiebung des zweiten Breath of the Wild - und warum ein Blick auf den Release-Kalender Mut macht.
Shigeru Miyamoto soll in den Neunzigern einmal gesagt haben: "Ein verschobenes Spiel wird irgendwann gut, aber ein überhastetes ist auf ewig schlecht." Und obwohl dieses geflügelte Wort aus einer Zeit stammt, in der Spiele auf noch nicht regelmäßig nach Release durch Updates auf Spur gezogen wurden, steckt doch im Sinn dieser Worte immer noch viel Weisheit (die Frage, ob sie wirklich von Miyamoto stammen, sollen andere diskutieren).
Die Sache ist doch die: Ein komplett und ausgereift startendes Spiel ist einem, an dem man unter der Wut aufgebrachter Fans Reparaturen vornehmen muss, in jedem Fall vorzuziehen. Alles andere verschwendet nur jedermanns Zeit - und so kommt es nun, dass Zelda - Breath of the Wild 2 nicht mehr dieses Jahr erscheint, sondern erst 2023. Wer zu seinem 12. Geburtstag eine frisch gelaunchte Switch mit Breath of the Wild bekam, paukt zum wahrscheinlichen Erscheinen des zweiten Teils also gerade für die Führerscheinprüfung.
Ein Zelda, das aus seinem angepeilten Jahr herausrutscht, ist natürlich ein harter Schlag für jeden Gamer-Termin-Kalender. 2022 hatte aber auf der kompletten Breite dieses Mediums gesehen jetzt schon so viele Höhepunkte, dass man es unmöglich als miserables Jahr für Spiele verbuchen wird. Über alle Plattformen hinweg ist noch so einiges am Horizont, dem man mit ähnlichen, vor Neugierde nur so lodernden Augen entgegensehen darf. Allein: ich habe das Gefühl, die Switch hätte ein alternativloses "Über-Spiel" wie Zelda mal wieder ganz gut verkraften können.
Breath of the Wild 2 als Starttitel für die Switch 2?
Nicht, dass es Nintendo schlecht ginge. Die Switch hatte eigentlich noch nie ein schlechtes Jahr in Sachen Spiele (okay, 2020 war zumindest nicht wirklich gut). Aber sie ist auch nicht mehr derselbe Fixpunkt der Spielkultur, wie noch vor zwei, drei Jahren. Sie ist weit davon entfernt, bedeutungslos zu sein, aber der Lack ist sichtlich ab - und die Ausbesserungsarbeiten auf nächstes Jahr verschoben. Nachdem die Hardware-Revision mit der OLED-Ausgabe der Konsole eher überschaubar ausgefallen ist, wäre ein Zelda in diesem Jahr ein wunderbarer Abgesang auf diesen Hybriden gewesen, der so viel verändert hat. Quasi als Abschied, bevor dann im kommenden Jahr vermutlich wirklich eine Art Switch 2 oder Pro erscheint.
Dann wiederum: Man kann einen Konsolen-Launch auch schlechter flankieren als mit der besten Version eines neuen Zelda - siehe 2017, als sowohl Switch- als auch WiiU-User den Atem dieser so abenteuerlichen Wildnis schnuppern durften. Vielleicht ist diese notgedrungene Verschiebung also auch das Best-Case-Szenario für die nächste Generation der Switch, über die sich hartnäckig die Gerüchte halten. Die Wii ist in Sachen Hardware-Verkäufe überholt - dass viele Bestands- und potenzielle Kunden durch eine Verschiebung Zeldas in eine abwartende Haltung verfallen, fällt da nicht so stark ins Gewicht.
Am Ende ist es wohl tatsächlich, wie Miyamoto (vielleicht mal wirklich, vielleicht aber auch nicht) gesagt hat: Besser, das Spiel kommt ausgereift und fertig auf den Markt - dann ist ein neues Zelda in jedem Fall eine Win-win-Situation, ob nun für diese Switch oder die nächste. Bis es so weit ist, freuen sich die User der mobilsten unter den aktuellen Konsolen auf Switch Sports, Splatoon 3, Mario Strikers, Xenoblade 3, Pokémon Karmesin und Purpur, Fire Emblem Three Hopes, Mario + Rabbids Sparks of Hope, Advance Wars 2 und vielleicht, wenn wir Glück haben, auch Bayonetta 3. Die vielen kleinen, aber nicht weniger tollen Indies, die man allein aus Gründen der Zugänglichkeit am liebsten auf dieser Konsole spielt (Metal Slug Tactics!), noch nicht mitgerechnet.
Ein Nintendo-Jahr wird selten besser als eines, in dem ein neues Zelda erscheint, auch, weil man dann für gewöhnlich ein paar Leute von einer Nintendo-Konsole überzeugen kann, die bisher keine hatten. Aber es könnte auch so viel schlechter werden als das, was uns allem Anschein nach 2022 noch ins Haus steht: Ein Portfolio, mit dem sich der Status Quo zumindest erhalten lässt, bis sich das Internet dann unweigerlich 2023 ein paar Monate wieder nur um Link, Zelda und Ganon dreht.