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Age of Wonders 4 im Test - Die Qual der Wahl kann manchmal wundervoll sein

Was darf es denn diesmal sein?

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Enorme Vielfalt und viel Individualität treffen auf ein exzellentes Strategiespiel, nur die Kampagne kann da nicht ganz mithalten.

Die Triumph Studios haben sich lange Zeit gelassen. Fast zehn Jahre nach dem dritten Teil und einem Sci-Fi-Ableger zwischendurch kehrt Age of Wonders 4 wieder in die vertrauten Fantasy-Gefilde zurück. Und dabei versprechen die Entwickler mehr Individualisierung als jemals zuvor, was bereits in den ersten Momenten, in denen ihr ein neues Spiel beginnt, mehr als deutlich wird. Selten war die Qual der Wahl so schön wie in diesem Spiel.

Das, was in Teil drei möglich war, ist natürlich weiterhin vorhanden. Ihr könnt eine der vorgefertigten Rassen wählen, bastelt euch euren Herrscher oder eure Herrscherin zusammen und los geht’s. Aber vertraut mir, das ist nur der halbe Spaß. Age of Wonders 4 ermöglicht euch, eure individuelle Fraktion zusammenzustellen. Kultur, Gesellschaft, Spezialisierungen, dazu der Körper eures eigenen Charakters, da kommt fast das Feeling eines umfassenden RPG-Charaktereditors auf. Zwerge, die auf Wölfen reiten? Oder andere merkwürdige (alles eine Frage der Definition) Kombinationen? Kein Problem, macht es so, wie ihr es möchtet.

In Age of Wonders 4 ist das nur der Anfang

Mit eurem Tome of Magic, das ihr zu Beginn auswählt, bestimmt ihr die Einheiten, die euch anfangs zur Verfügung stehen. Und das ist nur der Anfang, eure Fraktion und euer Held entwickeln sich im Spielverlauf kontinuierlich weiter. Ihr schaltet neue Vorteile für das gesamte Reich frei, verbessert die individuellen Fähigkeiten eines Helden und passt die Ausrüstung an, wenn ihr beim Durchstöbern der Fantasy-Spielwelten etwas Besseres vorfindet. Auch weitere Tomes of Magic werden sukzessiv freigeschaltet, somit sind zahlreiche verschiedene Kombinationen möglich und ihr bekommt neue, unterschiedliche Arten von Einheiten dazu. Am Ende kann es bei euch somit gänzlich anders aussehen als zu Beginn. Alles befindet sich in einem konstanten Fluss der Weiterentwicklung.

Bei der Erstellung von Reich und Charakter habt ihr viele Freiheiten.

Über Vasallen und alte Wunder, die ihr in der Spielwelt findet, kommt ihr noch an weitere Einheitentypen heran, sodass ihr nach einigen Stunden wirklich gänzlich einzigartige Armeen zusammenstellen könnt. Überhaupt gibt es viel auf den Karten zu entdecken. Untergrundwege. Kleine und große Schätze. Feinde. Zufällig herumstehende NPC-Armeen. Zufallsereignisse. Wenn ihr euch erstmals euren Weg durch diese Welt bahnt, werdet ihr alle paar Schritte etwas entdecken. Ob ihr aber gleich etwas damit anfangen könnt, hängt immer auch von eurer Stärke ab. Wenn nicht, kommt später wieder mit einer stärkeren Armee zurück.

Lasst euch von Age of Wonders 4 nicht abschrecken

Angesichts seiner vielen miteinander verbundenen Systeme und der vielen Entwicklungsmöglichkeiten kann Age of Wonders 4 auf den ersten Blick etwas einschüchternd wirken. Aber lasst euch davon nicht abschrecken. Ihr könnt euch in jedes Detail hineinfuchsen, aber auf der anderen Seite ebenso etwas oberflächlicher bleiben. Die Lesbarkeit des Spiels wurde vereinfacht und die Triumph Studios sind darum bemüht, euch wo immer es möglich ist eine helfende Hand anzubieten.

Wenn ihr selbst Schlachten durchführt, erkennt ihr nun zum Beispiel leichter anhand von Icons, womit ihr es zu tun habt. Auf der anderen Seite müsst ihr euch nicht damit befassen. Jedweder Kampf lässt sich automatisch regeln, wenn ihr das möchtet. Ähnlich wie in Total War und anderen vergleichbaren Spielen mit automatischen Kämpfen werden euch die Erfolgschancen angezeigt. Da könnt ihr dann selbst entscheiden, ob ihr es riskieren möchtet oder nicht – oder ob ihr eben nicht doch lieber eingreift.

Auf den Maps gibt es viel zu entdecken.

Das gilt auch für andere Bereiche. Ihr könnt Aufklärer automatisch die Karte erkunden lassen. Die Produktionsketten von Städten lassen sich automatisieren. Das läuft nicht immer perfekt, aber größtenteils zuverlässig. Sagen wir es so: Es kann nicht schaden, ab und an mal einen Blick darauf zu werfen, was da gerade so automatisch abläuft. Falls nötig, nehmt ihr einfach Korrekturen vor. Wenn ihr automatische Kämpfe durchführen lasst, merkt ihr je nach Anzahl der beteiligten Einheiten, dass das Spiel erst einmal eine kurze Berechnung vornimmt, bevor euch das Ergebnis präsentiert wird. Das Abspielen einer Wiederholung liefert dann auch nachvollziehbare Resultate. Ihr könnt euch gut darauf verlassen, wenn ihr nicht selbst Hand anlegen möchtet.

Wie gesagt, es ist nicht immer in jeder Situation die beste Wahl, aber wenn die Chancen ausgeglichen sind, kann es durchaus von Vorteil sein, selbst die Kontrolle zu übernehmen. Je größer die Armeen, desto anspruchsvoller die Kämpfe, das gilt ebenso für alte Wunder und Belagerungen von Städten. Erst einmal müsst ihr eine Stadt belagern, was mehrere Runden in Anspruch nimmt. Dabei könnt ihr verschiedene hilfreiche Projekte in Auftrag geben, die das alles etwas beschleunigen. Jedenfalls bekommt der Verteidiger so immer noch einen kurzen Zeitraum, indem er zu seiner Stadt zurückeilen (sofern er noch Einheiten hat) und das Schlimmste abwenden kann.

Es wird in Age of Wonders 4 nicht nur gekämpft

Kämpfe sind natürlich nur eine Seite der Medaille von Age of Wonders 4 und eine Art, sich auf der jeweiligen Karte durchzusetzen. Eine weitere Möglichkeit ist die Diplomatie. Andere Fraktionen reagieren ständig auf das, was ihr tut, ob ihr in ihren Hoheitsbereich eindringt oder ein Gebiet für eure Stadt annektiert, auf das sie eigentlich Anspruch erheben. Manche stellen Forderungen und sind abhängig von ihrer Natur von Haus aus eher freundlich oder feindlich gesinnt.

Eurem Charakter könnt ihr gefundene Ausrüstung in die Hand geben.

Über die Diplomatie bestimmt ihr Rivalen und Alliierte und die anderen Fraktionen tun das natürlich ebenso. Verschiedene Handlungen, oder wie ihr auf Bitten und Wünsche reagiert, beeinflussen die Haltung untereinander. Wenn ihr einen Krieg rechtfertigen könnt, hat das am Ende wenig Einfluss darauf, wie die anderen euch sehen. Umgekehrt: Wenn ihr einfach nur böse sein wollt und nach Macht strebt, ist euch das wahrscheinlich herzlich egal, ihr legt euch ja sowieso mit alles und jedem an.

All seine Stärken, die Individualität, die Unvorhersehbarkeit, spielt Age of Wonders 4 primär in den individuellen Partien aus. Die Kampagne verpasst dem Ganzen so etwas wie ein Korsett, indem sie euch mit vorgefertigten Schurken und anderen vorherbestimmten Faktoren konfrontiert. Das lässt sich immer noch gut spielen, ist aber nicht ganz so befriedigend, wie sich in einem Sandbox-Match nach Lust und Laune auszutoben. Aber das ist dann wohl der Kompromiss, den man bei einer Story-Kampagne eingehen muss. Egal, Age of Wonders 4 kann euch tatsächlich auch dann, wenn ihr die Kampagne ignoriert, bestens unterhalten.

Euer Reich entwickelt sich mit der Zeit ebenfalls weiter.

Während der Testphase hatte Age of Wonders 4 noch mit einzelnen technischen Problemen zu kämpfen, darunter Bugs und Schwierigkeiten mit der Performance. Abstürze kamen bei mir selten vor, manche Dinge passierten einmal und dann nie wieder. An einer Stelle konnte ich zum Beispiel die aktuelle Runde nicht mehr beenden. Es ging einfach nicht mehr weiter. Speichern und Laden hat in dem Fall aber problemlos geholfen. Ein bisschen Arbeit haben die Triumph Studios aber noch zu tun, wenngleich irgendwelche Game Breaker nicht auszumachen waren. Auf den Konsolen funktioniert die Controller-Steuerung ganz gut und legt euch dort keine großen Steine in den Weg.

Age of Wonders 4 - Fazit

Obwohl Age of Wonders 4 überwältigend erscheinen mag, ist es das nicht. Viele Automatismen helfen Einsteigern, nach und nach könnt ihr dann darauf verzichten, wenn ihr das möchtet. Durch seine große Flexibilität bietet es letztlich einen enormen Wiederspielwert und spornt euch dazu an, alle möglichen Kombinationen auszuprobieren. Und das macht anhand unterschiedlicher Siegbedingungen und stets neuen Voraussetzungen bei der Zusammenstellung der Karten immer wieder aufs Neue Spaß. Ihr sucht nach einem 4X-Strategiespiel, in das ihr euch wieder stundenlang, bis tief in die Nacht hineinfuchsen und "nur noch eine Runde" spielen könnt? Glückwunsch, ihr habt es gefunden.

Age of Wonders 4 Wertung: 8 / 10

Age of Wonders 4 - Pro und Contra

Pro:

  • Enormes Maß an Flexibilität und Individualität
  • Für Profis und Einsteiger gleichermaßen geeignet
  • Viele Automatismen helfen auf Wunsch aus
  • Großer Wiederspielwert

Contra:

  • Noch einzelne technische Probleme
  • Die Kampagne ist weniger spannend als individuelle Matches

Entwickler: Triumph Studios - Publisher: Paradox Interactive - Plattformen: PC, Xbox Series X/S (beide getestet), PlayStation 5 - Release: 02.05.2023 - Genre: Strategie, 4X - Preis (UVP): 49,99€


Ihr könnt Age of Wonders 4 auf Steam, im Microsoft Store und im PlayStation Store kaufen.

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