Agatha All Along ist wie ein heilender Zaubertrank fürs MCU
Nach drei Folgen bin ich bestens unterhalten.
Ich sage das mit aller angebrachten Vorsicht, nachdem Marvel die Mehrheit seiner Serien mit gehetzten Drehbüchern oder Bombardements schlechter Ideen zumindest irgendwie beschädigt hat: Agatha All Along tut richtig gut! Nach drei Folgen fühle ich mich bestens unterhalten und freue mich über eine Show, die trotz einer ansteckenden Leichtigkeit auch ein paar erschreckend finstere Momente in Petto hat.
Nie weiß man, was als Nächstes kommt und dass die Serie trotz einer Hauptfigur, die auf dem Serien-Wunschzettel der Wenigsten gestanden haben dürfte, und einem leicht beschwipsten Tonfall schnell eine gewisse dramaturgische Fallhöhe etabliert, ist den Autoren hoch anzurechnen. Folge eins gefiel als surreale Selbstfindung Agathas aus Wandas Zauber heraus. Folge zwei stimmte als überraschend Tim-Burton-eske Einladung in ein dunkles Zauberland, insbesondere während der Team-Building-Phase, noch ein wenig verdächtig. Die Dritte jedoch verkauft den magischen Hexenweg als lustiges und zwischendurch überraschend finsteres Plot-Konzept aber bestens.
Sicher: Vorher hat sich niemand für die “Witches Road” interessiert. Aber spätestens ab Folge drei hat jeder der Beteiligten etwas Konkretes zu verlieren - oder besser zu gewinnen -, den “Teen” umweht ein spannendes Geheimnis und dann kommt auch noch eine buchstäblich tickende Uhr auf den Tisch. Wie sich das Team an Hexen aus der ersten Prüfung rauskabbelt, das war visuell im Wechsel komisch und unheimlich. Mittendrin, eine grandiose Kathryn Hahn, die ich schon immer mochte, und ihre Agatha als eine mit großen Gesten die Marmor-Wohnküche füllende böse Disney-Hexe spielt.
Hahn tanzt geradezu virtuos auf dem schmalen Grat zwischen Baby opferndem Märchenbösewicht und vom rechten Weg abgekommener Heldin, der man wünscht, dass sie eines Tages doch richtig abbiegen möge. Eigentlich sollte das unmöglich sein, aber sie schafft das irgendwie. Es ist nicht zu leichte, angenehm schräge Unterhaltung, die – bis jetzt zumindest – exakt weiß, wo sie hinwill und wie sie den Weg findet. Selbstbewusst und ohne Scham, auch mal ein bisschen campy zu sein, geht das hoffentlich haargenau so weiter – gerne auch so finster, wie die Folge am Schluss wird.
Die ultimative Bestätigung dafür, dass die Show bisher besser ist, als alle vermutet hatten, liegt darin, dass die üblichen Wut-monetarisierenden Kulturkrieger im Netz es sich gerade verkneifen, hierauf einzuhacken. Alle Outrage kam vor Release. Drei Folgen später nur Rauschen im Hexenwalde.
Mir soll es recht sein, ich mag Agatha All Along nicht zu knapp. Aber ich weiß auch nicht, was ich erwartet hatte. Oder besser: Vielleicht hatte ich gar nichts erwartet? Es ist aktuell die gesunde Standardhaltung in Sachen MCU. Dennoch: nach einigen starken Lebenszeichen (RDJ als Dr. Doom ist entweder ein Geniestreich oder der Untergang, Cap 4 und Thunderbolts sehen interessant aus) schaue ich wieder vorsichtig optimistisch auf das, was kommt – und Agatha All Along trägt bis hierhin seinen Teil dazu bei.