Affordable Space Adventures - Test
So nutzt man das Wii-U-GamePad!
Selten habe ich ein Spiel erlebt, das so sehr von seiner Steuerung lebt wie Affordable Space Adventures. Im Puzzlespiel von Entwickler KnapNok Games steuert ihr ein kleines Raumschiff - passenderweise Small Craft genannt - durch die unterirdischen Gänge und über die Oberfläche eines fremden Planeten. Das klingt erst einmal wie nichts Neues - ist es aber durch einen besonderen Kniff dann doch, denn ihr habt die Kontrolle über ein gutes Dutzend verschiedener Regler und Instrumente, die das Spielgeschehen jeweils auf ihre Weise beeinflussen und die praktischerweise allesamt auf dem Wii-U-Gamepad liegen. Eine Schalttafel, die beinahe ein wenig an die Instrumente aus Star Trek: The Next Generation erinnert, mit dem Unterschied, dass hier jede angezeigte Funktion auch einen Sinn hat. So gut wurde das Alleinstellungsmerkmal der Wii U bisher in kaum ein Spiel integriert.
Der Spieler soll sich dabei fühlen wie ein echter Raumschiffpilot, denn die Hintergrundgeschichte dreht sich um das Unternehmen Uexplore, das in ferner Zukunft Reisen ins All für jedermann anbietet. Eine Art Weltraumsafari in einem kleinen Schiffchen, das der Reisende selbst steuern kann. Natürlich geht die Reise schief und das Small Craft stürzt über einem fremden Planeten ab. Der besteht nicht nur aus den im Uexplore-Werbespot angepriesenen schönen Stränden, Küsten und Delfinen vor violetten Sonnenuntergängen, sondern auch aus den Überbleibseln einer fremden Zivilisation, die bei Kontakt mit dem Small Craft sofort in den Verteidigungsmodus übergehen und dem Weltraumreisenden den Garaus machen wollen.
Genau an dieser Stelle kommen die zahlreichen Armaturen und Instrumente auf dem Gamepad der Wii U ins Spiel. Diese dienen eben nicht nur als schmuckes Beiwerk, sondern sind der wohl wichtigste Teil der Spielmechanik. Die feindlichen Roboter, Geschütze und Drohnen reagieren nämlich unterschiedlich intensiv auf drei verschiedene Faktoren: Lärm, Wärme und Elektrizität. Jede Funktion des Schiffs emittiert diese Faktoren. Der Kraftstoffmotor ist laut und heiß, der Elektromotor surrt leise vor sich hin, produziert aber eine Unmenge an Elektrizität. Zusätzliche Elemente sorgen für ruhigere Flugbahnen oder eine höhere Schwerkraft. Je nachdem, wofür ein Gegner empfänglich ist, gilt es also, die Instrumente so anzupassen, dass das Small Craft unbeschadet den Entdeckungsradius durchqueren kann. Angenehm, wie das Spiel die Funktionen und Instrumente nicht auf einmal einführt, sondern nach und nach erklärt. Es bleibt immer genügend Zeit, sich mit jedem einzelnen neuen Feature auseinanderzusetzen. So macht Lernen Spaß. Für das Small Craft selbst gibt es übrigens im gesamten Spielverlauf keine Waffen.
Ein einfaches Spiel ist Affordable Space Adventures an vielen Stellen nicht. Während es am Anfang nur ein wenig dauert, um herauszufinden, welche Kombination der Small-Craft-Funktionen die richtige ist, ist in späteren Abschnitten auch Geschicklichkeit gefragt. Da gilt es etwa, im richtigen Moment den Motor komplett zu deaktivieren, während ihr mit voller Geschwindigkeit auf einen Gegner zufliegt, so dass noch genug Schwung übrig bleibt, um an ihm vorbeizukommen. Die Systeme müsst ihr dabei in Echtzeit kontrollieren, alle parallel. Solche Stellen werden schon mal knifflig, häufige Tode sind die Folge. Allerdings startet das Small Craft nie weit vom Unglücksort entfernt, Frustration kam bei mir nur selten auf - auch, weil das Spiel in viele kleine Abschnitte unterteilt ist, bei denen es jeweils nur einen Ein- und einen Ausgang gibt. Erfolgserlebnisse gibt es daher oft, eine große zusammenhängende Welt hat Affordable Space Adventures dagegen nicht.
Gefallen hat außerdem die abwechslungsreiche Rätselstruktur. Da muss der Massegenerator aktiviert werden, um das Schiff auf den Meeresboden sinken zu lassen, gleich danach müsst ihr ein Minenfeld mit dem auf Minimum gedrosselten Elektromotor durchfliegen und an anderer Stelle einen Schalter mit einer Leuchtrakete zu aktivieren. All diese Rätsel sind eingebettet in eine mal dunkle, mal bunte, stets abwechslungsreiche 2D-Grafik. Zudem habe ich mich spontan in viele kleine Details verliebt: Der Kraftstoffmotor etwa hinterlässt kleine Wölkchen und will manchmal nicht anspringen. In seinen Ladebildschirmen präsentiert mir das Spiel Informationen über den Aschenbecher oder das Handschuhfach des Small Craft. Zum Solo-Spielvergnügen kommt ein asymmetrischer Mehrspielermodus: Während ein Spieler die Kontrolle über die Instrumente übernimmt, betätigt sich ein zweiter als Steuermann, während der dritte Scanner und Lichtkegel dirigiert. Das macht zu dritt vor dem Fernseher jede Menge Spaß, es macht das Spiel aber auch ungleich schwerer, solltet ihr kein perfektes Team sein. Genaues Timing ist für viele Rätsel nun mal unabdingbar.
Man könnte behaupten, Affordable Space Adventures sei lediglich ein kleines, hübsches Puzzlespiel. Zwischen seinen Abschnitten quält es seine Spieler mit langen Ladezeiten und in Ermangelung einer großen, zusammenhängenden Metroidvania-Welt kommt ein echtes Erkundungsgefühl nicht auf. Es geht wirklich nur um die Rätsel, die allerdings abwechslungsreich und intelligent ausfielen. Und gerade die Einbindung des Wii-U-Gamepads sorgt für ein so immersives Spielgefühl, dass ihr euch beim Fliegen durch die Spielwelt wirklich bald fühlt wie ein Raumschiffpilot. Oder, wenn es um das Herumexperimentieren mit den Schiffsfunktionen geht: der Bordmechaniker. Dazu noch die stimmungsvolle Präsentation und ihr habt ein Spiel, das der Wii U und vor allem ihrem eigenwilligen Controller gerecht wird.