7 unschuldige NPCs, die den Tag verfluchen, als der "Held" vorbeikam
Für uns war es Dienstag.
Okay, das Ding mit dem Saubermann-Helden, der für jede seiner Taten von der Handlung moralisch passgenaue Rechtfertigungen geliefert bekommt, hat sich in Games ja schon etwas länger erledigt. Oft genug darf man die Bösen - oder zumindest jemanden nicht durch und durch gutes - spielen und sich ein bisschen wie der Bad Boy vorkommen, der man gerne wäre.
Manches Mal aber ist es gar nicht so wichtig, wer oder was man ist und was man gerade vorhat: Man ruiniert das Leben im Großen und Ganzen unbeteiligter NPCs eher beiläufig. Weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Oder ihr. Egal eigentlich. Nach ihrem Treffen mit der Spielfigur war für sie nichts mehr wie vorher. Sieben bedauernswerte Härtefälle, die hängenblieben.
Bibbo Bibbowski - Injustice 2
Als wäre er mit dem Namen nicht schon gestraft genug, bekommt der Besitzer der Ace o' Clubs Bar regelmäßig Besuch von DC-Superhelden und -Bösewichten, die sich dort gegenseitig den Schädel ein- und das Kneipeninventar auseinanderschlagen.
Die Jukebox fliegt genauso als Geschoss durch die Luft, wie der Rest der Inneneinrichtung und selbst der eine oder andere (im Gegensatz zu Batman und Co.) zahlende Gast. Ab und an kracht sogar jemand durch eine Wand und hinterlässt ein klaffendes Loch, das den Betreiber eines dermaßen bescheidenen Etablissements schon im Alleingang zu ruinieren in der Lage sein sollte. Aber wer weiß, vielleicht hat Bruce Wayne für solche Fälle ja eine Stiftung eingerichtet?
Floyd Hebert
Floyds Heberts Zusammenstoß mit GTAs psychotischer Naturgewalt Trevor mitzuerleben, war, wie einen in Ultra-Zeitlupe ablaufenden Autounfall zu beobachten, bei dem schon an dem schicksalhaften Schlagloch ganz am Anfang klar war: dass hier wird in einer Tragödie enden.
Rockstar hat sichtlich Freude daran, den einen halbwegs aufrichtigen und netten Charakter unter die Knute seines ausgemachten Sadisten zu zwängen. Das beginnt nur damit, dass sich Trevor bei Floyd einnistet und infolgedessen seine Wohnung ruiniert, ihn in seine kriminellen Machenschaften nötigt und sein Lieblingsstofftier sexuell missbraucht.
Am Ende sterben sowohl Floyd als auch seine bessere Hälfte Debra, als sie sich gegen ihren Hausbesetzer auflehnen. Auch wenn nicht ganz klar ist, ob die eskalierte Lage nicht dazu führte, dass sich das Pärchen gegenseitig umbrachte, ist doch sicher: ohne Trevor gäbe es zwei unschuldige Tote weniger.
Sushi-Lieferant - Hitman: Absolution
Zugegeben: Diese Reihe ist potenziell immer randvoll mit eigentlich unbeteiligten Leichen, die noch einen Puls hätten, wenn Auftragskiller 47 nicht eines Tages in ihrer Nähe aufgekreuzt wäre. Im 2012er Teil der Reihe nimmt die Mordsglatze aber den Tod eines gestressten Sushi-Lieferanten in Kauf, als wäre er bei der Szene nicht einmal zugegen.
Das Problem ist nur, wäre 47 nicht per Aufzug das Blackwater Park Gebäude hoch, hätten die drei Leibwächter in der Zieletage den unterbezahlten Salmonellenkurier nicht durchlöchert, sobald sich die Türen des Lifts öffneten. Ein kleiner Hinweis, vielleicht doch ein Stockwerk früher auszusteigen, hätte 47 nichts gekostet. Nun ja, ein paar Bad-Boy-Punkte vielleicht.
Schiffskapitän - God of War 2005
Noch so ein Fall. Diesen Schiffskapitän nicht den Magensäften der vielköpfigen Hydra zu überlassen, hätte Kratos bei seinem Debüt anno 2005 weniger Zeit und unwesentlich mehr Kraft gekostet, als ihn mit einem markigen Sprich - "I didn't come back for you" - fallen zu lassen. Aber gut. Er war jung und musste erst noch beweisen, dass wir hier einen der verrohtesten Sauhunde der Videospielgeschichte auf seinem Rachefeldzug begleiten.
Wenn der überragende neueste Teil der Reihe eines klarmacht, dann dass diese Art Charakterzeichnung heute wohl nicht mehr funktionieren würde. Und doch ist es immer noch einen Schmunzler wert, wie oft dem gebeutelten Kapitän noch übel mitgespielt wird: Später im ersten Teil tötet ihn Kratos auf dem Weg in den Hades gleich noch einmal und im zweiten passiert es seinem Geist während eines Bosskampfes ein drittes Mal.
Wayne Haas - Deus Ex: Human Revolution
Wayne Haas hat Adam Jensen schon einiges zu "verdanken", bevor das Spiel überhaupt losgeht. Während eines gemeinsamen Einsatzes als SWAT-Mitglieder verweigerte Jensen den Befehl, einen gefährlichen Augmentierten mit Waffengewalt auszuschalten. Daraufhin musste Haas schießen, der fortan von Schuldgefühlen in eine Drogensucht und psychische Probleme gestürzt wurde.
Als ihr im Spiel auf ihn trefft, kann er bei der Polizei nur noch Schreibtischarbeit vollführen. Der Spieler hat hier die Gelegenheit, Haas zu überreden, ihn in die Leichenhalle zu lassen, um auf illegale Weise an einen Hinweis zu gelangen. Als das auffliegt, verliert Wayne auch diesen Job. Wer das Leben des Pechvogels dann komplett ruinieren möchte, kann sich im darauffolgenden Gespräch dagegen entscheiden, Wayne einen Job bei Sarif zu offerieren und ihn stattdessen mit einer Wucht K. o. schlagen, die daran zweifeln lässt, ob Haas je wieder feste Nahrung zu sich nehmen wird. "I never asked for this", schon klar. Aber muss man es wirklich dermaßen an anderen auslassen?
Blanche - Mortal Kombat X
Und noch einmal Netherrealm: Auf dem Outworld-Marktplatz geht in kleinen Mini-Trippelschrittchen ein geschätzt 300 Jahre altes Großmütterchen ihrem Tagwerk nach - nur um von Raiden, Kano und Johnny Cage als menschliches Projektil für vernachlässigbaren Schaden auf Muskelmänner und -Frauen geschmissen zu werden. Ich gebe zu, es war nur so lange lustig, bis ich herausfand, dass sie einen Namen hatte.
Alle möglichen Zivilisten - Watch Dogs 2
Alles für den Kampf gegen Big Brother ... war man wohl bereit zu unterschreiben, bevor man begriff, dass es in diesem Spiel problemlos möglich ist, die Ziele der ehrbar-hippen Hackerclique auch mit einer AK47 durchzusetzen. Und selbst wer darauf verzichtete, tödliche Waffen mit auf seine Missionen zu nehmen, der sollte sich bis heute dafür schämen, wie viele Menschen er per Smartphone-Hack um ihr hart verdientes Geld brachte.
Komplette Utopie, sich einzubilden, dass "Held" Marcus Holloway nicht im Vorbeigehen locker lässig das eine oder andere Leben ruinierte.
Jetzt seid ihr an der Reihe: Wessen Schicksal fiel euch wegen seiner besonderen Härte auf, was bereitete euch die schlimmsten Schuldgefühle? Keine Scheu, jeder hier hat Dreck am Stecken. Mh ... ich frage mich, wie viele von euch wohl gerade dabei sind, die Namen aller Bewohner von Megaton in Fallout 3 nachzuschlagen ...