Alien Breed Evolution
Hit-Remix
Manchmal muss man ein bisschen ausholen, um ein Spielprinzip zu umreißen. Manchmal aber auch nicht. Wie bei Alien Breed, einem Amiga-Hit, der vor ziemlich genau 18 Jahren erschien. Außerirdische infiltrieren Raumschiff. Mach alle platt. Sechs Worte, damit ist alles gesagt.
Mit „Evolution“ wartet eine Neuauflage für die Xbox 360. Der erste Teil einer Trilogie, um genau zu sein. Hinter dem Projekt stehen erneut die Entwickler von Team 17. Die machten sich vor allem mit der Worms-Reihe einen Namen und haben’s eigentlich drauf – die Voraussetzungen sind also prima. Doch entfacht die moderne Alien-Breed-Fassung unter Veteranen nostalgische Gefühle? Können diejenigen, die anno 1991 noch in Papas Ursuppe umherpaddelten oder ausschließlich in Windeln geballert haben und die Originalfassung nicht kennen, mit diesem Shooter etwas anfangen? Wo sind Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
Statt die Brut brütal via Vogelperspektive umzunieten, erlebt ihr die launige Ballerorgie aus der Sicht von schräg oben. Ihr sammelt kein Geld, um es in Waffen, Munition und Heilpäckchen zu investieren, vielmehr liegt Ausrüstung in der Gegend herum. Meistens in Schränken und bei menschlichen Leichen, derer es viele, viele und sehr viele zu durchwühlen gilt. Indes entpuppt sich der Spielablauf in den komplett neu designten Levels schneller als früher. Die Unreal-Engine 3 und der Sound zaubern eine düstere Atmosphäre. Tolle Schatten- und Spezialeffekte (grüne Energieentladungen ftw!) und die grell kreischenden Kreaturen sorgen für Gruselstimmung – für einen Hauch „Survival Horror“.
Solisten haben sich in unter fünf Stunden durch die fünf Kapitel umfassende Story gemetzelt, was für 12 Euro absolut in Ordnung geht. Reizvoll ist dabei nicht nur die zwar puristische, aber ordentliche Shooter-Mechanik: Highscore-Jäger freuen sich wie Schnitzel über ihre Punkt-Wertung am Ende jedes Abschnitts, weil sie vielleicht einen guten Platz in der Weltrangliste erobert haben.
Wie in der Urfassung könnt ihr Evolution zu zweit daddeln. Nicht nur vor einem Bildschirm, sondern auch online. Allerdings ausschließlich im Rahmen dreier Extra-Levels, statt der Kampagne zu frönen. Außerdem sind die beiden Herren Ballermänner im Eifer des Gefechts manchmal schwer auseinanderzuhalten. Stark ist Evolution vor allem, wenn Horden von Gegnern auf euch einstürmen und/oder ihr Teilabschnitte unter Zeitdruck absolviert. Eine Szene, während derer ich vor einer Art Riesenzecke flüchten musste, pumpte ebenfalls Adrenalin. Sucht ihr die Herausforderung, solltet ihr E.T.s übellaunige Verwandtschaft aber im höchsten von drei Schwierigkeitsgraden mit Maschinengewehr, Flammenwerfer, Laser, aufstellbaren Selbstschussanlagen, Granaten & Co. gegenübertreten.
Dummerweise hat der Titel ein großes Problem: Er krankt am sich ständig wiederholenden Spielprinzip. Ihr klappert Wegpunkte ab, bekommt die immer gleichen Gegnertypen vorgesetzt (ich habe derer vier plus Boss gezählt) und drückt Knöpfe, Schalter, Hebel, Knöpfe, Schalter, Hebel, Knöpfe, Schalter und Hebel. Weil es durchweg darum geht, sich zu orientieren, kleben eure Augen schlimmstenfalls mehr an der Minikarte rechts oben als sonstwo. Dass ich Waffen quasi in den Popo geschoben bekomme, statt dafür Geld anhäufen zu müssen, nagt ebenfalls an der Motivation.
Letztlich entsteht der Eindruck, dass sich Team 17 nicht hat entscheiden können: War Alien Breed euer Gott und habt ihr euch unbändige Wiedersehensfreude gewünscht, ist euch Evolution zu weit vom Original entfernt. Für nicht vorbelastete Shooter-Freunde hingegen präsentiert es sich altbacken. Deshalb ist es kein Brüller, sondern eben nur nett und reiht sich nahtlos bei der direkten Genreverwandtschaft ein. Ich spreche wohlgemerkt nicht von einem Trauerspiel: Wer schnörkellose Action à la Shadowgrounds, Greed, Alien Shooter 2 oder Space Siege liebt (Reihenfolge = persönliche Rangliste), löscht auch mit Alien Breed Evolution gern sinnlos virtuelles Leben aus.
Nachdem ich gefühlte 1.001 mal per Knopfdruck irgendwelche Sicherungen eingeschraubt, Rechner hochgefahren und die Stromversorgung wiederhergestellt habe, fragte ich mich schon: Hallo? Bin ich der Elektriker? Der Hausmeister? Oder was? Dem elenden Alien-Gewürm zwischendurch was auf den nicht vorhandenen Pelz zu bratzen, ließ mich dennoch keinesfalls vor Langeweile sterben. Nein, irgendwie macht derlei Geballer halt doch Freude. Wenngleich ich trotz des Cliffhangers am Ende nicht behaupten möchte, die zweite Episode herbeizusehnen. Hört auf Papa Fränkel, den prähistorischen Spieleschlumpf, und seinen allgemeinen Rat: Wer retroeske Gefühle entwickeln möchte, zocke IMMER das Original.
Alien Breed Evolution kann bereits auf dem Xbox360-Marktplatz für 800 Points heruntergeladen werden. PC- und PlayStation-3-Version erscheinen im ersten und zweiten Quartal 2010.