Ace Combat: Assault Horizon – Enhanced Edition (PC)
Ein japanisches Spiel in einer immerhin kompetenten PC-Umsetzung? Die Zeiten haben sich wahrlich geändert.
Mit eineinviertel Jahr Verspätung gibt sich Ace Combat: Assault Horizon auf dem PC die Ehre. Es ist das Debüt der langlebigen Flugaction-Reihe auf dem Heimcomputer und als solches sollte man meinen, dass sich Namco Bandai einiges vorgenommen hat. Nur wenige Minuten, nachdem man sich das erste Mal im Cockpit der F22 festgezurrt hat, stellt man aber fest, dass die ersten Flugversuche von Project Aces doch von ziemlich bodenständigen Ambitionen befeuert wurden. Im Vergleich zur rundherum verbesserten Version von DmC: Devil May Cry ist das hier die klassische Konsolen-Umsetzung. Das verspricht im Jahr 2012 mittlerweile zwar immerhin eine gewisse Grundkompetenz, die hier auch durchaus gegeben ist. Aber in Sachen Technik läuft Ace Combat im Vergleich mit nativen PC-Spielen - oder eben aufwendigerer Umsetzungen, wie der zuvor genannten Dämonenjagd - eher außer Konkurrenz auf.
Noch vor wenigen Jahren hätte man einen Port dieses Standards mit großen Augen beklatscht. Heutzutage wundert man sich darüber, was fehlt. Einstellungsmöglichkeiten, die über Auflösung, V-Sync und zwei bis drei weitere Regler hinausgehen, die so dermaßen selbstredend sind, dass sie mir gerade nicht einfallen wollen, findet man in diesem Spiel genau so wenig wie auch nur einen Russen, der einem im Laufe der Kampagne nicht in den Rücken fallen würde. Aber gut, für den angenehm niedrig angesetzten Preis von nur 30 Euro bekommt man immer noch ein Spiel, das in Bewegung optisch ansonsten absolut überzeugt, nicht zuletzt, weil es ein beispielloses und detailverliebtes Effektfeuerwerk abbrennt. Was hier an Ruß, Öl und Trümmern durch die Luft fliegt, während die tief hängenden Wolken und die qualmenden Überreste eures letzten Abschusses euch die Sicht vernebeln, das sorgt trotzdem für eine fantastische Gefechtsatmosphäre.
Und das ist gut so, denn wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass sich ansonsten an der Grafik nichts getan hat. Zwar profitiert ACAH spür- und sichtbar von den zusätzlichen Pferdestärken, die selbst auf einem mittelmäßigen Spiele-PC zur Verfügung stehen, und dankt einem diese mit einer 1080p-Auflösung, die in butterweichen 60 Bildern über die Mattscheibe bügelt. Auf höher aufgelöste Bodentexturen oder Gebäudetapeten wurde aber augenscheinlich verzichtet, was gerade Mutter Erde aus Tieffliegerperspektive zu keinem schönen Anblick macht. Wie ein Spielzeugteppich mit Straßen und Häusern, der sich seit zwei Generationen im Familienbesitz befindet und die letzten sechs Jahre als Fußabtreter im Flur lag, rollen besonders die Randbezirke der Metropolen ein bisschen unschön unter einem weg. Das wird durch schnelle Bildrate und größeres Pixelaufkommen nicht gerade weniger auffällig.
Wer sich mit Flightstick oder 360-Controller in die richtigen Höhen aufschwingt, bekommt davon natürlich nicht viel mit und dann stimmt auch der Gesamteindruck der Skylines diverser ansonsten hübsch nachgebildeter Städte von Miami bis Moskau wieder. Nur schickt einen die 16 Missionen umfassende Handlung verständlicherweise immer zwischen die Wolkenkratzer. Man muss jedoch auch sagen, dass die in Tony-Scott-Gedenkästhetik wie von einer Handkamera eingefangenen Bilder mit so einem Affenzahn an einem vorbeifliegen, dass der verwaschene Eindruck des Bodens nur bestimmten Situationen wirklich zum Tragen kommt: in den vier Missionen, in denen man in einem naturgemäß langsamer fliegenden Heli sitzt und auf Screenshots.
Über den Schritt, den die ohnehin schon actionorientierte Reihe mit Assault Horizon zu noch mehr Krachbumm tat, wurde ja schon anlässlich des ursprünglichen Tests lange debattiert. Mir persönlich gefiel das DFM-System, das Auseinandersetzungen mit gegnerischen Assen in eine Art Space Harrier verwandelt, bei dem ihr euch fast vollständig auf das Bedienen der Geschütze konzentriert, eigentlich ziemlich gut, auch wenn ich mir für zukünftige Ausgaben wünschen würde, dass es eher optional integriert würde. Wem nach einer toll aussehenden Achterbahnfahrt ist, der nutzt DFM, alle anderen holen die Feinde konventionell vom Himmel. Eine Lösung, mit der beide Fraktionen gut leben könnten.
Der Untertitel Enhanced Edition bezieht sich übrigens auf Zusatzinhalte wie zusätzliche Flieger, eine Reihe Skins dafür, zwei neue Maps und einen ganzen Satz Skills für den Mehrspielermodus. Der unterhält auf PC gerade in der Capital Conquest, bei der es darum geht, mit verschiedenen Vehikelklassen die gegnerische Basis einzunehmen, ziemlich prächtig. Dazu kommt die Möglichkeit, eine Auswahl an Einsätzen aus der Kampagne im Koop zu fliegen, was ich mir persönlich auch für den Rest der Einsätze gewünscht hätte. Vielleicht beim nächsten Mal. Eine gute Ergänzung ist es so allemal.
Ace Combat: Assault Horizon ist schnell, in seinen besten Momenten ziemlich aufregend und bisweilen ein verdammt spektakulärer Ritt. Doch auch die Tiefen bleiben am PC dieselben. Die Kampagne wirkt am Ende ein wenig gestreckt und nervt mit zwei bis drei ungeschickten Trial-and-Error-Situationen. Für die Handlung würde ich mir wünschen, dass sie mit Teil acht wieder ins Reich der Fantasieländer zurückverlegt wird, anstatt ein zweites Mal in die Tom-Clancy-Mottenkiste zu greifen. Schema F wird mit fliegenden Festungen und Großkampfbombern nämlich deutlich interessanter.
Mit dem halb automatisierten Dog-Fight-Modus gibt das Spiel sicher nicht die beste denkbare Antwort auf das etwas behäbige Tontaubenschießen alter Tage, aber sicherlich die schönste. Wenn ihr für euch die Frage geklärt habt, ob ein Ace Combat mit noch mehr Action nach einer guten Idee klingt, gebt Assault Horizon ruhig eine Chance, zumal der schmale Preis auch die lediglich kompetente Umsetzung durchaus relativiert.
Ursprünglicher Test Ace Combat: Assault Horizon - 12.10.2011 (Alexander Bohn)
Am Ende geht Project Aces dann zugegebenermaßen doch ein bisschen die Luft aus. Deutlich über acht Stunden schießen sich Action-Fans, meist mit angehaltenem Atem, in 16 Missionen durch ehrlich aufregende Luftkämpfe und freuen sich über das nie gesehene Effektgewitter, das der neue Dog-Fight-Modus regelmäßig aus dem Nichts um die Spielernase herum aufziehen lässt. So unterhalten verzeiht man dem Titel auch die Tausend Mal gehörte Handlung, die auch aus der Feder eines japanischen Tom Clancy kommen könnte.
Die hält erwartungsgemäß zwar nichts davon, das Star Spangled Banner auf die Tragflächen der unglaublich detailgetreu nachempfundenen Jets zu pinseln, greift aber trotzdem noch zu bereitwillig und durchsichtig in den nicht enden wollenden Red-Scare-Bottich. Natürlich ohne auch nur eine Wendung zu nehmen, die für mehr gut wäre als nur den Wechsel des Einsatzortes mit der nächsten Mission. Doch das stört nicht wirklich, bedienen sich doch auch andere populäre Titel nach wie vor dieser Elemente. Was allerdings wirklich ein Schlag ins Kontor ist: Besonders am Schluss, im so wichtigen letzten Kampf mit dem zentralen Antagonisten, verlässt die Designer das Fingerspitzengefühl für das richtige Maß zwischen Freiheit und straff durchchoreografierten Luft-Verfolgungsjagden.
Besonders am Schluss, im so wichtigen letzten Kampf mit dem zentralen Antagonisten, verlässt die Designer das Fingerspitzengefühl für das richtige Maß zwischen Freiheit und straff durchchoreografierten Luft-Verfolgungsjagden.
Wo der Dog-Fight-Modus vorher fast immer die sauer verdiente Belohnung eines haarsträubend schnellen Katz-und-Maus-Spiels war, bei dem als Bonus um den Spieler herum der beste Disneyland-Ride aller Zeiten mit echten Explosionen abgefackelt wurde, müsst ihr am Höhepunkt des Spieles auf einmal stumpf auswendig lernen. Sonst spielt ihr die Mission vom letzten Checkpunkt aus nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und noch... ihr wisst schon, worauf ich hinaus will. Auch wenn das in der zweiten Hälfte stellenweise recht gnadenlose Spiel schon vorher hin und wieder nicht so besonders gut vermittelte, was man nun gerade falsch gemacht hat, stellt erst die finale Konfrontation mit dem zu sehr auf klassischen Endgegner getrimmten Chefrevoluzzer das Spiel rückblickend ein wenig in Frage.
So sehr sogar, dass man es gleich noch einmal von vorne anwirft, um zu sehen, ob man sich seinen Spaß die ganze Zeit zuvor nur eingebildet hat. Dann merkt man zum Glück: Nein, hat man nicht. Was Assault Horizon an Luftkämpfen über tollen Panoramen und Skylines auffährt, ist der Serie mehr als nur würdig, während der Dog-Fight-Modus das alte Fire-and-Forget-Leid früherer Serieneinträge ein für allemal ausradiert und an deren Stelle mit einer After-Burner-Leihgabe an die besten Seiten amerikanischer Action-Blockbuster erinnert. Nur eben, dass man selbst den Finger über dem Feuerknopf hat.
Das Spiel ist ein viel schnelleres, die Distanzen zu den Gegnern geringer und die Handkamera-Ästhetik verleiht den niemals zu verwackelten Außenansichten der Flieger eine zusätzliche Dynamik.
Auch wenn einige der Einsätze ein wenig länger sind als sie aus spannungsgründen eigentlich sein müssten, ist es wirklich erstaunlich, wie trickreich und zugleich eingängig Project Aces die Luftkämpfe umkrempelt hat. Das Spiel ist ein viel schnelleres, die Distanzen zu den Gegnern geringer und die Handkamera-Ästhetik verleiht den niemals zu verwackelten Außenansichten der Flieger eine zusätzliche Dynamik. Zudem erledigt ihr auch nicht jeden Gegner im DFM. Mehr als genug Feinde lassen sich nach wie vor ganz klassisch mit dem Arsenal aus über Hundert zielstrebigen Explosiva aus der Ferne zu Boden ringen. Vierfach aufgeschaltete Raketen erleichtern die Kampf gegen Feld-Wald-und-Wiesen-Feindflieger sogar noch mehr. Es sind meist die harten Brocken, zu denen man im Dog-Fight-Modus, bei dem ihr mehr oder weniger die Kontrolle über den Flug abgebt und nur MG-Fadenkreuz und Rollen der Maschine beeinflusst, auf Tuchfühlung gehen möchte.
Einige Wingleader unter euren Zielen fliegen nämlich erstaunlich stark, wieseln sich häufig aus schier aussichtslosen Situationen noch heraus und scheuen sich nicht, euch ebenfalls mit ihrem eigenen Dog-Fight-Modus aufs Korn zu nehmen. Dann bieten sich euch zwei Möglichkeiten. Einmal die sicherere: Vollgas geben und den Zielkreisen auf eurem HUD so lange ausweichen, bis der Gegner von euch ablassen muss - oder aber, ihr dreht den Spieß mit einem gewagten Brems- und Trudelmanöver um.
Vollgas geben und den Zielkreisen auf eurem HUD so lange ausweichen, bis der Gegner von euch ablassen muss.
Die zweite Variante resultiert bei zu wagemutigen Himmelsstürmern aber recht häufig zu einer ungeplanten Einäscherung. Es Bedarf hier einiges an Übersicht: Macht eure Schadenstoleranz - die Flugzeuge reparieren sich nach einer Weile automatisch, noch ein von aktuellen Shootern geborgtes Feature - die durch das Bremsmanöver verursachte zwischenzeitliche Verwundbarkeit noch mit? Hat euer Verfolger schon euren ersten Versuch, ihn zu verladen, abgeschmettert? Wer sich für das Liebesbaby von Maverick und Iceman hält, erlebt hier mehr als ein Mal das fair justierte Checkpunkte-System in Aktion.
Und auch, wenn es selten um mehr geht als um das massenweise Vernichten von wahlweise fliegenden oder fahrenden Zielen, so ist doch die Abwechslung von Assault Horizon nicht zu verachten. Zweimal übernehmt ihr die Verantwortung für die Bordkanone eines Black Hawk und erlebt die besten Rail-Shooter-Sequenzen seit Ewigkeiten und zu zwei weiteren Gelegenheiten fliegt ihr sogar selbst einen Kampfhubschrauber, natürlich einen Apache Longbow. Ersteres hat jetzt vielleicht nicht allzu viel mit großer Spielkultur zu tun, während die Heli-Abschnitte den Jet-Missionen nicht wirklich das Wasser reichen können. Trotzdem erfordern aber gerade die Einsätze im Sitz des Apache an entscheidenden Punkten in der Kampagne eine andere Vorgehens- und Spielweise von euch, was das Geschehen durchaus interessant hält.
Zweimal übernehmt ihr die Verantwortung für die Bordkanone eines Black Hawk und erlebt die besten Rail-Shooter-Sequenzen seit Ewigkeiten.
Vereinzelte Bomber-Abschnitte gehören ebenfalls in diese Kategorie: Sie weichen eingefahrene Abläufe auf und sorgen dafür, dass man selten weiß, was als nächstes passiert. Und das ist es auch, was dem Spiel in den meisten der Flugzeug-Missionen, die weiterhin eindeutig im Zentrum stehen, regelmäßig gut gelingt. Wenn man verzweifelt versucht, zu einer gigantischen Rakete aufzuschließen, um einen entscheidenden Treffer zu platzieren, bevor sie sich aus dem Staub macht, während deren glühender Auswurf, Rauch und Kondenswasser das Cockpit versengen, erlebt man die aufregendsten 30 Sekunden seit längerer Zeit. Wann immer die Action droht, sie in ein wenig zu sehr zu wiederholen, passiert auf einmal wieder etwas Atemberaubendes - ein Dogfight im Auge eines Hurrikans, die vielleicht größte Videospiel-Explosion aller Zeiten nur wenige Hundert Fuß über einer Stadt -, das man noch lange im Gedächtnis behält.
Die wundervollen Skylines von Dubai, Paris, Moskau, Washington D.C. oder Miami nutzt Project Aces übrigens nicht nur in der Einzelspieler-Kampagne. Der zentrale Mehrspielermodus Capital Conquest lädt zu Massenschlachten über den Weltstädten ein, bei denen Teams zu jeweils acht Spielern mithilfe diverser Perks und selbst angepinselten Kampfjets, Bombern und Helis versuchen, das gegnerische Hauptquartier auszuräuchern. Viel zur Balance können wir allerdings noch nicht sagen. Die Apache-Hubschrauber haben allerdings ihren Raketen-Ausweich-Move im Gepäck, weshalb sie ihre durchaus schlagenden Luft-Boden-Argumente recht gut durch die Häuserschluchten an den Gegnern vorbeischmuggeln können.
Auf den Mehrspieler-Wiesen nebenan gibt es noch einen an den Conquest-Modus von Battlefield angelehnten Modus, in dem bestimmte Gebiete gehalten werden müssen, der auf den ersten Blick sehr unterhaltsam war. Doch auch hier wird die Zeit zeigen, wie lange diese Spielvarianten den Titel im Gespräch halten können. Sehr lobenswert ist auch, das Namco Bandai einen guten Schwung der Einzelspieler-Missionen auch als Koop-Variante für drei Spieler feilbietet.
Auch wenn einige Missionsdesigns fokussierter sein dürften und das Spiel nach hinten heraus nicht den anfangs vorgelegten Level zu halten vermag, so verlebt man hinter dessen Steuerknüppel doch eine ganze Reihe kurzer, aber nicht weniger großer Augenblicke. Indem Project Aces mit Nachbrenner Kurs auf geradlinige Action nimmt und nicht länger so tut, als schiele man auch nur mit einem Auge auf Fans von Flugsimulationen, positioniert das Team die Serie nun etwas unmissverständlicher in dem Bereich, in dem sie schon seit Jahren die meisten Freunde hat. Wer ohne fliegende Festungen von der Größe einer Kleinstadt, wie sie die Reihe bisher auszeichneten, leben kann, hat eigentlich keinen triftigen Grund, sich nicht auch ihr neuestes Kapitel ins Regal zu stellen.