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Aliens: Infestation

Das letzte 'Hurra' des Nintendo DS

Dadurch entsteht in diesem Actionspiel eine ganz eigene Atmosphäre, wie man sie vielleicht am ehesten noch aus Survival-Horror-Titeln gewohnt ist. Mit dem Bewegungsscanner samt Karte auf dem unteren Bildschirm im Anschlag und dem bekannten pulsierenden Beep im Ohr geht es immer im Schleichschritt durch bisher unergründetes Terrain auf der Sulaco und LV-426 und man macht jedes Mal drei Kreuze, wenn man mal wieder auf den letzten paar Millimetern Lebensenergie einen der rettenden Speicherpunkte erreicht hat.

Zwar wird auch umgekehrt ein Schuh draus und bekannte Gebiete werden bei den vielen doppelten Wegen, die man in dieser Sorte Spiel nach Nintendo-Vorbild geht, im Zusammenspiel mit dem Scanner schnell zur Routine. Im Weg nach vorne durch diese Käferjagd ist der Bann des Spieles auf den ausgewachsenen Mann, der hier mit versteinertem Blick an den beiden Bildschirmen klebt, aber ungeahnt stark.

Nach und nach bekommt man Schweißbrenner, Helmlampe, Schlüsselkarten und Flammenwerfer, um sich neue Bereiche zugänglich zu machen und räumt sogar einige Hindernisse - lebendig oder nicht - mit einem Power Loader aus dem Weg. Die Geschichte, die dabei erzählt wird, ist zwar papierdünn, reicht aber aus, um die ureigene Aliens-Atmosphäre um einen gewissen Comic-Charme zu ergänzen, der gut zur Plattform und den prächtig und extrem flüssig animierten Sprites passt.

Rein spielerisch bekommt ihr mit Ausweichrolle und Sprint samt begrenztem Ausdauervorrat und der Möglichkeit, ganz wie Samus auch diagonal oder senkrecht nach oben zu schießen, das übliche, aber griffige Werkzeug in die Hand, während die Waffen sich durch fleißiges Erkunden sogar aufrüsten lassen. Ein Upgrade wird, sobald gefunden, immer der einzigen aktuell ausgerüsteten Waffe zuteil, weshalb man schon ein wenig überlegen sollte, welcher Prügel einem am besten liegt. Ich kam zum Beispiel mit der niedrigen Nachladerate der Schrotflinte nicht klar - bei all den herumhüpfenden Facehuggern und Chestburstern kein Wunder - und habe daher recht früh den Flammenwerfer auf das Maximum gebracht. Und die gute alte Pulse-Rifle mit ihrem blechernen Gebell und den Granaten am unteren Lauf ist auch immer eine Bank.

Die Kämpfe gegen die flinken Aliens gefallen auf ihre Old-School-Art ziemlich gut und fangen das tödliche Naturell der Biester ausgezeichnet ein. Jedes Detail meint man an ihnen zu erkennen und die Attacken kommen alle direkt aus den Filmen. Ob die Viecher nun an der Wand bis zur Decke hochkrabbeln und sich dabei weiter auf einen zu bewegen, zur Sprungattacke auf ihre Beute ansetzen oder mit ihrem scharfkantigen Schwanz schlagen - hier ist man der Film-Mythologie weitestgehend treu geblieben.

Ja, es ist wirklich so fließend animiert, wie es hier aussieht.

Weniger gut gefallen haben mir die Gefechte gegen Kampfandroiden - eine Neuerung im Vergleich zum Film, aber eine gut denkbare - oder andere Söldner. Hier entspinnen sich regelmäßig statische Gefechte, die von zwei Seiten derselben Kiste ausgeführt werden, als wäre man in der Leslie-Nielsen-Serie Police Squad. Hier muss nur der rechten Moment abgepasst werden, um zwischen zwei Angriffen des Feindes die eigene Kugel abzufeuern. Etwas lahm und ich wundere mich, dass einem Entwickler wie WayForward nichts Besseres eingefallen ist.

Doch diese Kämpfe sind eindeutig in der Unterzahl. Je weiter man im Spiel vordringt, desto größer die Gefahr, plötzlich einer Queen gegenüber zu stehen und das ist im ersten Anlauf selten ein Job für nur einen Marine. Regelmäßig wittert man den Tod und weil "Leben" in diesem Spiel nicht länger nur ein Wegwerfartikel sind, von dem man tausend neue haben kann, wenn man will, bleibt es durchweg spannend.

Auch wenn es leicht denkbar ist, dass mit einem Squad Marines in dieser Spielumgebung mit etwas größerer Konsequenz auch mehr drin gewesen wäre als dieser hochsolide, offene 2D-Shooter nach bekanntem Muster - man denke nur daran, was schon eine grundlegendste Interaktionen der Crewmitglieder ermöglicht hätte -, so ist dieses Aliens-Spiel doch eines der unterhaltsamsten, die ich bisher spielen durfte.

Mehr als die Hälfte meiner Marines haben es nicht ans Ende des Spiels geschafft. Und dennoch ist ihr Opfer nicht vergessen. Für jeden einzelnen habe ich mir einen letzten coolen Spruch oder eine Zwischensequenz im Geiste ausgedacht, in der einer der heimtückischen Krabbler durch einen Lüftungsschacht bricht, um sich den tapferen Weggefährten zu holen. Viele wählten sogar komplett natürlich und aus dem Spiel heraus einen Heldentod, den man nicht besser hätte schreiben können. Und das ist etwas, von der all die Millionen Leben, die vor diesen 19 kamen, nur träumen können.

Aliens: Infestation ist für den Nintendo DS erhältlich.

8 / 10

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