Ace Attorney: Apollo Justice
Phoenix Wright 3.5
Aber ich sollte auch betonen, dass die vier Fälle von Apollo Justice für sich genommen, ohne Ausnahme sehr interessant, gut präsentiert und durchdacht sind. Besonders der vierte wartet mit einer grandiosen Neuerung auf, die es so in noch keinem der Vorgänger zu sehen gab. Leider ist die Anzahl der Neuerungen im Allgemeinen aber sehr gering, was sich einmal mehr nicht nachvollziehen lässt.
Während die ersten drei Ace Attorneys Umsetzungen vom Game Boy Advance waren, wurde der vierte Teil von Grund auf für den Nintendo DS entwickelt. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als der Handheld bereits lange erhältlich war, man seine Eigenheiten kannte - und die Entwickler ja sogar mit dem großartigen Bonus-Fall für die DS-Neuauflage von Ausgabe eins bereits Erfahrung gesammelt hatten.
Dennoch müsst Ihr neue Features regelrecht mit der Lupe suchen, noch dazu wirken fast alle wie Gimmicks, Tutorials. Erinnert Ihr Euch an die forensischen Untersuchungen, die die seinerzeit noch junge Ema Skye Euch in eben jenem Bonus-Fall einst beibrachte? Nun, diese Untersuchungen sind zurück, aber Ihr führt sie nicht selbständig durch. Stattdessen werdet Ihr von Ema an die Hand genommen und macht im Grunde genau das, was sie Euch befiehlt. Dies ist zugleich die einzige Funktion ihres Charakters, aber das nur am Rande.
Ihr dürft jedenfalls nie wirklich auf eigene Faust Gegenstände erforschen, nicht etwa jedes Objekt nach Fingerabdrücken abstauben, sondern nur vorgegebene. Zwei oder drei im gesamten Spiel und so geht das bei allen Untersuchungen, nicht nur bei Fingerabdrücken. Darüber hinaus könnt Ihr gefundene Indizien und Tatorte in 3D betrachten, was gleichermaßen lediglich in ein, zwei Situationen von Bedeutung ist. Allgemein ist die Grafik übrigens deutlich schöner; detailliertere, weniger pixelige Hintergründe, bessere Animationen, nette Zwischensequenzen.
Gestrichen wurden für Apollo das Magatama sowie die Psyche-Locks, was die Ermittlungsphase zwischen den Gerichtsverhandlungen etwas zäher macht. Als Ersatz dafür müsst Ihr bei Zeugen auf kleine Gesten achten, die Euch verraten, dass sie nervös sind - sprich: Lügen. Kommt immerhin ein paar Mal zum Einsatz und ist eine hübsche Ergänzung, aber ein vollwertiger Ersatz für die Psyche-Locks? Weniger.
So. Und an dieser Stelle angekommen, habe ich ein Problem. Denn trotz allem hat mir Apollo Justice Spaß gemacht. Trotz der unglücklichen Geschichte, den seltsamen Entscheidungen bezüglich der Charaktere und ihrer Entwicklung. Trotz der Tatsache, dass der Bonus-Fall des ersten Phoenix Wright den Nintendo DS intelligenter verwendet als der komplette vierte Teil. Warum? Weil das zu Grunde liegende Spielkonstrukt faszinierend und einmalig bleibt. Weil die Dialoge wie immer über jeden Zweifel erhaben sind. Weil es ganz einfach wunderbar ist, eine Aussage Stück für Stück zu zerlegen, das fein säuberlich arrangierte Kartenhaus eines Täters zum Einsturz zu bringen.
Was ich dem Spiel vorwerfe, ist, dass es zu wenig aus sich macht und dass es sowohl Fans als auch neue Spieler ein klein wenig betrügt. Erstere nicht zuletzt, weil Phoenix nicht mehr Phoenix ist. Letztere, weil sie Apollo Justice erwarteten und stattdessen Phoenix Wright 3.5 bekommen.
Um das Ganze abzuschließen und so etwas wie eine Kaufempfehlung abzugeben, hier noch zwei Fragen und Antworten. Ist es das bislang schwächste Ace Attorney? Gut möglich. Ist es trotzdem ein gutes Spiel? Absolut. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man das in eine Zahl verpackt. Versuchen wir's so:
Apollo Justice erscheint am morgigen Tage exklusiv für Nintendo DS.