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3dfx Interactive kommt zurück? Die Frage ist eher: Wer trollt denn da auf Twitter herum?

Warum es sich bei dem Twitter-Post wohl kaum um mehr als einen halbherzigen Troll-Versuch handeln dürfte.

Ist das jetzt Retro oder doch neuester High-End am Grafikkarten-Markt? Gestern tauchte ein neuer Account auf Twitter auf, der sich da "@3dfxofficial" nennt und den Namen "3dfx Interactive" trägt. Das ist etwas erstaunlich, denn 3dfx, damals noch ein relevanter Hersteller aus der ersten Generation von 3D-Beschleuniger-Karten, wurde bekanntlich 2002 von Nvidia für 70 Millionen Dollar gekauft und praktisch am selben Tag als Konkurrent beerdigt. Dies war der Beginn der Dominanz der Nvidia-Karten.

Der Account kündigt irgendetwas für den 5.8.21 an, aber es gibt ein paar Gründe daran zu zweifeln, dass da viel kommt oder dass dies überhaupt mehr als ein Troll-Account ist. Zum einen wäre da das Bild, das in dem Tweet genutzt wird: Welche respektable Firma, die eine bekannte Marke zurückbringen möchte, nimmt ein Deviant-Art-Fan-Bild aus 2016? Das ist schon mal kein guter Start, selbst wenn man nur ein wenig faul gewesen sein sollte.

Selbst der Deviant-Art-Fan gab sich mehr Mühe und updatete wenigstens das Logo nach seinen Vorstellungen. (hier das Original-Bild, das sich der Tweet wohl 'borgte'.

Dann ist da die Frage, ob derzeit irgendwer hoffen darf, auf einem so umkämpften Markt wie dem der Grafikkarten Fuß zu fassen. Wenn Nvidia damals als Konkurrent schon überlegen war, in einer Zeit in der kurz zuvor 3dfx noch den Markt beherrschte, was soll dann heute passieren.

Aber auch sonst gibt es wenig Hinweise. Suchen in den üblichen Stellen wie dem US Trademark Office, der Securities and Exchange Commission oder dem deutschen Patent- und Markenamt brachten wenig Neues zu Tage. In Deutschland erlosch der Markenschutz für 3dfx Interactive übrigens 2016. In den USA sind die Copyright-Einträge für 3dfx und 3dfx Interactive als "dead" markiert und das scheinbar seit 2004, wobei die Rechte in den USA wie hier auch alle paar Jahre verlängert werden müssen und es ist nicht ganz klar, ob Nvidia sich diese Mühe machte. Sie listen 3dfx noch 2018 in ihrem jährlichen Report unter Goodwill, aber das hat nichts zu sagen, sondern bezieht sich auf alte Akquisen.

Zumindest sollte sich also etwas finden lassen, wenn eine neue Firma wieder unter dem Namen 3dfx irgendwas treiben möchte, seien es Grafikkarten oder handgeschnitzte Vasen mit dem Logo drauf. Registrierte Firmen tauchen irgendwo auf, aber hier laufen alle Suchen ins Leere. Für anderweitige Hinweise bin ich natürlich dankbar und sie werden dann gern geprüft.

Dead.

Für alle, die etwas jünger sind: 3dfx veröffentlichte Ende 1996 nicht weniger als die komplette Revolution des damaligen PC-Gamings. Erste 3D-Chips gab es vorher, aber sie waren wenig leistungsfähig, sehr teuer und wurden selten von Spielen sinnvoll unterstützt. Das alles änderte sich mit der ersten Voodoo-Chip-Karte, die keine eigenständige Grafikkarte war. Stattdessen wurde sie zusätzlich zum damals üblichen 2D-Chip eingesteckt, dann wurde das Signal außen mit einem Kabel durch die Voodoo-Karte geschleift und die Glide-Treiber machten einem Spiel, das diese Treiber unterstützte, Beine. Und zwar so richtig!

Killer-Karte 1997.

Der Rausch hielt nicht lange, denn nach der auch noch sehr erfolgreichen Voodoo 2 schaffte es 3dfx nicht schnell genug mit Nvidia mitzuhalten, die mit ihren TNT-Chips, dem Vorgänger der GeForce-Chips, eine sehr leistungsfähige und günstigere 2D/3D-Kombi im Rennen hatten. Die sehr teuren, integrierten 3dfx-Karten konnten da später nicht mithalten und 2002 kaufte Nvidia 3dfx, vor allem, um sich Patente und Expertise zu sichern, denn der Name 3dfx wurde nie wieder von ihnen für irgendwelche Hard- oder Software genutzt.

Bis heute? Ich bezweifle es sehr stark, ich glaube zu 100 Prozent, dass dies ein Troll-Account ist, aber am 5.8. - Donnerstag übrigens - werden wir ja sehen, was da kommt.

Wenn ihr mehr zu den Wundern des PC-Retro-Gamings mit echten 3dfx-Karten lesen möchtet: Retro-PC und Big Box Spiele: So lebt ihr echte MS-DOS-Nostalgie

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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