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3rd Independent Developer Contest

Die 100.000-Dollar-Frage

Dustforce

Plattform: Windows

Könnte ich auch im echten Leben mit dieser todesverachtenden Akrobatik putzen, ich würde es öfter tun. Dustforce erklärt Reinigungskräfte zu Helden, die rasant über den Bildschirm fegen. Wie sozialistische Putzninjas sehen die hervorragend animierten Charaktere aus. Zur lustig blubbernden Musik kämpfen sie sich durch sehr klassisch anmutende Levels, die man so in jedem Spiel mit Wallruns, Doppelsprung und bodenlosen Abgründen unterbringen könnte.

Den Ausgang zu erreichen, ist in aller Regel gar kein Problem. Aber dann gibt es Noten, nicht nur für Gründlichkeit, sondern auch für Kombos. Den Staub, der in Dustforce an Decken und in der Luft klebt, muss man nicht nur erwischen, ohne in Nagelfallen oder das Nichts zu stürzen; man muss ihn am besten in einer ununterbrochenen Kombo beseitigen.

Vielleicht lernt man so ja, effektiver zu putzen? Das Spiel ist jetzt schon brillant, es fehlen nur noch Levels. Die kleine Auswahl ist schnell auswendig gelernt. Allerdings liegt auch ein Editor bei.

Hazard - The Journey of Life

Plattform: Windows

Hazard ist keine Neuentdeckung. Schwer zu fassen ist es trotzdem. Als ein philosophisches Puzzlespiel, das aussieht wie ein Egoshooter in einem Museum für moderne Kunst und sich anfühlt wie ein böser Drogentrip mit Sokrates, lohnt es mindestens einen Blick.

Ein begehbarer Visualizer?

Entwickler Alexander Bruce greift in die Vollen und hängt Texttafeln in seine Levels, die erklären, was er gerade demonstriert hat. Er wirkt von sich überzeugt, er verkündet gern seine Erkenntnisse, die wild zwischen brillant und altklug hin- und herschlenkern. All das sieht man Hazard - The Journey of Life an.

Vom ersten Augenblick an ist alles ein Rätsel, nichts sicher. Dass man die Spielwelt durchqueren kann wie jeden anderen mit der Unreal Engine 3 entwickelten Ego-Shooter auch, macht die Sache nur noch trügerischer. Nicht nur die expliziten Texteinblendungen machen das Spiel zu einem gefühlten Gespräch mit dem Entwickler. Allerdings verstummt der Entwickler noch ab und zu oder sagt unsinnige Dinge - das Spiel ist nicht ganz ausgereift, und gerade bei einem abstrakten Puzzlespiel kann das in bösem Frust enden. Weitere Verbesserungen sind allerdings schon angekündigt. Hazard ist bereits ein Highlight - und es wird noch besser.

The Dream Machine - Chapter 1

Plattform: Browser (Flash)

Doch, das Spiel ist wirklich aus Knetmasse. The Dream Machine ist ein astreines, klassisches Point-&-Click-Adventure mit sehr einfachen Rätseln. Victor und Alicia sind ganz normale Menschen, die gerade frisch in die neue Wohnung gezogen sind. Aber sie sind aus Knetmasse!

Abenteuer im Puppenhaus.

So realistisch sich das Setting und die ersten Herausforderungen im Spiel auch geben, so ominös lauert das Gefühl über der Welt, das alles passieren kann. Schließlich ist alles nur Knetmasse. The Dream Machine ist nur der Anfang einer Geschichte, relativ schnell durchgespielt, und lässt mich immer noch nicht los.

Dass ich nicht mehr darüber erzählen mag, liegt allein an der originellen Geschichte, die gefühlvoll zwischen trockenem Realismus und fantastischen Elementen balanciert. Wer glaubwürdige Charaktere, elegant konstruierte Erzählungen und lebensechte Dialoge schätzt, der muss diese Welt betreten. The Dream Machine ist übrigens das einzige Spiel, das auf mich beim Anspielen wirklich fertig wirkt. Ich wüsste nicht, was man hier noch nachreichen müsste. Außer den weiteren Kapiteln, und die bitte bald!

Vanessa Saint-Pierre Delacroix and her Nightmare

Plattform: Windows

Auch meine Träume sehen so aus.

Der Name französisch, die alptraumhafte Rätselwelt irgendwie tschechisch - Vanessa hinterlässt einen bleibenden Eindruck, und das nicht nur, weil man sich den Namen nicht merken kann. Auch Vanessas Alptraum ist ein Puzzle-Plattformer, womöglich spielt sie zu viele Indie-Games.

Um die Welt zu retten, muss sie Levels durchqueren, die auf den Seiten eines Rubik-Würfels angebracht sind. Völlig zurecht schaut sie entsetzt und orientierungslos hin und her. Man muss die Seiten des Würfels hin und herdrehen, damit Vanessa wie in VVVVVV oder Lazy Raiders nach oben und zur Seite stürzt.

Dann kann sie wie in Continuity von Quadrat zu Quadrat wechseln und findet am Ende hoffentlich die Tür, durch die man den Level wieder verlässt. Auch wenn nichts am Spielprinzip wirklich neu ist, findet Vanessa eine sehr individuelle Mischung, insbesondere abere einen sehr eigenen Ton. Die nervenaufreibende klassische Musik geht mir immer noch nicht aus dem Kopf.

Wer gewinnt?

Ganz fertig ist keines der vorgestellten Spiele. Das ist keine Randnotiz, viele der Titel werden noch viel größer, müssen Bugs abschütteln oder Probleme im Design überwinden. Catapult for Hire soll schon zur GDC mit komplett überarbeiteter Steuerung anreisen. Coma findet hoffentlich einen Lektor. Hazard krankt auch nach Ansicht seines Entwicklers noch an Sackgassen. Empfehlen kann man diese glorreichen Sieben also nur abenteuerlustigen und geduldigen Spielern. Denen aber unbedingt.

Säße ich in der Jury und müsste mich für ein Spiel entscheiden, wäre das The Dream Machine. Gut, dass ich nicht in der Jury sitze. Ernsthaft muss ich jedem der Titel Potential bescheinigen. Und da keines fertig ist, wäre jedes andere Urteil ein Vorurteil. Am 7. Oktober wissen wir mehr.

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