A Boy and his Blob
Freunde fürs Leben
Drückt ihr bei A Boy and his Blob das Steuerkreuz nach oben, nimmt der namenlose kleine Junge seinen Blob-Freund einfach mal fest in den Arm. Diese Aktion hat keinen besonderen spielerischen Nutzen. Die Umarmung lädt keine Energie auf, sie macht den Blob nicht stärker und sie macht ihn auch nicht schneller... die Umarmung hat einfach ihren Weg in das Spiel gefunden weil es bei A Boy and his Blob um die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem außerirdischen Blob vom Planeten Blobolonia geht.
Und eben genau diese Umarmung, dieses kleine, feine Detail, zeigt perfekt, dass A Boy and his Blob ein Spiel ist, das seinen Entwicklern besonders am Herzen liegt. Diese eine, spielerisch ja eigentlich völlig irrelevante Aktion wurde so liebevoll und herzlich animiert, dass selbst der größte Zyniker sich ein unwillkürliches Lächeln nicht verkneifen kann. Und habt ihr erst einmal angefangen und das clevere Konzept des Spiels erkannt, dann gibt es kein Zurück mehr: A Boy and his Blob ist eines dieser Spiele, die ihr nicht mehr aus dem Laufwerk nehmt, bis das letzte Bonuslevel gemeistert und das letzte Geheimnis gefunden ist.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei A Boy and his Blob im Teamwork. Alleine ist der Junge ziemlich schutzlos, er kann gerade einmal laufen, Leitern hinauf klettern, kleine Steine verschieben und einen kurzen, niedrigen Hopser ausführen. Bereits eine Feindberührung führt zum Ableben und auch ein zu tiefer Sturz bringt euch flugs zum letzten, der zum Glück großzügig verteilten Rücksetzpunkte zurück.
Aber zum Glück habt ihr euren Blob und eine ganze Menge verschiedener Weingummis. Die liebt euer amorpher Begleiter so heiß und innig, dass er beim Gummi-Genuss sofort seine Form wechselt. So wird der Blob zum Trampolin, zur Leiter, zum Fallschirm, zum Loch im Boden, zum Ball... lauter praktische Hilfsmittel, ohne die ihr in den Puzzle-lastigen 2D-Levels sonst kein Land sehen würdet. Da euer Vorrat an Weingummis genau wie euer Lebensvorrat unerschöpflich ist, könnt ihr ganz nach belieben Experimentieren um die verschiedenen Eigenschaften der insgesamt 15 Verwandlungsformen kennen zu lernen – ihr werdet sie alle brauchen.
Wer ein langes Gedächtnis hat und schon zu 8-Bit-Zeiten gespielt hat, der erinnert sich vielleicht noch an das gleichnamige NES-Spiel von Altmeister David Crane. Das lief zwar schon auf der erfolgreichen Nintendo-Hardware, fühlte sich aber in vielerlei Hinsicht noch wie ein Überbleibsel der letzten Atari-Generation an. Das Spiel fand in einem großen, zusammenhängenden Labyrinth statt, das letztendliche Ziel war eher kryptisch, der Umfang vergleichsweise gering. Dafür waren Trial&Error Trumpf und nur dem gnadenlos hohen Schwierigkeitsgrad war es zu verdanken, dass der Spieler nicht bereits nach einer Stunde vor dem Abspann saß.
Da geht die Neuinterpretation für Wii lieber eigene, und, zugegeben, auch modernere Wege. Der Junge und der Blob absolvieren in sich abgeschlossene Levels in ganz verschiedenen Settings, nach Wäldern und Sümpfen durchquert das abenteuerlustige Duo auch eine große Stadt und gelangt schließlich sogar in die exotische Heimatwelt des Blobs. Ihr habt nicht wie im Original mit Lebens- und Weingummi-Knappheit zu kämpfen. Das Spiel fordert, aber es frustriert nicht, und durch die abgeschlossenen Level kann es auch in kleinen Dosen genossen werden und erfreut jüngere Semester ebenso wie alte Hasen.