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8BitMMO wirkt wie ein schlechtes Demake von Minecraft

Charme hat es. Nur leider kein gelungenes Gameplay.

Ich bin dumm. Anders kann man meinen überaus peinlichen Fehler nicht erklären. Wer schafft es schon, aus Versehen für ein Free-to-play-Spiel Geld zu bezahlen, weil er das auf Steam angebotene Bonuspaket für den normalen Preis hält? Solche Meisterleistungen vollbringen nur Personen wie ich, die gekonnt dicke, grüne Felder mit der Aufschrift “Spiel starten” übersehen und ihre dämliche Kaufentscheidung vor der Bezahlung nicht einmal hinterfragen. Naja, zumindest freut sich der Entwickler, der sein Werk endlich über Steam Greenlight auf der Plattform veröffentlichen durfte. Immerhin werkelt der Gute nach eigenen Angaben schon über eine Dekade an dem zuerst nur als Hobbyprojekt erdachten Spiel.

Bei 8BitMMO ist der Name übrigens Programm: Ein auf den kleinsten gemeinsamen Nenner heruntergebrochenes MMO im 8Bit-Stil. Fühlt sich so an wie die komischen Browserspiele, mit denen ich meine freien Nachmittage vor knapp zehn Jahren verschwendete, weil ich kein Geld hatte. Kaum Inhalt, bloß die nötigsten Mechaniken und trotzdem hat es damals irgendwie Spaß gemacht. Genau dieser simple Charme ist es, der einen zu 8BitMMO zieht. Bedauerlicherweise ein trügerischer Eindruck.

Wo bin ich?

Sofort nach dem ersten Einloggen wird klar, warum es sich hier noch um eine Early-Access-Version handelt. Es fehlt komplett an Übersicht. Und zwar in sämtlichen Bereichen. Jeder neue Spieler startet im selben Raum. Da es aktuell nur zwei Server gibt und einer davon meist unter Wartungsarbeiten leidet, wuselt ihr in einer Menge kleiner Figuren, die alle genauso aussehen wie ihr. Weiß und pixelig. In den ersten Minuten orientierte ich mich bloß an der Mitte meines Bildschirms. Sehen konnte ich meinen Charakter längst nicht mehr. Sogar die ersten Auftraggeber ertranken in der Masse an frischen Abenteurern, denen es nach Erfahrungspunkten dürstete. Auch wenn der Humor der Anfangsphase wegen zahlreichen Meta-Kommentaren wirklich stimmig ist, zerfällt jegliche Freue an der Einarbeitung, weil ihr denkt, euch hätte jemand in einen Ameisenhügel gesteckt.

Sah es so zum Start der PS4 in den Media Märkten aus?

In den frühen Dungeons eskaliert es dann richtig. Nur ein paar gefährliche Hipster sollt ihr erledigen. Kein Problem. Ein paar Schläge auf die Leertaste und schon geht ihr als Sieger aus dem Gefecht hervor. Der Auftrag wäre in bereits einer Minute erledigt, wenn nicht gleichzeitig 100 motivierte Abenteurer durch die Tunnel stürmen und eure Beute klauen würden. Schnell erhält man das Gefühl, mehr gegen die anderen zu kämpfen. „Wer erreicht das Monster schneller“, heißt es dann. Nebenher verursacht die hohe Bevölkerungsdichte der Verliese noch starkes Ruckeln.

Damit ist die Unübersichtlichkeit aber noch nicht beendet. Das Menü möchte euch nämlich auch noch mit überladenen, grauen Kästen erschlagen, deren Design und Anordnung selbst dem ersten Windows unterliegen. Hässlich und benutzerunfreundlich, so lautet das Motto. Dabei scheint noch nicht einmal das Überlappen mehrerer Fenster zu funktionieren. Wenn ich das Inventar öffne und danach den Shop betrete, verschwinden beide Kästen, sobald ich einen davon schließe.

Fehlender Tiefgang

Im Gegensatz zu anderen UI-Missbildungen wie Darkout belohnt man eure Mühen noch nicht einmal mit ausgearbeiteten Systemen. Schönere Objekte verstecken sich hinter Levelbegrenzungen und selbst dann müsst ihr sie zuerst kaufen. Ja, ihr habt richtig gehört. Kaufen. In 8BitMMO stolziert ihr nicht frei durch die Welten und sammelt eure Materialien auf. Stattdessen schlagt ihr gelangweilt auf Monster ein, um Gold zu erhalten. Damit kauft ihr euch über den im Menü integrierten Shop die gewünschten Bauteile.

"Im Gegensatz zu anderen UI-Missbildungen wie Darkout belohnt man eure Mühen noch nicht einmal mit ausgearbeiteten Systemen. Schönere Objekte verstecken sich hinter Levelbegrenzungen und selbst dann müsst ihr sie zuerst kaufen."

Hier solltet ihr ausnahmsweise dem Tutorial folgen.

Dieser Ansatz wirkt wie eine verzweifelte Tat, sich unbedingt von Genrekollegen abzusetzen. Außerdem erschafft der Entwickler so eine Möglichkeit, euch weiter Geld zu entlocken. Denn Gold müsst ihr nicht zwangsweise in Dungeons farmen, ihr dürft es auch bequem mit echtem Geld holen. Einige Items bleiben sogar zahlenden Kunden vorenthalten. Da ich wegen meiner angeschlagenen Intelligenz das Bonuspaket gekauft hatte, tobte ich mich ein wenig im Shop aus. Nur noch einen netten Platz gesucht und schon begann der Bau meiner riesigen Steinburg.

Schnell zeigte sich, warum die Verbindung des 8Bit-Stils mit einer Vogelperspektive nicht funktioniert. Ihr habt keine Ahnung, wo sich die Steine im virtuellen Raum befinden. Während auf der ersten Ebene alles prima aussieht, steigen eure Probleme nach dem Hinzufügen der Z-Achse ins Unermessliche. Ständig müsst ihr die genaue Höhe mit einem Regler festlegen, da ihr es mit euren Augen nicht richtig erkennt. Doch selbst dann verschwinden Teile der Oberwelt hinter euren Mauern, weil diese nur teilweise transparent sind. Ihr wollt wissen, ob ihr links oder rechts an der Wand ein paar Steine ausgelassen habt? Pech! Geht nicht. Ihr mögt das Haus eures Nachbarn nicht länger sehen? Gut, baut einfach eine riesige Steinsäule vor seinen Schuppen. Ihr wollt eure Freunde so richtig verwirren? Dann spielt mit der Perspektive und erschafft ein Haus nach dem Design von M.C. Escher, sodass nicht einmal mehr ihr erkennt, wo genau die Treppen zur nächsten Ebene liegen.

Wer sich damit noch anfreunden kann, dem vergeht der Spaß spätestens bei der Steuerung. Bevor ihr den ersten Stein auf den Boden legen dürft, müsst ihr zunächst das Inventar aufrufen. Wählt dann den gewünschten Gegenstand aus und markiert ihn als aktives Objekt. Verlasst jetzt das Menü und legt über einen Shortkey fest, dass ihr Gegenstände ablegen wollt. Erst dann erscheinen die Steine nach einem Mausklick auf dem Boden. Bei einem fehlplatzierten Objekt ändert ihr wieder die Auslegung eurer linken Maustaste zum Aufheben. Anschließend wechselt ihr wieder zurück auf Ablegen. Wer dann noch ständig die Z-Achse einstellen will, verliert irgendwann den Verstand. Schmerzhafter Krampf ist noch eine Untertreibung für dieses sture System. Man erhält aber den Eindruck, als wären all diese Dinge vollkommen beabsichtigt gewesen, weil es jegliche Bequemlichkeit zerstören soll. Falls es wirklich das Ziel war, dann herzlichen Glückwunsch!

"In meiner Stadt haben ein paar Personen beispielsweise versucht, ein Gemälde von Gabe Newell aus Steinen zu erstellen und fragten mich regelmäßig nach Materialspenden."

Wenn es doch bloß so leer wäre.

Ein paar nette Ideen existieren aber dennoch. So dürft ihr jederzeit eine Stadt gründen und euch sogar zum Bürgermeister ernennen. Als solcher entscheidet ihr darüber, wer in eure Gemeinschaft eintreten darf und wen die Einwohner wütend vertreiben. Während meiner Spielzeit bin ich eigentlich nur auf freundliche Personen gestoßen, die mich gerne in ihre Städte einluden oder mit auf eine Streiftour durch den nächsten Dungeons nehmen wollten. Sogar bei den PVP-Kämpfen verhielten sie sich sportlich. Leider fehlt auch hier der taktische Tiefgang. Wie bei normalen Monstern stellt ihr euch neben euren Feind und tippt den Zeigefinger an der Leertaste blutig. Spaß macht es dennoch, wenn ihr nebenher mit den richtigen Leuten kommuniziert. In meiner Stadt haben ein paar Personen beispielsweise versucht, ein Gemälde von Gabe Newell aus Steinen zu erstellen und fragten mich regelmäßig nach Materialspenden. Als ich den Sinn des Ganzen hinterfragte, erschlug mich im Chat die stets gleiche Antwort: For the greater good (the greater good).

Auch bei 8BitMMO zeigt sich wie bei vielen Spielen dieser Art, dass es allein auf die Community ankommt und wie diese mit dem Produkt umgeht oder untereinander kommuniziert. Denn an den eigentlichen Mechaniken liegt es sicherlich auf gar keinen Fall. Gäbe es nicht die offiziellen Angaben zur Entwicklungszeit, ich hätte die Dauer auf höchsten ein paar Monate geschätzt. Alles wirkt unfertig und teilweise sogar undurchdacht. Besonders in der Anfangsphase merkt man, dass es ursprünglich auf eine viel kleinere Anzahl an Spielern ausgelegt war. Solche Dinge lassen sich mit ein wenig Arbeit allerdings beheben. Worum ich mir mehr Sorgen mache, ist das Spielkonzept.

Während der Aufbau einer eigenen Stadt durch Zusammenarbeit seine überraschenden Momente bietet, stolpert man ständig über die Steuerung oder das grässliche Menü. Auch die Integration von Dungeons dient allein der sinnlosen Beschaffung von Gold, das ihr dann in Gegenstände umwandelt. Es fehlen die Überraschungen, wie ihr sie beispielsweise bei Minecraft habt. Dort findet ihr ständig beim normalen Durchstöbern wertvolle Materialien und erschafft damit neue Gegenstände oder verbessert alte Konstruktionen. Wenn sämtliche Items vor euch liegen, ihr aber erst einen gewissen Level sowie das nötige Gold erspielen müsst, verliert man die Freude am Entdecken und das Spiel reduziert sich selbst auf den langweiligen Grind. In diesem Fall die Betätigung der Leertaste. Ein Name, der nicht besser passen könnte.

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Björn Balg Avatar
Björn Balg: Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.
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