Alan Wake: Der Schriftsteller
Das Ende... oder so.
Das war jetzt also die Alan-Wake-Saga. Und ich muss gleich mal mit den Spoilern starten: In der letzten Einstellung des Spiels wird der zweite Teil praktisch namentlich initiiert. Ob er jemals erscheint? Abwarten, wer weiß. Alan Wake: Der Schriftsteller bietet ein Ende. Es gibt nicht viele Antworten, jedenfalls nicht auf alle Fragen. Wir erfahren, was mit Alan los ist und das ist ja auch was wert. Es lässt einen halbwegs zufrieden auf die gesamte Geschichte zurückblicken und hoffen, dass Remedy seine Erzählung eines Tages weiterführen kann. Ich will hier gar nicht weiter auf die Handlung eingehen, denn wer schon mit dem Signal weitermachte, der soll das wenige Neue hier selber erkunden.
Kurz bleibt es nämlich wieder. 90 Minuten, vielleicht 2 Stunden, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt. Das ist angesichts des Preises von etwas mehr als 500 Punkten oder knapp über sechs Euro kein schlechter Deal. Viel mehr Umfang war nicht zu erwarten und das, was euch an spielerischen Elementen diesmal über die Zeit unterhält, übertrifft das eher schwache Signal um Längen.
Am besten erst einmal das, was fehlt: Der Realitätsbezug innerhalb der Geschichte weicht sich immer mehr auf und damit fehlen diesmal wieder und aus verständlichen Gründen endgültig die Passagen im geistig stabilen Licht des Tages. Die Nacht ist endlos (oder vielmehr zwei Stunden lang). Auch finden sich keine neuen Versatzstücke, jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne. So allerdings, wie die Alten hier gewürfelt werden, scheint das auch kaum nötig. Teilweise fällt es einem schwer wiederzuerkennen, vor was man eigentlich steht.
Das neue Arrangement verändert auch die Atmosphäre. Es kommt eine neue, dramaturgische Dringlichkeit dazu, die zwar keine spielerischen Auswirkungen hat, jedoch den Spieler mit Energie antreibt. Mit dem Ende dieser Welt und der eigenen Existenz konfrontiert, braucht es kaum ruhige Erkundungspassagen. Es ist ein Wettlauf zur Ziellinie und die Hindernisse erschuf man mit weit besseren Ideen zum Thema Lichtwörter.
Dieses Konzept führte schon Das Signal fort. In der Luft schwebt das Wort „Ausrüstung", ihr strahlt es an und es verwandelt sich in Ausrüstung. Das Signal experimentierte mit Wörtern wie „Explosion", nur so richtig klappte das noch nicht. Diesmal postierte man alles sehr viel dezenter und präziser. Insbesondere der letzte Teil des Weges bietet eine Tour de Force, einen Sprint durch endlose Horden von Feinden, die ihr effektiv und mit einem Gefühl der Macht beiseite fegt, allein durch den richtigen Einsatz dieser Wörter.
Es ist eine Action-Episode, aber eine, die es die meiste Zeit gut hinbekommt, zu verstehen, wofür die Engine gebaut wurde. Nur an ein oder zwei Stellen zwingt man euch in beengten Räumen zu kämpfen, was nach wie vor mit einer auf Weitwinkel ausgelegten Ansicht nicht so richtig funktioniert. Statt dessen geben euch die meisten Plätze genug Raum und die eigentümliche Form der Wörter-Ideen Variationsmöglichkeiten innerhalb des Kampfes. „Boom" auf der Brücke klingt gefährlich, macht aber viel Spaß und überrascht sogar ein wenig. Und endlich gibt es einen echten Bosskampf, der euer spielerisches Können fordert. Etwas weniger beeindruckend für das Auge als ein Tornado, dafür um einiges reizvoller für die Hand am Pad.
An der Technik wurde nicht geschraubt, aber das war nicht zu erwarten. Die diesmal extrem surreale Welt zeigt jedoch schön, dass die Technik hinter Alan Wake zu viel mehr in der Lage ist als bisher präsentiert wurde und man sicher auch ganz andere Settings damit inszenieren kann. Der letzte Teil von Alans Reise gehört zu den wilderen Imaginationen, die einem Entwicklerhirn entsprangen. Sicher wirkt nicht alles lange nach, aber einige Bilder bleiben doch hängen.
Ihr habt Alan Wake und Das Signal durchgespielt? Dann muss ich euch das nicht extra sagen: Zahlt den kleinen Preis, ladet Der Schriftsteller herunter und bringt zu Ende, was ihr begonnen habt. Ihr erhaltet die seltsamste und geheimnisvollste Ausprägung der Welt von Wake, einige wirklich nette Actionsequenzen, ein paar gute Ideen zu den schwebenden Wörtern und ein Ende. Zumindest ein vorläufiges und zufriedenstellendes, solange ihr die Ungewissheit gegenüber dem Erscheinen einer Fortsetzung in Kauf nehmen könnt.
Wenn mich etwas enttäuscht, dann, dass das hier gebotene Finale kaum etwas zusätzlich zum normalen Ende auf der Disc hinzuzufügen hat. Ich hätte mit diesem gut leben können, das Finish von Der Schriftsteller verändert dieses Empfinden nicht. Es verlängert den Spaß von Alan Wake etwas, spielt ein wenig mit dem Setting und das sehr erfolgreich. Insoweit ist Der Schriftsteller als kleiner Abschluss für kleines Geld absolut gelungen, auch wenn es niemandes Wahrnehmung von Alan Wake umkrempeln wird.
Alan Wake: Der Schriftsteller ist ab heute für 560 Microsoft Punkte zu haben (ca. sieben Euro).