Alpha Protocol
Agent 00-SEGA
Dabei ballert ihr euch aber nicht wie in einem Shooter durch die Szenarien, langsam-planvolles Vorgehen ist Pflicht. Mit der Schultertaste legt ihr eure Waffen an. Gebt Mike nun etwas Zeit zu zielen, dann steigert sich die Genauigkeit der Pistole oder die Durchschlagskraft der Pumpgun. Oder ihr verzichtet ganz auf die Püsteriche, schleicht euch an den Wachen vorbei oder entledigt euch ihrer mit einem schnellen Manöver von hinten.
Die Einsätze selbst sind bunt gefächert. Mal gilt es, die Yacht eines russischen Mafiabosses zu infiltrieren, dann wieder sollt ihr, um eine wichtige Information von einem Triadenboss zu erhalten, ein paar abtrünnigen Handlangern die Leviten lesen. Oder ihr steigt in einen gut bewachten Hotelkomplex ein, um ein paar dort gelagerte Geheimdienstinformationen zu beschaffen – der klassische Agenten-Alltag eben.
Neben den Aufträgen ist das Verhältnis zu den andere Figuren das entscheidende Spielelement von Alpha Protocol. Gespräche führt ihr allerdings nicht wie beispielsweise in BioWares Knights of the Old Republic im Multiple-Choice-Verfahren – das Ergebnis ist am Ende stets festgelegt. Die Frage ist eher, wie ihr dieses Ende erreicht. Noch während euer Gegenüber redet, habt ihr die Möglichkeit, Mikes Verhalten bei seiner Antwort zu beeinflussen. Tretet ihr dem alten Triaden-Oberhaupt lässig und nassforsch gegenüber oder verhaltet ihr euch professionell und höflich?
Eure Antworten entscheiden, wie die Figuren im weiteren Spielverlauf zu euch stehen. Dabei setzt Alpha Protocol nicht auf die Mass Effect´sche Gut-Böse-Dichotomie, es kann ebenso Vorteile haben, wenn euch eine bestimmte Figur auf den Tod hasst, genauso wie es euch durchaus auch einmal zum Nachteil gereichen kann, wenn euch ein anderer Charakter zu sehr mag. Im späteren Spielverlauf wirkt sich das sogar auf die zur Verfügung stehenden Einsätze aus.
Je nachdem, wie ihr zu den anderen Protagonisten steht, müsst ihr dann eure Aufgaben auch nicht im Alleingang erledigen. Stellt ihr euch gut mit einem etwas durchgeknallten Agenten-Kollegen, geht der euch schon mal bei einer kniffligen Mission zur Hand und sorgt für ein handfestes Ablenkungsmanöver, damit ihr euch derweil an der Wachen vorbeischleichen könnt.
Aber nicht nur euer Verhalten in den Gesprächen beeinflusst den Plot, auch eure Spielweise in den Missionen hat Auswirkungen. Geht ihr beispielsweise bei euren Einsätzen in Rom besonders diskret vor und verzichtet auf unnötige Gewalt, werden eure Antagonisten erst nach ein paar Missionen merken, dass ihr überhaupt in der Stadt seid und dementsprechend überrascht sein. Laut Aussage der Entwickler ist es außerdem möglich, das Spiel komplett durchzuspielen, ohne jemals tödliche Gewalt anzuwenden – warum auch einen Gegner erschießen, wenn ein gezielter Betäubungsschuss für euch das selbe Ergebnis bringt?
Spielerisch machte die angespielte Version einen sauberen Eindruck. Hat man sich erst einmal an die Steuerung und die ungewohnt nah an Mikes Rücken klebende Kamera gewöhnt, bewegt man sich souverän durch die ordentlich großen Szenarien und erkennt schnell die zahlreichen interessanten Spielelemente und Möglichkeiten.
Nehme ich mir die Zeit, ein Schloss zu knacken, oder riskiere ich es lieber, die Tür mit Gewalt zu öffnen, auch auf die Gefahr hin, dass mich dann der Alarm verrät? Manipuliere ich eine Selbstschussanlage, um eine anrückende Feindeshorde abzulenken, oder verstecke ich mich in einer dunklen Ecke und nehme einen Gegner nach dem anderen aufs Korn? Die Möglichkeiten sind ebenso interessant wie zahlreich. Insbesondere die gut geschriebenen und professionell intonierten Texte konnten ebenfalls überzeugen: Kommt ihr dem alten Triadenchef krumm, wirft der euch ein paar äußerst amüsante Obszönitäten an den Kopf. Liefert ihr euch schlagfertige Wortgefechte mit einem besonders durchgeknallten Kollegen, gibt es ebenfalls einiges zu grinsen. Und wenn ihr einem Charakter mal drohen wollt, wird schnell klar, dass Mike auch andere Seiten aufziehen kann. Schnell ist klar, mit diesem Agenten ist nicht zu spaßen!
Alpha Protocol erscheint am 28. Mai 2010 für PC, PlayStation 3 und Xbox 360.