Agatha All Along hat eine wunderbare Art, mit seinen Geheimnissen umzugehen
Die Kunst, mich neugierig zu machen.
Eines muss man Agatha All Along lassen: Von einer Folge zur nächsten hat man keine Ahnung, was hier passieren wird. Und wenn es dann passiert, hat man immer noch keinen Plan, was das sollte. Zumindest nicht im ersten Moment. Es ist die Sorte Serie, bei der ich nach dem Schauen in Wiki-Löcher falle, um mir Ereignisse oder Personalien im MCU oder den Comics wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Sicher ist einzig, dass es auf der “Witches Road” jede Woche die nächste Prüfung für eine der Hexen des improvisierten Zirkels geben wird. Schon die ersten Episoden mochte ich dafür, wie sie kleine Rätsel für uns drapierten, die neugierig auf den weiteren Weg machten. Was geschah mit Agathas Sohn genau? Was hat der verhexte “Teen” damit zu tun? Und wer ist die aus der Reihe tanzende Rio (Aubrey Plaza) eigentlich wirklich? Wie endete eigentlich Agathas erster Trip über die Witches Road? Und wie feste schließt sich der Kreis zu Wandavision?
Klar, die Gefahr dabei liegt natürlich darin, dass die Serie keine interessanten Antworten auf diese Fragen findet oder sogar Erwartungen weckt, die letztlich nicht erfüllt werden. Für den Moment gefällt mir aber, wie das aufgebaut ist. Jedes Mal erfährt man ein bisschen mehr, aber gerade wenig genug, dass es spannend bis zur nächsten Folge bleibt.
Dass ich mich gut unterhalten fühle, liegt weiter auch und vor allem an Kathryn Hahn, der man die jahrhundertealte, amoralische bis böse Hexe einfach abnimmt. Sie ist die perfekte Illustration der verderbenden Wirkung von Macht, wenn sie fast wehrlos gegen ihre eigenen Kräfte der Magieabsorption ist, und danach fast Machttrunken ihre finstere Seite zeigt. Sie taugt nicht zur Heldin, umso mehr aber zur düster facettierten Protagonistin. Man möchte sie mögen, weiß aber auch, dass von ihr große Gefahr ausgeht.
Diese Folge wird das gleich mehrfach deutlich, wenn Alice im Versuch, Agatha zu helfen, mal eben in Trockenobst verwandelt wird. Nachdem ihre Motivation, den Hexenweg auf sich zu nehmen, einer der reizvolleren war und ihre Bindung zum “Teen” als eine der wenigen aufrichtigen Beziehungen in der Serie etabliert war, kam das für mich durchaus überraschend.
Kurze Folge mit schweren Folgen
Gleichzeitig erfahren wir, dass Agatha ihren Sohn, Nicholas Scratch, in Kindesalter abgegeben (oder verloren) haben muss, was das Wissen um ihr “Opfer” für das Darkhold noch eine Ecke finsterer erscheinen lässt. Obwohl die Folge mit 25 Minuten ziemlich kurz war, passierte jedenfalls eine Menge und dass es sich bei dem “Teen” vermutlich um Wandas Sohn Billy handeln dürfte, ist mit der letzten Szene endgültig klar. Ich bin gespannt, wie sie das Zerwürfnis vom Schluss noch einmal aufarbeiten, oder ob nun das Konzept der wöchentlichen Prüfung hiermit zuende geht, weil jeder vom “Zirkel” sein eigenes Ding macht.
Trotz (vielleicht aber auch “wegen”) des tonalen Schleudergangs zwischen leichter Abenteuer-Comedy mit wohldosierter Situationskomik und Hexendrama mit starken Horroreinflüssen hat mich die Serie gerade fest im Griff. Es ist die Sorte grober Unfug, die mir großen Spaß macht.