Aion: The Tower of Eternity
Grind it, Baby!
Noch dazu kommen die eingangs erwähnten Questlöcher und Balancing-Probleme. Zum Beispiel müsst ihr euch zwischen 17-20 in ein Elite-Gebiet wagen, in dem euch mächtige Jäger und Zauberer in Grund und Boden stampfen. Wer hier nicht gemeinsam mit einer Gruppe antritt, wird nach wenigen Versuchen frustriert die Flügel strecken und sich heulend wieder in Richtung WoW verziehen. Nur zusammen mit ein paar menschlichen Mitspielern kann man diese Hürde überwinden und einen ersten echten Endboss legen. PvE-Instanzen gibt es erst ab Level 25. Die passenden Belohnungen für das Töten der Bosse fallen eher mager aus. Richtige Rüstungs-Sets sucht ihr vergeblich.
Leider hat NCSoft auch bei der Erfahrungspunktevergabe Bockmist gebaut. In Richtung Endgame gibt es immer wieder Momente, in denen Monster auf dem gleichen Niveau weniger Erfahrungspunkte bringen als noch ein paar Level zuvor. Da sich die Quest-Belohnungen später kaum lohnen und ihr euch so weiter durch die zum Glück recht fix auftauchenden Monster schnetzelt, als für ein paar Goldstücke und magere Erfahrungspunkte in die Stadt zu stiefeln, schlägt hier der große Grind-Hammer zu. Mehrfach wiederholbare Metzel-Quests sorgen aber immerhin dafür, dass ihr nie ganz ohne Quest-Unterstützung durch die Gegend marschiert.
Auch bei den Berufen muss sich NCSoft Kritik gefallen lassen. Das Schneidern von Rüstungen, die Erstellung von Tränken und das Schmieden von Waffen lohnt sich zwar schon ab dem ersten Level, doch das System dahinter verlangt erneut Sitzfleisch von euch. Das Erhöhen eurer Fähigkeiten kann eine Ewigkeit dauern. Kleiner Tipp: Vor dem Schlafengehen die Generierung von Stahlbarren in Auftrag geben, spätestens am Morgen dürften diese dann fertig sein.
Außerdem gibt es auch hier Sammel-Lücken. Während ihr in den ersten Gebieten bis Level 20 genug Ressourcen mit unterschiedlichen Anforderungen geliefert bekommt, ist auf der Asmodier-Seite damit ab Morheim erst einmal Schluss. Wer ein paar Sammel-Level zurückhängt, muss sich also wieder zurück teleportieren und das Versäumnis nachholen. Im Gegenzug gibt es keine Berufs-Beschränkung. Ihr dürft gleichzeitig Waffen und Rüstungen schmieden, Lederklamotten schneidern, Tränke basteln oder spezielle Gegenstände zusammenbauen. Trotzdem solltet ihr euch auf 1-2 Fähigkeiten konzentrieren, sonst verliert ihr zu viel Zeit auf dem langen Weg nach oben.
Dank der langen Beta und dem frühen Start in Korea hielten sich die Probleme beim Launch in Grenzen. Auf den stark frequentierten Servern kam es zwar zu enormen Warteschlangen, dafür blieb man von Server-Abstürzen und starken Lags außerhalb der Städte erst einmal verschont. Außerdem recht hilfreich bei Performance-Problemen war die Möglichkeit, den Game-Kanal zu wechseln. Auf Knopfdruck kann man so in den Startgebieten eine Kopie der Welt betreten, in der sich mit etwas Glück weniger Mitspieler und vielleicht sogar ein gesuchter Gegner aufhält. Durch das Zuschalten solcher Ausweichmöglichkeiten hat NCSoft inzwischen die Warteschlangen in den Griff bekommen. Selbst auf stark frequentierten Servern ist eigentlich immer ein Platz frei.
Als MMORPG-Weichei wollte ich bei Aion gleich mehrmals die Segel streichen. Ohne ein nettes Team und eine ebenso hilfsbereite Legion hätte ich nicht einmal meinen aktuellen Level erreicht. Immer wieder kommt es zu großen Quest-Lücken und schlecht ausblancierten Level-Bereichen. Besonders dramatisch ist es zwischen 18-20 und 22-25. Da man zu diesem Zeitpunkt weder auf PvP noch auf Instanzen ausweichen kann, dürften an dieser Stelle einige Spieler frustriert zu World of WarCraft zurückkehren. Doch auch im Abyss gibt es immer wieder Momente, in denen man sich über das Balancing und die magere Instanzen-Auswahl ärgert. NCSoft sollte hier unbedingt nachlegen, sonst hat es bald mit einem ähnlichen Problemen wie Warhammer Online und Age of Conan zu kämpfen.
Aber ich muss zugeben, zwischendurch wurde ich immer wieder gut unterhalten. Die Kampagnen-Quest bieten epische Geschichten, die Kämpfe wurden trotz einiger Redundanzen packend inszeniert und die PvPvE-Gefechte in der Abyss sind wirklich einmalig. Vor allem die frische Spielwelt, aber auch die Dreidimensionalität durch den Einsatz der Flügel, sorgen für genau die Portion Abwechslung, um über weite Strecken das nervige Gegrinde zu vergessen. Mit etwas mehr Inhalt und einem Schub Richtung Balancing kann Aion sich ohne Probleme eine höhere Note erarbeiten. Wer sich an diesen Problemen und den Grind-Phasen nicht stört, darf ruhig aber schon jetzt zugreifen. Der Titel birgt eine Menge Potential, hoffentlich gelingt es NCSoft, dieses in den nächsten Wochen und Monaten abzurufen. Wir kommen wieder und erstatten euch natürlich Bericht.
Aion – Tower of Eternity ist explusiv für den PC erhältlich.