Alt+F40: Das Indie-Sommer-Massaker 2021 - und ist der Game Pass vielleicht doch die Rettung?
KW 29/2021: Neu! Jetzt auch auf Twitter. Diesmal richtig.
Schöne Woche gehabt! Meine erste Wochenhälfte dominierte ab dem Presse-Event zu Battlefield Portal am Dienstagabend eine nervöse Vorfreude auf BF 2042. Die legte sich erst, als ich auf Verdacht mal das kostenlose Splitgate ausprobierte. Seither geht mein Puls wieder ruhiger und ich kann gut damit leben, noch bis Oktober auf DICE' Neues zu warten. Wie lange das hält? Vermutlich bis sehr viel mehr sehr viel bessere Spieler Splitgate für sich entdecken oder ich nicht mehr in Lobbys voller Controller-Spieler lande. Oder eben Tor 3: Demnächst präsentiert Battlefield seinen bislang noch geheimen Hazard Modus als eine Art tighte Battlefield-Version von Rainbow Six, mit nur einem Leben pro Runde und größerer situativer Spannung auf kürzere Distanz. Dann ginge bei mir sicher das Flattern wieder los.
Ansonsten bin ich jetzt auch bei Twitter. Also richtig und offiziell diesmal. Wer mag, der folgt mir unter @derbohn. Und jetzt los, denn heute mache ich es kurz:
Inhalt
Was ist eigentlich diesen Sommer los? Viel zu viele grandiose Indies...
Ist gerade meine Wahrnehmung etwas verzerrt, oder sind die Indie-Titel dieses Jahr gerade lebensmüde eng beieinander? Noch habe ich nicht alle davon gespielt, aber was an bestätigterweise immerhin sehr interessanten bis verbriefter Weise fantastischen kleineren Titeln dieser Tage erscheint, das scheint mir geradezu fahrlässig? Wer soll das alles kaufen, geschweige denn spielen?
Los ging es mit einer Dreierkombo aus Chicory, Ender Lilies und Wildermyth Mitte Juni, die in der Redaktion reihenweise Herzen stahlen. Darjeeling schickte letzte Woche das grandiose, lebendige Wimmelbuch Labyrinth City auf der Switch an die Front. Cris Tales folgte ein paar Tage später und Martin gefällt's und das herausragende Death's Door hätte der Konkurrenz in einer faireren Welt reichlich Sicherheitsabstand abgetrotzt. Nächste Woche werfen sich der potenziell brillante Pixel-Boss-Rush Eldest Souls und die Deutsche Indie-Hoffnung Omno zusammen in den Fleischwolf, an dessen Kurbel die blendend aussehende Cyberpunk-Schießerei The Ascent vom Wolfenstein-Lead-Designer Arcade Berg und das Sowjet-Baller-Abenteuer Chernobylite kräftig drehen. Last Stop, das von Annapurna auf den Markt gebracht wird und alleine deshalb eine Chance verdient hat, werde ich mir vor meinem Urlaub Anfang August nicht mehr ansehen können.
Ich befürchte, wir sind gerade Zeuge einer verkaufstechnischen Massenkarambolage in Zeitlupe. Wegsehen unmöglich. Wie schlimm (oder - hoffentlich - glimpflich) das ausgeht, kann noch keiner ahnen. Was mich zu der Überlegung bringt, ob ein Abo-Modell wie der Game Pass eventuell Probleme wie diese auch etwas abzufedern in der Lage ist? Last Stop, The Ascent und Cris Tales haben dadurch zumindest gesicherte Einkünfte und man hört immer wieder, wie erleichtert Indies sind, die ein Spiel in Microsofts "Spiele-Netflix" unterbringen konnten.
An dieser Stelle dürfte der Game Pass einiges an Druck von den kleinen Studios nehmen. Und nicht nur von denen: Spieler, die wegen des Abos für einige der Spiele nicht mehr extra zahlen müssen, haben theoretisch freies Budget, sich einige der anderen zu kaufen. Insofern sehe ich den Beitrag solcher Abos unterm Strich durchaus positiv. Zumindest im Hier und Jetzt. Das Problem, dass das zu viele Spiele in zu wenig Zeit sind, bleibt zwar bestehen. Zumindest, bis im Jahre 2431 die Flatrate auf Freizeit kommt, bei der man seine Games in einem Taschenuniversum losgelöst von unserem Raum-Zeit-Kontinuum spielt. Bis dahin trösten wir uns zumindest damit, dass Indie-Spiele nie so gut waren wie heute, auch, wenn sie sich gerne weniger gegenseitig auf den Füßen stehen dürften...
Weitere Notizen - KW 29/21
Text(e) in Arbeit: Bevor es in den Urlaub geht, lest ihr von mir zu fast jedem der Spiele da oben (ausgenommen Last Stop, leider) noch einen Text.
Musiktipp der Woche: Lianne La Havas - Weird Fishes Ich bin gemeinhin kein Freund von Cover-Versionen. Oder sagen wir, ich knüpfe es an die Bedingung, dass der Künstler oder die Künstlerin dem Song in der Neuinterpretation auch ihren persönlichen Stempel aufdrückt. Und wie Lianne La Havas hier Radioheads Weird Fishes auseinandernimmt und wieder zusammenbaut, ist schlichtweg magisch. Die Frau hat ohnehin sechs Richtige bei mir: Kriminell gute Ausstrahlung und die vielleicht schönste Stimme im Business. "Schön" ist so ein lapidares Wort. Aber hier passt es einfach im Wortsinne. "Samtig" könnte man noch dranhängen, wenn man wollte. Das letzte Album, von dem auch dieses Stück stammt, hat mir insgesamt von ihr bisher am wenigsten gefallen. Aber die beiden Longplayer davor kann ich wegen des schönen Mixes verschiedener Stilrichtungen auch trotz tendenzieller Soul-Abneigung immer bestens hören. Hier noch der legendäre TinyDesk-Auftritt der Londonerin. Man muss nicht einmal Fan solcher Musik sein, um sich das trotzdem gerne anzuhören. Das soll ihr mal jemand nachmachen.
Höhepunkt der Woche: Abgesehen von dem Moment, in dem mein Einjähriger einer Kitafreundin bei ihrer Verabschiedung (wegen Umzugs) eine Blume geschenkt hat, gab's im Grunde nicht so viel Herzerwärmendes. DICE macht mit Battlefield Portal das nächste BF2042-Ding richtig gut und als man schon dachte, das wäre der Knaller schlechthin auf dem EA Event, kommen sie auch noch mit einem Dead Space Remake um die Ecke. Ich mochte die Spiele immer sehr, bin aber sicher nicht der größte Fan der Serie. Aber erstens bin ich neugierig, inwieweit das Remake den ersten Teil vielleicht auch ein wenig verbessert (dieses permanente "Hui-Buh, ich bin DOCH keine Leiche" fand ich etwas anstrengend) und zweitens gefällt es meinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn sehr, dass EA ihm jetzt mal wieder ein wenig Liebe zukommen lässt.
Mittelpunkt (?!) der Woche: Dass PES' Schritt Richtung Free-to-play nur vordergründig ein Waffenstrecken vor FIFA ist, und man gerne vorsichtig optimistisch wegen dieses Zuges sein darf, darüber haben wir schon Mitte der Woche gesprochen. Ein ähnliches Wechselbad der Gefühle erzeugten die Botschaften über das schwere Fehlverhalten bei Activision Blizzard. Erst der Schock darüber, wie tief derartiges Verhalten in der Branche verwurzelt scheint, dann die Erleichterung, dass es jetzt raus ist, damit dem gerichtlich nachgegangen werden kann. Es kann eigentlich nur besser werden, weshalb solche Botschaften fast immer der Anfang von zumindest dem Versuch einer Korrektur sind. Wie schwer kann es sein?
Tiefpunkt der Woche: Nicht, dass das Essen schlecht gewesen wäre. Aber nachdem ich mich eine Woche darauf gefreut hatte, einen vielversprechenden neuen Burger-Laden in der Gegend auszuprobieren, war die Erkenntnis, dass man auch mit viel Aufwand ein vollkommen durchschnittliches Gericht produzieren kann, meine persönliche Enttäuschung der Woche. Vielleicht lag es an der Vorfreude? Immerhin kam mir im Laufe dieser einen Woche gleich dreimal etwas dazwischen, als ich dorthin wollte, was die Burger-Sehnsucht zwischenzeitlich spürbar steigerte. Das Positive an der Sache: Ich muss diese Woche nicht so wie letzten Freitag über klimatechnische Weltuntergänge schreiben. Das ist doch auch mal was!