Age of Mythology: Extended Edition - Test
Aufgehübschte Mythologie.
Bevor ich mit dem Schreiben dieser Zeilen anfing, warf ich noch einen Blick auf meinen Test zur HD-Edition von Age of Empires 2 und konnte gar nicht glauben, dass dessen Veröffentlichung mittlerweile schon wieder ein ganzes Jahr zurückliegt. Die Neuauflage des zweiten Teils konnte mich vor etwas mehr als zwölf Monaten jedenfalls nicht wirklich durchweg begeistern, aber nun wagt man mit der Extended Edition von Age of Mythology, das ich damals in meinen jungen Jahren - okay, ich war immerhin schon 17 - als Geburtstagsgeschenk auspacken durfte, einen neuen Anlauf.
Und was soll ich sagen... es geht mir eigentlich genau so wie bei Age of Empires 2. Einerseits freut es mich, diesen nach wie vor spielerisch gelungenen Titel problemlos und in etwas modernerem Gewand auf meinem Rechner spielen zu können, aber irgendwo habe ich mir dann doch wieder mehr erhofft.
Der Zorn der Götter
Age of Mythology trägt zwar nicht den Namen Age of Empires, aber spielerisch gehört es einfach unmissverständlich zur Reihe dazu. Der einzige Unterschied ist im Grunde nur der Austausch des geschichtlichen Hintergrundes gegen die Mythologie verschiedener Kulturen. Mit Griechen, Wikingern, Ägyptern und Atlantern zieht ihr in den Kampf und greift dabei ebenso auf göttliche Fähigkeiten wie auf mythologische Kreaturen zurück, etwa Zyklopen, Minotauren oder Anubiskrieger.
Schreitet ihr im Zeitalter eurer Kultur voran, könnt ihr dafür abseits des zu Beginn gewählten Hauptgottes mit jeder Stufe aus einem von zwei Nebengöttern (oder Göttinnen) wählen, die dann wiederum neue Einheiten, Upgrades und göttliche Kräfte freischalten. Letztere umfassen einmalig nutzbare Aktionen, mit denen ihr beispielsweise die Karte zeit- und teilweise aufdeckt, Teile einer gegnerischen Armee in Schweine verwandelt, eure eigenen Kämpfer vorübergehend stärkt oder Meteoriten vom Himmel regnen lasst, die eine feindliche Siedlung ganz schnell in Schutt und Asche legen können.
Wie schon gesagt unterscheidet sich das Ganze spielerisch nicht sonderlich von der Hauptreihe. Ihr baut Rohstoffe wie Gold oder Holz ab, beschafft Nahrung und baut so nach und nach eure Siedlung und Armee auf. Im Gegensatz zu Age of Empires 2 könnt ihr hier nur maximal zehn Häuser bauen, um euer Bevölkerungslimit zu erhöhen, danach helfen nur noch neue Siedlungen an vorgegebenen Positionen auf der Map. Schade ist, dass man hier für die Neuauflage nicht ebenfalls das Bevölkerungslimit wie in Age of Empires 2 HD angehoben hat, weswegen ihr mit den Einschränkungen des Originals zurechtkommen müsst. Ein paar mehr Einheiten auf dem Bildschirm dürften moderne Rechner wohl eher nicht in die Knie zwingen. Und auch ansonsten hat man sich großartige Balancing-Anpassungen gespart.
Umfangreich und überarbeitet
In jedem Fall bekommt ihr mit der Extended Edition aber ein umfangreiches Age-of-Mythology-Paket. Neben den Inhalten des Hauptspiels stehen euch auch noch die Ergänzungen des Add-ons „The Titans" sowie die zusätzliche „Golden Gift"-Kampagne zur Verfügung. Strategen werden damit also zahlreiche Stunden beschäftigt sein.
"In jedem Fall bekommt ihr mit der Extended Edition aber ein umfangreiches Age-of-Mythology-Paket."
Widmen wir uns den echten Verbesserungen und Ergänzungen, die vornehmlich technischer Natur sind. Hier hat es besonders im Bereich der visuellen Effekte einige Überarbeitungen gegeben. Die Grafik wurde etwas verbessert, es gibt einen Wechsel der Tageszeiten - der sich in Szenarien auch deaktivieren oder im Intervall anpassen lässt -, schickere Wassereffekte, Schattenwürfe der Sonne, Bump- und Specular-Maps sowie Global Lighting, Ambient Occlusion und Anti-Aliasing, um hässliche Kanten auszumerzen. Dadurch verpasst man dem Spiel einen schicken neuen Glanz, der allerdings nicht allumfassend überzeugt.
Dass man besonders die Texturen des Spiels nicht weiter verbessert hat, ist für mich absolut unverständlich. Speziell in den Zwischensequenzen der Kampagne und beim nahen Heranzoomen sieht man doch sehr niedrig aufgelöste und verpixelte Texturen. Bei einem stolzen Preis von 27,99 Euro erwarte ich da ehrlich gesagt doch deutlich mehr. Es ändert nichts an der weiterhin vorhandenen spielerischen Qualität, an den schicken neuen Effekten und in der standardmäßig herausgezoomten Perspektive sieht das Spiel zwar ansehnlich aus, aber in puncto Texturen hätte man noch deutlich mehr herausholen können, eigentlich sogar müssen. Die Zwischensequenzen sind zum Teil wirklich keine Augenweide mehr und dadurch verpasst man es, für einen rundum gelungenen Gesamteindruck zu sorgen.
Ansonsten hat die Extended Edition in Sachen Steam-Unterstützung das zu bieten, was man eigentlich erwarten kann. Multiplayer-Modus, Achievements, Trading-Cards, Workshop-Support und Cloud-Spielstände sind mit von der Partie, ihr könnt also neu erstellte Karten und Mods fleißig mit anderen teilen beziehungsweise runterladen.
"Dass man besonders die Texturen des Spiels nicht weiter verbessert hat, ist für mich absolut unverständlich."
Neu hinzugekommen ist auch eine Twitch-Implementierung, falls ihr der Welt euer strategisches Können beweisen wollt. Ebenso gibt es einen verbesserten Zuschauer- und einen neuen „Treaty"-Modus, in dem Angriffe im Multiplayer-Part erst nach einer zuvor festgelegen Zeitspanne erlaubt sind. Ihr könnt dann eine gewisse Zeit lang erst einmal gemütlich Rohstoffe sammeln, bevor es zur Sache geht.
Schade, auch die zweite Neuauflage nach Age of Empires 2 HD schafft es leider nicht, mich gänzlich zu überzeugen. Für den Preis von 28 Euro erwarte ich technisch einfach noch mehr. Im aktuellen Zustand sind die Texturen bei näherer Betrachtung schlicht eine Enttäuschung, obwohl die neuen Effekte dem zwölf Jahre alten Age of Mythology einen etwas moderneren Touch verleihen. Hinzu kommen das nicht erhöhte Bevölkerungslimit und der allgemeine Mangel an Balancing-Anpassungen - im Steam-Forum gibt es dazu auch ein spezielles Thema mit Änderungswünschen der Community. Somit bleibt die Extended Edition hinter ihren Möglichkeiten zurück, ist aber trotz allem eine gute Gelegenheit, diesen Strategieklassiker mit all seinen Inhalten noch einmal zu erleben, sofern ihr das Original bislang nicht gespielt habt oder nicht mehr besitzt.