Age of Empires Online
Das hässliche Entlein auf dem Ball
Der Spielablauf ist im Prinzip Age of Empires, nur mit einem etwas anderen Aufbau. Ihr spielt nicht einfach auf einer beliebigen Karte und startet jede Runde neu, sondern beginnt erst einmal eure Heimatstadt auszubauen. Diese Stadt steht auf einer separaten Karte, die nicht angegriffen werden kann. Wie dusselig ihr euch anstellen mögt, sobald eure Armee die Stadt verließ, um irgendwo was zu gewinnen und es dann doch nur zu verlieren, diese Basis kann euch keiner nehmen. Ihr könnt sie jedoch anderen zeigen, um damit anzugeben, wie toll ihr gebaut habt. Wenn ihr möchtet. Und zu viel Freizeit habt. Und sehr gelangweilte Freunde. Oder ihr macht das, was jeder normale Mensch macht, nämlich das Ding bis zum Anschlag ausbauen und die Tech-Bäume zu erforschen.
Diese sahen auf den ersten, kurzen Blick durchaus elaboriert aus und schienen massig Möglichkeiten zu bieten, in alle möglichen militärischen und infrastrukturellen Richtungen zu forschen. Diese Forschung, wie auch der Rohstoffabbau in der Stadt oder auch in Quests, solange ihr dort ungestört seid, erfolgt - einmal geplant - auch in der Zeit, in der ihr offline seid. Der Ausbau könnte damit dank eines wohl recht schlanken Clients – nein, es läuft nicht im Browser – durchaus eine unterhaltsame Zwischendurch-Beschäftigung für eine halbe Stunde am Abend darstellen, selbst wenn man keine Zeit hat, eine der Missionen anzugehen.
Eine gespielte Quest entsprach dem Durchschnitt der Eroberungsmissionen. Das Hauptziel hieß, ein paar Barbaren-Dörfer zu überfallen. Schnell baute man Kasernen, Krieger purzelten heraus, woraufhin das Holz knapp wurde. Also ein paar Dörfler in die Wälder auf die Suche nach Material und Nahrung geschickt, inzwischen zieht ein Scout in die Lande, späht hier und da, ein erster Barbaren-Besuch wird abgewehrt und so weiter. Echtzeitstrategie halt. Wer die Herausforderung sucht oder später mit besseren Truppen in diese Quest zurückkehren möchte, findet grundsätzlich auch noch ein deutlich härteres Nebenziel, das weit länger beschäftigen kann.
Die meisten dieser Aufgaben lassen sich auch im Koop erledigen, wobei euch das „wer macht was" in der Aufteilung weitgehend frei überlassen bleibt. Absprachen sind jedoch durchaus sinnvoll in einem System, in dem jeder auf jede der Einheiten im eigenen Team Zugriff hat. Vom PvP war leider noch nichts zu sehen, mehr dazu später. Dafür präsentierte man stolz ein durchaus brauchbares Onscreen-Handbuch, das einem nicht nur Standards wie irgendwelche Erklärungen zu allem Möglichen bietet, sondern auch die Forschungsbäume durchspielen lässt, ohne dafür endlos Punkte zu verbraten. Auf diese Wiese kann man sehen, wo man hin möchte und setzt die Punkte dann gezielt ein. Ein kleines Feature, aber eines das gut den Anspruch an die Zugänglichkeit andeutet.
Diese Zugänglichkeit und die Motivation, die aus dem klassischen Echtzeitstrategie-Ablauf entsteht, sollte nicht unterschätzt werden, selbst wenn der kindlich-knuffige Look dazu einladen könnte. Es ist das traditionelle Syndrom, dass man schnell in das Spiel kommt, hier ein wenig baut, da eine Quest erledigt und bevor man sich versah, sind Stunden verflogen. Schaut man hinter die niedliche Kulisse, arrangiert man sich damit, dass es am Ende eben doch nicht ganz umsonst sein wird und gibt nicht der Versuchung nach zu schmollen, weil man ja eigentlich ein Age of Empires 4 haben wollte, dann hat dieses kleine, während der Präsentation verschmähte Spiel echte Chancen. Genug zu bieten hat es sicher. Ich kann jedenfalls sagen, dass ich es gerne mit am Abend aufs Hotelzimmer genommen hätte, um vergnügliche Stunden damit zu verbringen. Dabei hatte ich nicht viel getrunken. Hier beginnt sich eine ungesunde Metapher zu entwickeln. Ich halte den Abschied lieber kurz und schmerzlos. Age of Empires Online? Mochte ich.
Age of Empires Online wird 2011 - nach diversen Beta-Tests - für den PC erscheinen.