Alpha Protocol
Bond, Bourne, Bauer und...Thornton?
Alpha Protocol legt auf diese Dinge weit mehr Wert, als Ihr es von anderen Spielen des Genres gewohnt seid. Schon allein insoweit, als dass Ihr nur wenige Waffen und Gadgets gleichzeitig mitführen dürft und nicht wie der Oblivion-Held das Zwölffache seines eigenen Gewichts. Mit Details zum Hightechspielzeug hielt man sich während der Präsentation leider dezent zurück. Die Frage, ob Ihr mit der James Bond-Uhr ins Gefecht zieht, blieb im Raum stehen. Es wird Gadgets geben, jede Menge davon. Welche, werden wir sehen.
Das Arsenal orientiert sich ausschließlich an realen Vorbildern. Jede der Waffen, angefangen von der handlichen Pistole bis zum MG, lässt sich nicht nur aufrüsten und verfeinern, Ihr braucht auch die Fertigkeiten, um richtig mit ihnen umgehen zu können. Genaueres Zielen, mehr Schaden, alles Dinge, auf die Ihr nicht verzichten wollt.
Magie findet sich in einem solch realistisch angehauchten Setting nicht. Stattdessen steigert Ihr aktive und passive Skills. Während die passiven sich wohl auf die Person beziehen – Stärke, Ausdauer, solche Sachen, eher eine Vermutung meinerseits, da hier keine Beispiele genannt wurden –, geben Euch die aktiven beinahe magische Möglichkeiten.
In der Präsentation wurde der „Bullet Storm“ gezeigt, eine Spezialeigenschaft des SMG-Skills. Noch bevor ich Stranglehold denken konnte, fiel auch schon der Begriff „John-Woo-Style“, während Thornton auf dem Screen kurzzeitig unbegrenzt Kugeln in absurdem Tempo in Richtung seiner Feinde entlud. Hier gibt es einen Bruch mit dem Realismus, aber schließlich seid Ihr der Held. Der coolste Hoshi im Boot. Ihr müsst einfach etwas Besonders können.
Wie der Charakter von Thornton hochlevelt, wurde noch nicht gezeigt. Nur, dass es weit mehr an Eigenschaften als nur den Kampf gibt. Zwischenmenschliches kommt dabei genauso wenig zu kurz wie technische Kenntnisse zum Hacken von Computern. Dieses wird über ein Mini-Spiel abgewickelt, in dem Ihr mit steigenden Punktewerten dann leichter zum Ziel kommt.
Die wichtigste Charakterentwicklung läuft aber nicht direkt über die Punkte ab, sondern die Persönlichkeit, die Ihr in den Helden hinein interpretiert und wie Ihr ihn agieren lasst. Von Zeit zu Zeit findet Ihr natürlich Verbündete, die Euch ein Stück des Weges begleiten. Im Grunde ist Alpha Protocol aber kein Spiel, in dem Ihr mit einer ganzen Party unterwegs seid. Der Charakter Thorntons lässt sich äußerlich nicht über Schieberegler anpassen, vorgefertigt übernehmt Ihr ein ungemaltes Bild und sollt es mit Leben füllen.
Es ist eine Aufforderung an Euch, den Charakter und die Persönlichkeit des Helden durch Euer Spiel zu definieren und seine Rolle so zu spielen, wie Ihr Euch den Agenten vorstellt. Noch mehr Rollenspiel wird es nicht.
Nach drei Tagen GC bekam ich oft genug folgende Frage zu hören: „Und, was war für Dich das Spiel der Messe?“ Und zu meiner eigenen Überraschung hörte ich mich sagen: Alpha Protocol. Ich überdachte diese halb unbewusst getroffene Aussage und stimmte meinen Instinkten zu. Sicher, der Release ist noch über ein halbes Jahr entfernt und daher bietet sich hier viel Fläche, auf die ich meine Hoffnungen und Wünsche für das Spiel projizieren kann.
Seit Sid Meiers Covert Action vor über 20 Jahren hat sich kein Spiel mehr mit dieser Thematik so hingebungsvoll beschäftigt und es mal nicht auf einen reinen Ballertrip reduziert. Alpha Protocol könnte ein wichtiger Teil der Zukunft der Rollenspielwelt werden. Mehr Realismus, frische, hybride, genreübergreifende Spielmechaniken. Die Ansätze sind alle da. Sie scheinen perfekt zusammenzupassen. Obsidian und Sega geben das Versprechen eines ganz großen Spiels ab. Die Frage ist: Können wir ihnen trauen? Anfang 2009 werden wir es wissen.
Alpha Protocol wurde für das erste Quartal 2009 angesetzt. Thornton kommt dann auf PS3, Xbox 360 und PC zum Einsatz.