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Alan Wake 2 The Lake House stellt sich im Test als Control 1,5 heraus

Ein schöner Horror-Happen zum Gruselfest.

Die stärkere der beiden Erweiterungen präsentiert sich als lohnendes neues "Mini-Control" und fesselt drei bis vier spannende Stunden hindurch mit einer interessanten Geschichte und einigen fordernden Kämpfen.

Ich denke, damit ist Alan Wake 2 nun komplett: Wie erwartet, erschien passend zur endlich erhältlichen physischen Version des wohl seltsamsten Big-Budget-Spiels seit Jahren der zweite DLC aus dem 20-Euro-Erweiterungspaket. Mit insgesamt locker fünf bis sieben hochwertigen Spielstunden sind Night Springs und The Lake House das Geld definitiv wert gewesen.

Zugegeben, auch wenn ich Night Springs durchaus mochte, viel hängengeblieben ist von dem arg stückhaften Sommer-DLC nicht. The Lake House funktioniert für mich nun deutlich besser, bietet es doch eine spannende Nebengeschichte mit exzellenten Schauwerten, die zudem die ästhetischen, erzählerischen und spielerischen Welten von Control und Alan Wake noch enger miteinander verwebt. Das “Remedyverse” wirkt nun wirklich wie aus einem Guss. Control 2, das aktuell bei den Finnen entsteht, kann für mich nicht schnell genug kommen.

Darum geht es in Alan Wake 2 - The Lake House

Gut dreieinhalb oder vier Stunden schickt The Lake House die FBC-Agentin Kiran Estevez (Janina Gavankar), die ihr auch im Hauptspiel seht, in die gleichnamige Einrichtung des Federal Bureau of Control am Cauldron Lake. Die Ausgangslage erinnert an Control, auch die Gestaltung ruft den fantasievollen Shooter von 2019 eindringlich ins Gedächtnis. Insgesamt fünf Etagen geht das Haus am See in die Tiefe, wo jüngste Experimente die Schwelle zur Anderswelt wie eine alte Fußmatte ein bisschen zu weit in unsere Realität hinübergezogen haben.

Spielerisch ist das in den Kämpfen und den wenigen Rätseln insgesamt deutlich anspruchsvoller gestrickt, mehrere Kämpfe musste ich schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad mehr als einmal spielen, oft fluchte ich darüber, wie viele Treffer ein besonders besorgniserregender Gegner schluckte. Mich erinnerte das daran, wie sehr ich das Mengenmanagement und Trefferfeedback in den Fights von Alan Wake mag. Aus irgendeinem Grund wirkte das für mich bedrohlicher als in vielen anderen Spielen vergleichbarer Art.

Mir gefiel zudem, dass The Lake Haus eine in sich geschlossene und doch mit der Haupthandlung vernetzte Geschichte erzählt. Ein kleines Geheimnis für sich, mit Fragezeichen genau an den richtigen Stellen, auf die ihr gerade genug Antworten findet, dass sich diese Exkursion komplett anzufühlen. Noch dazu mit interessanten Figuren. Fast, als spielte man einen kleinen neuen Teil aus dem “Remedyverse”. Für mich hat das als Vorgeschmack auf das nächste Control 2 extrem gut funktioniert, obschon das für mich dann gerne weniger bis gar keinen Bezug zur Figur Alan Wake haben darf. Der Fokus auf ihn als zentraler Anker und Auslöser für diverse Begebenheiten schränkt dieses verbundene Universum ein wenig ein.

Insgesamt jedoch ein schönes, in sich geschlossenes kleines Survival-Horror-Erlebnis für sich, das gleichzeitig die Hauptstory und das Universum allgemein elegant ergänzt, ein Spagat, der vermutlich das größte Kunststück von The Lake House ist.

Visuell und technisch einmal mehr ein Genuss

Und ich schreibe das jetzt nicht zum ersten Mal, aber als jemand, der das erste Mal seit Raytracing halbwegs massentauglich ist, bei voll aufgedrehten Effekten auf über 60 FPS kommt, pusten mich gerade die verglasten Forschungsräume des Haus am See visuell förmlich aus den Pantoffeln. Der DLC unterstützt die komplette Suite an DLSS-Effekten und dürfte die aktuell beste Werbung für Nvidia sein. Meine jüngst gekaufte RTX 4080 Super leistet hier ganze Arbeit und hübscht das ohnehin schon umwerfende Spiel noch einmal entschieden auf, wo ich bei der RTX 3080 noch empfindliche Abstriche machen musste.

Schon Control schlug maximalen ästhetischen Profit aus den Reflexionen auf den vielen, vielen gläsernen Bürowänden. Jetzt noch die Finsternis, die aus dem Cauldron Lake in die Anlage schwappt, in komplettem Raytracing zu sehen, das ist schon ein Erlebnis. Ich bin sonst eher nicht der Typ, der allzu viele Frames für die höchste Detail- und Beleuchtungstreue opfert, sehe mich in diesem Spiel aber fast schon verpflichtet, alles auf 11 zu drehen. Gerade auch, weil Büroböden und -Möbel mit der natürlicheren Beleuchtung noch authentischen Kontakt haben, präsenter wirken und nicht so steril und spielzeugartig aussehen, eine gute Wahl.

Nvidias Frame Generation macht hier ebenfalls einen guten Job, vermutlich, weil Alan Wake als Shooter von der eher langsamen Sorte ist. Trotzdem: Ich bin nicht sicher, dass ich sie hier wirklich brauchen würde und habe die meiste Zeit ohne gespielt.

The Lake House ist ein lohnender Abschluss für Alan Wake 2

Nach Nights Springs nimmt The Lake House Remedys Wahnsinn gerade genug an die Leine, um für sich genommen als willkommen konventioneller Horror-Trip bestens zu unterhalten. Die Erweiterung macht große Lust darauf, ins Universum von Control zurückzukehren, wo dann Alan Wake gerne wieder mehr Randfigur sein darf, um diese Welt ein Stück weit zu erden. Die 20 Euro sind diese beiden Erweiterungen mit Leichtigkeit wert.

Alan Wake 2 The Lake House
PROCONTRA
  • Spannende, in sich geschlossene Story, die gut vier Stunden unterhält
  • Klug aufgebaute neue Anlage zum Erkunden, mit viel interessantem Lesestoff
  • Weiterhin interessante Kämpfe
  • Umwerfende Grafik
  • Schöner Vorgeschmack auf mehr Control
  • Weniger Jump-Scares
  • Spielerisch konventionell

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