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Alan Wake 2 Night Springs ist nicht alles, was es sein könnte – optisch aber immer noch eine Wucht

Ewige Nachtschicht für Alan.

Entwarnung: Night Springs, der erste von zwei Story-DLCs, der in der Deluxe Edition von Alan Wake 2 enthalten ist, ist ein schönes, rundes Paket mit drei lustigen und – seltener – auch gruseligen Story-Kapiteln, mit denen man einen lauen Abend bestens über die Runden bringen kann.

Die Produktion ist ebenso wertig wie der Rest des Basisspiels, alle Schauspieler kehren in ihren Rollen (und noch ein paar mehr) zurück und auch beim Performance-Capture geizte Remedy nicht, als es Alan Wake aus dem “Dark Place” heraus drei neue Folgen der fiktiven Twilight-Zone-Kopie “Night Springs” schreiben ließ. Offenbar in einem Versuch, sich aus seiner Bredouille endlich herauszutippen.

Das steckt drin, in Night Springs

Dabei sind drei je nicht ganz eine Stunde in Anspruch nehmende, für sich stehende Spielabschnitte mit Zwischensenf von Mr. Door als Moderator herausgekommen, die überwiegend an bekannten Orten spielen und dort vertraute Figuren in neue Rollen werfen. Um die Überraschung nicht mehr als nötig zu verderben, gehe ich jetzt nicht zu genau darauf ein, wem hier was passiert und was das zu bedeuten hat (nicht, dass ich das in jedem Fall wüsste). Denn was hier geschieht, selbst zu sehen, ist das, was an Night Springs Spaß macht. Lassen wir es dabei bewenden, dass die Episoden eine schöne Mischung aus überdrehten, Wake-schen Massenschießereien (die Folge “Number One Fan”), düsterer Survival-Horror-Stimmung mit netten Rätseln (“North Star”) und freidrehenden Sam-Lake-ismen (“Time Breaker”) sind.

Schade nur, dass es spielerisch erstaunlich seicht bleibt, weil euch Remedy mit Munition und Heilgegenständen geradezu zuwirft, als wäre es ihnen lieber, ihr kämt ihr bald zum Schluss. Und so spielte ich Night Springs in erster Linie, weil ich sehen wollte, welche Ideen Remedy als Nächstes kommen würden. Insgesamt hat das schon Spaß gemacht, aber ich muss sagen, Alan Wake 2 als Spiel bringt diese Erweiterung nicht so recht nach vorne.

Alan Wake 2 Nights Springs Bilder

Zum einen fehlt es an einer verknüpfenden Rahmenhandlung. Dass diese Folgen das Produkt von Alans Versuchen sind, sich aus dem Dark Place herauszutippen, weiß ich nur, weil Remedys Thomas Puha es auf einem Pressetermin erwähnte. Die Folgen selbst haben – soweit ich das sehen kann – keinerlei Bezug zueinander und am Ende war ich selten sicher, welche Bedeutung sie jetzt für Alan oder die Welt, die ihn umgibt, haben sollen. Und selbst für sich genommen, eben als Twilight-Zone-artige Gruselgeschichten haben sie für mich nicht so richtig funktioniert. Mir kam Night Springs also insgesamt eher wie eine Fingerübung der Autoren vor.

Trotzdem ein Paket, das man sich geben kann, wenn man das Hauptspiel mochte, insbesondere, weil ein zweiter DLC, “The Lake House” ja noch kommen dürfte und im Preis enthalten ist. Zumindest dem Titel nach klingt das weniger nach stückhafter Grusel-Anthologie. Wir werden es sehen, wenn es erscheint. Ich tippe auf 22. Oktober, zeitgleich mit der lange erwarteten physischen Version des Spiels.

Die Technik – wie machen sie das nur?

Was aber nach wie vor schlichtweg begeistert, ist die Grafik, die Remedys Northlight Engine im Zusammenspiel mit der natürlichen Gestaltung der Spielumgebungen und den auch in Spielszenen überzeugend eingefangenen Charaktergesichtern erschafft. Sehr beeindruckend für eine in Eigenregie entwickelte Engine. Als ich Alan Wake 2 im letzten Jahr auf einer RTX 3080 testete, war an allzu viel Raytracing und Path Tracing noch nicht zu denken, wenn es 60fps sein sollten. Jetzt, auf einem Laptop mit einer RTX-Grafikkarte der 40er-Generation (RTX 4090 Laptop, etwa auf dem Level einer normalen 4070 Super) flutscht es dank DLSS auch auf annähernden Maximaleinstellungen in 3440x1440 schon genauso gut.

Mit Frame Generation bewegt man meist bequem oberhalb von 60 fps (wenn man nicht gerade im tiefsten Wald in NPC-Begleitung unterwegs ist sogar deutlich schneller) ohne dass das Spiel an den DLSS-Tricksereien optisch großartig zu leiden hätte. Das ist schon ziemlich imponierend. Für mich nach wie vor einer der optisch imposantesten Titel, wenn man jemanden mit dem aktuellen Stand der Technik in Videospielen beeindrucken möchte.

Alan Wake 2 – Night Springs: Für Fans wohl ein Muss, alle anderen reicht das Basisspiel

Ich hatte einen netten Abend mit Night Springs, muss aber zugeben, dass ich nicht sicher bin, ob ich hieran auch nur ansatzweise so lange zurückdenken werde, wie an das eigentliche Abenteuer, das ich im letzten Herbst erlebte. Zugleich kann ich auch verstehen, dass Remedy nicht allzu essenzielle Story-Dinge in einem bezahlten DLC preisgeben will, das würde Leute, die sich die Erweiterung nicht leisten können, außen vor halten. Was Nights Springs allerdings geschafft hat: Ich habe nun große Lust, das kreative New Game Plus - "Der Schlussentwurf" - anzugehen, das zum "echten" Ende führt. Und meine Neugierde darauf, was Remedy mit der zweiten Story-Erweiterung namens The Lake House macht, ist weiterhin ungebrochen. Ich hoffe auf einen gekonnten Brückenschlag zum ersten Teil. Was denkt ihr, was uns erwartet?

Night Springs ist Teil der Deluxe-Version von Alan Wake 2. Wer nur das Basisspiel besitzt, kann für 20 Euro ein Upgrade vornehmen.

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