Ace Combat 7 - VR, take my breath away!
Zurück in den Wolken, als wäre es gestern gewesen.
Wusstet ihr schon? Top Gun 2 kommt. Wirklich, kein Joke. Mit Tom Cruise. Val Kilmer haben sie auch irgendwo gefunden, wahrscheinlich in der Wüste, wo er nach Wyatt Earp's Revenge gleich geblieben war. Und alles was wir seit dem ersten Auftritt der beiden wollten, war nicht die harte Simulation eines Jets - was ja auch seinen Reiz hat, aber einen anderen -, sondern einfach mit ein paar Barrelrolls und Sidewinders die bösen Russen vom Himmel holen. Hey, es waren die 80er, die Linien waren damals klarer gezogen. Und Ace Combat gab uns genau das wie keine andere Serie. Nicht mit Russen, aber immerhin.
Die gute Nachricht, dass Ace Combat von den Toten zurückkehrt, hat ja schon die Runde gemacht, das sogar als echter siebenter - eigentlich 17ter (!) - Teil in direkter Fortsetzung alter Tradition. Gut so, das letzte Reboot einer der großen alten PlayStation-Namco-Serien hat Ridge Racer scheinbar endgültig versenkt. Nein, Ace Combat erzählt die scheinbar mal wieder recht japanische Handlung um den großen Krieg zwischen zwei Staaten, die es gar nicht gibt und ausgehend vom Trailer dürften Drohnen eine große Rolle spielen. Kein Wunder, unbemannte Jets müssen sich nicht mit Black- und Red-Outs herumschlagen. Macht Sinn. Aber keine Sorge, Jets mit Piloten sind natürlich die Protagonisten, es bleibt alles so realistisch, wie es bei Ace Combat immer war. Also gar nicht und das wird wundervoll.
Den normalen Story-Modus oder den regulären Multiplayer gab es leider nicht anzuspielen. Stattdessen ging es mit PlayStation VR in Luft und das hat sogar bei einem VR-Verächter wie bei mir Vorfreude ausgelöst. Auch ein wenig Sorge, denn Looping und andere Manöver... Wo steht noch mal das so niedlich mit "Ganz Easy hier Ryan" beschriftete Tütchen, das Air Berlin mal verteilte? Alles auf dem Kopf, kurz justiert, dann fährt der Lift des Flugzeugträgers nach oben. Gott, was hätte ich dafür gegeben, nachdem ich 1987 aus dem Kino kam. Sich umzusehen, den Jet des Wingman neben sich durchstarten zu spüren, die Deckcrew zu beobachten, das ist schon niedlicher Military-Porn, der hier läuft. Blick nach unten, zig Anzeigen, keine davon funktional. Was wohl auch ganz gut ist, denn so toll ist die PS VR Auflösung dann auch nicht.
Zündung, das HUD springt an, virtuelles Radar und andere Anzeigen poppen gut sicht- und ablesbar über den leider bewegungslosen Händen des Piloten im Sitz, durch dessen Augen ich gucke, auf. Es ist eine gewisse Enttäuschung, dass VR zwar viel simulieren kann, aber der physische Kick der Beschleunigung fehlt halt einfach. Wenn es wenigstens wie beim Afterburner-Automaten einen mechanischen Tritt in den Rücken geben würde. Egal, gab es da nicht mal so einen Bass-Rucksack? Den würde ich mir dafür auch noch holen, der Sound war nämlich trotz des unwürdigen Headsets satt genug. Auf einem richtigen Soundsystem müsste das ordentlich krachen.
Absenken in das Meer, hochziehen und selbst mit VR setzen alte Action-Sim-Reflexe sofort ein. Die erste Insel direkt voraus muss natürlich in scharfer Kurve und anschließendem Überkopfmanöver genommen werden und das ist dann auch der einzige Moment, in dem mir ein wenig flau wird. Vielleicht sollte man sich diese Manöver für etwas später aufheben. Außerdem wartet der Feind, also beidrehen, Höhe gewinnen und Afterburner rein. Ich wünschte mir in diesem Moment einen guten, alten Billig-Flightstick. Robust genug, nur die nötigsten Knöpfe, würde hier perfekt passen.
Was folgte, war das alte Spiel. Fast zumindest. Ein realistischer Luftkampf startet oft genug viele Kilometer auseinander, hier müsst ihr zumindest etwas näher an den Fein heran, bevor der Lock-on leuchtet, ganz zu schweigen von dem MG, dessen Reichweite komplett auf Action getrimmt wurde, dass man die Kugeln ja fast so weit werfen kann. Genauso, wie es in einem Spiel dieser Art sein muss.
Drehen, wegtauchen, Raketen ausmanövrieren, durch Wolken ziehen, schnell um Höhe ringen und vor allem den Überblick bewahren. Das war es dann auch, wo VR glänzte und einem in Sekunden immer wieder kurz den Atem nahm. Ganz natürlich folgte der Blick dem vorbeischießenden Feind, während die Hand das schwere Flugzeug in eine enge Kurve zwang. Von außen war es bei anderen Spielern ganz lustig zu beobachten. Es gab zwei Gruppen: Die eine folgte wie ich auch jedem Feind mit dem Kopf, schaute sich immer um. Die andere hielt den Blick starr geradeaus und spielte es, wie man so ein Spiel auf einem Monitor spielen würde. Schlecht war ihnen scheinbar nicht, sie taten es einfach nicht. Vielleicht hatten wir in Gruppe eins einfach mehr Dogfight-Erfahrung, meine eigene reicht ja schließlich auch bis in Wild Bill Stealeys Tage zurück. Ein wichtiger Hinweis: Die VR-Kampagne ist ein etwa zwei- bis dreistündiger Zusatz-Modus, es ist wohl nicht so, dass das ganze Spiel in VR läuft.
So oder so, drei Gegnergruppen, dann war die kurze Mission vorbei und es war ein kleiner Rausch. VR hat sicher auch geholfen, aber vor allem hat es zusammen mit dem Trailer gezeigt, dass Ace Combat 7: Skies Unknown genau das Spiel werden dürfte, auf das ich schon seit einer ganzen Weile wieder mal Lust habe. Richtig dicker Action-Luftkampf mit Jets, wie ihn die Class of '86 von Tom Skerritt und Michael Ironside gelernt hat. In richtig gut. Blauer Himmel, blaues Meer, grüne Inseln, die Adler sind meine Freunde, wenn sie mir nicht aufs Cockpit kacken und genau dem Feeling, das auch in einem Arcade-Automaten nicht fehl am Platze wäre. Ace Combat scheint zurück und das mit all seinen Macken - es wird sicher nicht das beste Drehbuch, das je in Hollywood geschrieben wurde -, seinem Charme und seiner so unkomplizierten, altmodischen wie hinreißenden Action.
Entwickler/Publisher: Project Aces / Bandai Namco - Erscheint für: PlayStation 4 (VR optional), PC, Xbox One - Geplante Veröffentlichung: 2017 - Angespielt auf Plattform: PlayStation VR (nicht Pro)