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9 Activision-Blizzard Spiele, die Microsoft als erstes wiederbeleben sollte

Blicken wir auf die positiven Seiten: Der Xbox-Konzern ist seit Jahren so risikofreudig, dass viele alte Marken bei ihm besser aufgehoben scheinen.

Nicht sicher, wie es euch geht, aber ich erhole mich gerade noch von der gestrigen Neuigkeit, dass sich Microsoft Activision einverleibt. Bei dem Deal schrillen Kartellamtsmitarbeitern sicher die Alarmglocken (Martin: Nein, tun sie wahrscheinlich nicht) und er kann sich aus diversen Gründen als problematisch erweisen. Aber nachdem Martin ja gestern schon die guten Seiten der zugegebenermaßen erst mal etwas grusligen Zusammenkunft der beiden Spieleriesen herausgearbeitet hat, dachte auch ich über die Chancen nach.

Zunächst einmal könnte Microsoft tatsächlich nach den vielen Berichten über internes Fehlverhalten bei Activision Blizzard aufräumen. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist der World-of-Warcraft- und Call-of-Duty-Hersteller unter der Führung der Kaufmannsseele Bobby Kotick ein arg auf Nummer sicher gebürsteter Laden geworden. Microsofts Spielesparte zeigte sich in den letzten Jahren als das komplette Gegenteil davon: Sehr Spieler-zugewandt und mit Lust, ihre Entwickler "einfach mal machen" zu lassen. Eine gute Kombination, von der auch ActiBlizz profitieren könnte.

Hier meine Liste an Spielemarken aus dem Activision Katalog, die Microsoft zuerst wiederbeleben sollte.


Pitfall

Es war klar, dass es hiermit losgehen musste, oder? Dabei ist es sicher nicht ganz einfach, heutzutage etwas aus Pitfall zu machen, das sich noch zeitgemäß oder nicht schon von anderen ausgiebig beackert anfühlen würde. Ganz klar: durch diese Dschungel und Ruinen räuberten sich von Lara Croft bis Nathan Drake seither ein paar andere. Wer es nicht mehr kennt, Pitfall war mit Donkey Kong eines der ersten Jump-and-Runs und an Lianen über Krokodile hinwegzuschwingen und über Skorpione zu hüpfen, das war damals abendfüllende Unterhaltung.

Fotorealismus!

Ein paar Neuauflagen gab es tatsächlich schon, die beste war wohl die vom SNES, weil sie auch optisch recht ansprechend war (Martin: Es war ein furchtbares Spiel, das nur ganz nett aussah, aber sonst grausig). Aber nachdem Nathan Drake sein leger aufgeknüpftes, fleckiges Longsleeve an den Haken gehängt hat, könnte der Weg frei sein für ein Microsoft-Äquivalent. Hat Ninja Theory nach Hellblade 2 schon was vor?


Blackthorne

Mal was aus der Kategorie "Spiele, die selbst Blizzard längst vergessen hat!". Blackthorne beschreibt man am besten als Flashback, wenn die Autoren des Heavy Metal Magazine es gemacht hätten. Auch das ist ein Fall von "müsste man was dran machen", in erster Linie die schrittweise Fortbewegung und allgemein dürfte es etwas zügiger und fluffiger von der Hand gehen. Aber die Welt von Tuul war spannend, durch Druck nach oben nahm man im Hintergrund Deckung (Huntdown irgendwer?) und man konnte nach hinten schießen, ohne dass Hauptcharakter Kyle Vlaros sich umdrehte. Mega-cool - wenn man in den Achtzigern groß geworden ist. Mir kann keiner erzählen, dass man nicht heute was daraus machen könnte.

Kam hier niemals raus: Blackthorn

Space Quest

Wer mag, darf das hier gerne durch King's Quest (gab es schon einen Reboot) oder Gabriel Knight ersetzen (wäre dann halt unten durch bei mir) - aber neue Abenteuer von Roger Wilco wären meine Wahl, wenn es um den Nachlass von Sierra geht. Wäre es ein sehr schweres Verbrechen an der Natur, mit Double Fine ehemalige LucasArts-Leute wie Tim Schafer mit der Neuauflage der Star-Trek-Persiflage zu betrauen? Ich würde ihnen das durchgehen lassen. Keine Ahnung, ob retrofuturistischer Weltraum-Quatsch heute noch zünden würde, die Aussicht auf eine Space-Quest-Rückkehr wäre mir das Experiment aber wert. Was kann schon schiefgehen, wenn das scheitert? Außer, dass wir weiter die Klassiker spielen müssen.

Ok, dass mittlerweile auch Frauen Computerspiele spielen, müssen wir Roger noch beibringen. Aber das kriegen wir hin.

Lost Vikings

Und noch was von den Warcraft-Leuten, diesmal aus der Kategorie "Spiele, von denen Blizzard nur so tut, als hätten sie sie vergessen". Als einer der prototypischen Puzzle-Plattformer wäre das Abenteuer der drei Nordmänner Baleog, Erik und Olaf in der Koop-verliebten heutigen Zeit eigentlich bestens aufgehoben. Meinetwegen auch ganz klassisch, in 2D, gern aber auch online oder eben im Splitscreen, und die Sache wäre eigentlich geritzt. Microsoft hat genug potente Indies an der Hand, die das übernehmen könnten. Diese drei waren jedenfalls zu cool, um als WOW-NPCs zu versauern.

Nie mehr Statisten in anderen Spielen sein!

Singularity / Hexen

Klar, dass auch was Neues von Raven Software auf diese Liste muss. Es bricht mir jedes Jahr das Herz, zu sehen, wie sie als bloße Zuarbeiter für Call of Duty zwar tolle Arbeit machen, aber eben auch nichts Eigenes mehr auf die Beine stellen dürften. Dabei hat dieser Entwickler so einige exzellente Spiele auf dem Kerbholz. Wer noch nie Singularity gespielt hat, hat jedenfalls ganz schön was verpasst. Einen fantastischen, story-basierten Shooter mit vielen genialen Zeitreise-Einfällen nämlich. Im Grunde die B-Movie-Version von Half-Life 2, die mit einem Killer-Twist beginnt und sich bis heute nicht schlecht gehalten hat. Gerne neu auflegen oder gleich einen Nachfolger hinterherschieben. Und wenn Raven damit fertig ist, dürfen sie sich gleich an Hexen machen.

Einfach eine tolle Kampagne mit aufregender Geschichte. Und das beste: Ihr seid an der einleitenden Katastrophe schuld.

Guitar Hero

Ja, richtig gelesen! Ich weiß, wir hatten dieses spezielle Revival erst letztens - was in meinem Alter offenbar "vor sechs Jahren" bedeutet. Aber ein neues Guitar Hero quasi als Grundausstattung in den Game Pass einzubauen, sodass man sich nur noch die Gitarre kaufen oder meinetwegen leihen muss, scheint mir eine vielversprechende Idee. Neue Songs bekommt man dann als Abonnent einfach so. Dieses unverwüstliche Konzept an sich überdauert jedenfalls alles - genau wie die Berge an Plastikmüll, die die Peripherielawine der späten 00er Jahre hinterließ. Ich würde sagen, ihr denkt am besten mal darüber nach, Microsoft.

Zu früh? Niemals.

Blur / Project Gotham Racing

Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Auslandsevent für Eurogamer. Das muss so 2009 gewesen sein, um in Liverpool Bizarre Creations für Blur zu besuchen - eine Art Mario Kart mit lizenzierten Autos auf Strecken durch echte Großstädten. Bizarre Creations waren seit Dreamcast-Zeiten quasi Helden für viele, viele Rennspiel-Fans. Metropolis Street Racer und später Project Gotham Racing für Microsoft sind absolut legendäre, wegweisende Games. In einem der vielen Interviews, die ich an dem Tag führte, sagten die Verantwortlichen, dass sie sich nach der Akquise durch Activision wie das Kronjuwel des Publishers fühlten. Blur war toll, und zwar richtig - und floppte dennoch hart. Ein Jahr nach Release von Blur kippte Activision sein "Kronjuwel" mit dem Restmüll raus. Bizarre waren Geschichte.

'Mario Kart mit echten Autos' zu verstehen, war damals zu viel verlangt von den Spielern. Blur war einer der Racer, der den Niedergang des Genres als wichtigsten Gaming-Publikumsmagneten kennzeichnete.

Das ist wahnsinnig schade, denn Blur war einfach toll: Wunderbares Tempo-Gefühl, griffiges Fahrverhalten, das zwar eingängig war und doch viel Tiefe bot. Auch im Vierer-Splitscreen eine Wonne. Heute arbeiten viele ehemalige Mitarbeiter des Entwicklers bei Playground Games an Forza Horizon. Keine schlechte Voraussetzung für ein Revival von Blur - oder eben Project Gotham Racing. Einer Marke, die schwer mit der Xbox verbandelt ist. Blur wäre mir persönlich ein bisschen lieber. Hey, Idee! Warum macht ihr nicht einfach beide?

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