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Alone in the Dark

Central Park Purgatory

Trotzdem und abermals: Alone spielt großes Action-Kino ab und setzt sich bei der Epik – schließlich wird schon zu Beginn gleich New York umgekrempelt und Ihr seid mittendrin – von anderen Horrortiteln ab. Weniger reiner Splatter, weniger Survival-Suspense, mehr große Bilder und Aktionismus. Zumindest in den sehr gradlinigen ersten drei Abschnitten.

In diesen – der erste ist kaum mehr als ein beeindruckendes Tutorial – genießt Ihr noch nicht viel von der Freiheit, die Euch später im Central Park geboten werden soll. Sollten sich später Selbstbestimmung und geführte Sequenzen abwechseln, dürfte dies bei dem hier vorgelegten Tempo eine sehr angenehme Mischung ergeben.

Eine, die es Euch dank des neuen Episoden-Aufbaus erlaubt, jederzeit eine besonders gefällige Szene noch einmal zu versuchen, ohne groß mit verschiedenen Spielständen hantieren zu müssen. Alle Episoden lassen sich gleich anwählen, alle Zwischenpunkte direkt anspringen, alles über ein Menü, das einer DVD nicht unähnlich ist. Zu Beginn könnt Ihr dies beruhigt und komplett ignorieren und, solltet Ihr Wert auf Achievements legen, einfach drauf los spielen.

Der Aufbau der Handlung geriet stringent und so wie Ihr es gewohnt seid. Bleibt Ihr aber einmal stecken, dürft Ihr jederzeit in das Pausemenü gehen und in relativ kleinen Schritten „vorspulen“. Habt Ihr eine Szene mal gerade so überstanden, allerdings in einem Kampf ärgerlich gepatzt oder zu viele wichtige Ressourcen verbraucht, auch kein Problem. Setzt einfach ein Stückchen zurück, spielt besser und dann einfach weiter.

Alles Fassade!

Und wisst Ihr mal nach einer tagelangen Pause nicht mehr so genau, was gerade passierte: Jede Session läutet das Spiel mit einer – glücklicherweise abbrechbaren – Sequenz ein, deren erste Worte schwer an „24“ erinnern: „Previously on Alone in the Dark…“.

Ob das allerdings wirklich nötig ist, lasse ich nach den ersten drei Kapiteln mal noch offen. Die Riege der Protagonisten bleibt überschaubar, allzu viele Geheimnisse kann der Held noch nicht entschlüsseln. Aber er leidet ja auch unter der weit verbreiteten Hauptdarstellerkrankheit Amnesie und muss sich halt alles erst zusammen klauben. Beim Erzählen setzt Alone in the Dark dann weniger auf Schockeffekte und brachialen „In your Face“ Horror, wie ihn Condemned 2, Silent Hill oder Resident Evil zelebrieren.

Edward Carnby ist ein Action-Held und kein Hase auf der Flucht. Die Horroranteile sind vorhanden, jedoch fürchtet Ihr Euch nicht permanent, Ihr genießt stattdessen die Aufregung der Aktion. Es ist ein für das Genre leicht veränderter Ansatz, der hervorragend funktioniert und dem Spiel auch die angestrebte Größe verleiht. Normaler Horror muss schleichen, um Euch zu erschrecken. Alone lässt es krachen. Das ist vielleicht nicht ganz so Furcht einflößend, macht aber nicht weniger Laune.

Der Episoden-Player sieht einem DVD-Menü zum Verwechseln ähnlich.

Die Qualität der meisten Dialoge wurde leider auch bei weniger sensiblen Schreibern Hollywoods entliehen. Der Einsatz von Flüchen und dem F…-Wort ist erlaubt und gern gesehen, solange es passt. Wenn die Welt sich umkrempelt, der Held mit einem Auto durchprescht und nebenbei noch einen Zombie überrollt, darf er alles sagen, was er will und fluchen wie ein „betrogener Nuttenpreller vom Hermannplatz“. In einer normalen Konversation – ja, auch solche gibt es hier – wirkt der inflationäre Gebrauch von Flüchen dagegen eher peinlich. Und es verdirbt leider ein wenig die gelungenen Momente, in denen dieSchreiber dann doch glänzten. Oder zumindest nicht negativ auffielen. Wie zum Beispiel, als sie den Bösewicht „Crowley" tauften. Da angelte man ein bisschen zu tief in der großen Klischee-Kiste.

Von diesem kleinen Fehlgriff abgesehen, hat mich das, was ich von Alone in the Dark erleben durfte, absolut überzeugt. Einige neue Elemente wie das Inventar und die Episodenaufteilung ergänzen geschickt das klassische System und das Spiel mit dem Feuer allein bringt schon jede Menge Freude mit sich.

Lediglich das Label des Survival-Horrors dürfte nicht ganz passen und für das Gebotene auch ein wenig klein ausfallen. Epik, Action und Horror werden hier mit Adventure-Elementen verquickt und ergeben ein rundes, aufregendes Gesamtwerk, das Euch nicht so häufig erschrecken wird wie andere Horrorgames, dafür aber atemloser und kein Stück weniger unterhalten zurücklässt.

Xbox 360, Wii, PC und PS2-Besitzer dürfen ab dem 20. Juni mit dem Feuer spielen, die PS3-Version verschiebt sich bis zum Herbst.

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